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Die nächsten Tage habe ich fast nur mit Lernen verbracht, entweder auf dem Zimmer oder in der Bib. Durch das ganze Theater mit dem Sport, Dilan und Luca hätte ich fast den Grund für mein Anwesenheit hier vergessen. Mein Studium. Das wichtigste ist, die Prüfungen zu bestehen.
Ich würde mich selbst als eine sehr ehrgeizige Person beschreiben. Deswegen möchte ich die bevorstehenden Klausuren so gut wie möglich absolvieren. Zwar ist es keine Schande durchzufallen, aber den zusätzlichen Lernaufwand würde ich mir gerne sparen.

Ich sitze bestimmt schon den halben Tag in derBibliothek und bin tief in meine Bücher gebeugt. Fast alle Tische sind voll, vollmit lernenden Studenten, die sich auch auf ihre Klausuren vorbereiten. Geradebin ich dabei mir meine Zusammenfassungen über die Stoffwechselprozesse ImKörper durchzulesen als sich plötzlich eine Person gegenüber von mir auf denfreien Stuhl plumpsen lässt. „Sag mal gehst du mir aus dem Weg?" Er stützteaufgebracht seinen beiden Händen auf den Tisch ab, so dass kurz ein lautesGeräusch verursacht wurde. Dieses zwang mich auf zu schauen und ich schautemein gegenüber fragend an. Auch andere Studenten blickten überrascht in unsereRichtung. „Nein", antworte ich und zog irritiert eine Augenbraue nach oben. „Wiesosollte ich dich ignorieren?" Der junge Mann fuhr mit seiner rechten Handenergisch durch seine braunen Haare und lehnte sich schließlich zurück. „Ichhatte nur den Eindruck, dass du mir aus dem Weg gehen würdest. Ich meine nachder ganzen Sache was bei deinen Eltern passiert. Vielleicht hast du das ganzanders empfunden wie ich." Ich seufzte leicht auf und machte mein Stift zu, weilich merkte, dass dieses Gespräch doch länger dauern würde als gedacht.
Mit ernster Miene schaute ich Luca an und sprach schließlich: „Ich gehe dir nichtaus dem Weg und ich hatte es auch nicht vor."
Ich merkte, wie er erleichtert ausatmet. Außerdem begann er leicht zu Lächeln. „Ichhabe mich schon wie ein kompletter Idiot gefühlt."
„Nein warum denn?", fragte ich ihn irritiert. Er betrachtete mich eindringlich.Unter dieser Beobachtung wusste ich nicht wie ich mich Verhalten sollte. Ich wolltenichts falsch machen, oder irgendetwas machen, was in diesem Moment unpassendwäre.
„Naja, die Zeit die wir zusammen verbracht haben, war sehr schön und das habeich auch deutlich gemacht. Also ähm, das dachte ich zumindest.." Verunsichert kratzteer sich am Arm und stammelte weiter: „es kann natürlich sein, dass du das ganzanders wahrgenommen hast, ich meine ich will dich zu nichts drängen ich wolltedir nur sagen, dass ich die Zeit sehr schön fand und sie gerne wiederholenwürde." So verunsichert und nervös habe ich Luca noch nie erlebt. Er tat immerauf cool und jetzt wirkte er wie ein scheues Reh, dass gleich vor Jägern dieFlucht ergreifen wollte. Das ist schon irgendwie niedlich. Ich weiß nur nichtso recht, was ich alles empfinde. Meine Gefühle sind zurzeit das reinste Chaos.Mein Blick huschte durch die ganze Bibliothek, ich war mir ziemlich sicher,dass andere Studenten dieses Gespräch interessanter fanden als ihre Bücher. Undda es sonst ruhig war, war ich mir ziemlich sicher, dass viele, wenn nichtsogar alle, gehört hatte, was Luca gesagt hatte.
Ich überlegte kurz bis ich antwortete. Luca wartete sichtlich angespannt aufmeine Antwort.
„Ich bin am Lernen wie du siehst." Fing ich an. „Also genau genommen, habe ichgar keine Zeit dir aus dem Weg zu gehen, da ich viel zu viel zu tun habe, mitdem Lernen, was du ja eigentlich auch tun solltest." Ich grinste ihn schelmischan. Mir war klar, dass Luca wahrscheinlich noch gar nicht angefangen hatte zulernen, obwohl er genau weiß, wie schwer die Klausuren bei unserem Prof werdenkönnen.
Er lachte auf. „jaja, das ist ein anderes Thema." Er zwinkerte mir zu. „Alleszu seiner Zeit, du weißt ich bin ein Profi in dem Gebiet.
Ich verdrehte lachend die Augen. „nicht so überheblich junger Mann"
„Jedenfalls fand ich die Zeit mit dir auch schön.", gab ich zu. Was auchgestimmt hat, der Kuss war plötzlich, aber sehr schön gewesen. Die Anziehungzwischen uns beiden ist auf jeden Fall vorhanden, sonst wären wir damals auchnicht im Bett gelandet.
Seine Augen begannen zu strahlen. „Das. Das ist wirklich toll. Ich war wirklichkurz verunsichert und du weißt ich bin so gut wie nie verunsichert, aber beidir ist es anders. Du bist anders." Ich schluckte bei seinen Worten und merktewie meine Wangen sich leicht rot färbten. Das sind zu viele Komplimente. Ichvernahm ein Kichern von ein paar Mädchen, die an den Tischen neben uns saßen.
Peinlich berührt fuhr ich mir mit den Fingern durch meine blonden Haare undließ sie etwas weiter ins Gesicht fallen, sodass sie mich ein bisschen versteckten.
„ich weiß nicht, was ich sagen soll", flüsterte ich leise und biss mir unsicherauf die Lippe. „Danke?"
Luca lachte lauf auf und lehnte sich ein Stückchen über den Tisch in meineRichtung, so dass ich seinen Atem leicht spüren konnte. „Du bist wirklicheinzigartig.", grinste er und strich mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht. „Alsogehst du mit mir aus?", fragte er ganz locker. Anscheinend hat er sein Selbstbewusstseinzurückgewonnen.
Amüsierend zog ich meine Augenbrauen nach oben. „Sobald die Klausuren vorbeisind, gerne". In diesem Moment war es die richtige Entscheidung. Ich befolgteZorayas Rat, aber in diesem Moment wollte ich es auch selbst.  

DilanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt