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„Deine Mutter ist echt sehr nett", fing Luca ein Gespräch an und stellte dabei seine Tasche auf dem Holzboden ab. Ich seufzte und ließ mich auf das große Bett plumpsen. „Du hast deine Familie sehr vermisst, oder?", er legte sich neben mich auf das Bett und starrte mit mir auf die Decke.
Ich nickte mit einem Lächeln auf den Lippen bis ich anfing zu sprechen:" Familie ist alles!".
„Da hast du recht, ich wünschte, ich hätte so ein gutes Verhältnis zu meiner Familie!", sprach er leise. Ich drehte meinen Kopf leicht und betrachtete ihn von der Seite. „Wieso versteht ihr euch nicht gut?", fragte ich ihn schließlich. Ich bin doch etwas neugierig mehr von ihm und seinem Leben zu erfahren.
„Ach naja", er zuckte mit den Schultern, „meine Eltern erwarten zu viel von mir." Ich merkte wie sich sein Körper anspannte und sich seine Miene verhärtete. „Wir müssen nicht davon reden, wenn du nicht willst", sagte ich ruhig und legte kurz meine Hand auf seinen Arm, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin.
Er drehte seinen Kopf von der Decke weg und schaute mir direkt in die Augen. Ich sah Schmerz und gleichzeitig Wärme. Luca ist ein sensibler Mensch und ich glaube, er hat schon viel erlebt, was ihn geprägt hat. Dennoch scheint er nie sein Lächeln und sein Herz verloren zu haben. „Danke, dass weiß ich wirklich zu schätzen.", sagte er schließlich und durchbrach die Stille. Wir lächelten uns leicht an. In dem Moment fühlte ich mich tatsächlich geborgen. Da war eine gewisse Vertrautheit, die ich gar nicht beschreiben kann. Wir lagen einfach nebeneinander und schauten uns in die Augen. Worte waren nicht nötig. Ich glaube keiner von uns wollte ein Gespräch anfangen. Manchmal ist Stille viel mehr wert.

Plötzlich ging die Tür auf und mein kleiner Cousin stürmte herein. „Elli, du hast mich noch gar nicht begrüßt?", schreite er vor Freude und blieb abrupt im Zimmer stehen, als er uns zusammen im Bett liegen sah. Wir schreckten hoch und saßen plötzlich ganz aufrecht auf der Matratze. Der kleine Junge starrte uns mit großen Augen an, drehte sich danach um und verließ eilig wieder das Zimmer.
„Was war das denn?", lachte Luca los und stand vom Bett auf. Ich zuckte lachend. „Bestimmt sollte er uns auch zum Essen holen."
Meine Stimmung hat sich von heute Morgen um einiges gehoben.

In der Küche stand meine Mutter, die sich gerade mit meinem Onkel unterhielt. Als er uns bemerkte, kam er mit einem großen Grinsen auf den Lippen auf mich zugelaufen und drückte mich fest. War klar, dass meine ganze Familie da war. Mein Onkel und seine zwei Kinder wohnten direkt gegenüber von uns. Sie waren eigentlich immer bei uns.
„Ich bin Louis!", sagte er an Luca gewandt und streckte ihm seine Hand entgegen. „Ich wusste gar nicht, dass du einen neuen Freund hast", mein Onkel zwinkerte mir zu und ich lief sofort knallrot an. „Wir, wir sind nicht zusammen!", stammelte ich und blickte ihn mit offenem Mund an.
„So, so", lachte er los. „Da habe ich von meinem Sohn aber etwas andere gehört!". Mit einem frechen Grinsen drehte er sich in der Wohnung und zeigte auf meinen kleinen Cousin, der friedlich am Küchentisch malte und von dem Tumult um ihn nichts mitbekommen zu scheint. „Was??", fragte ich irritiert und schaute Luca beschämt an.
„Naja, das nächste Mal solltet ihr wohl besser das Zimmer abschließen. Sonst bekommt mein Sohn noch Albträume.", laut lachte er los und schlug meinem Begleiter freundschaftlich auf die Schulter.
„Sir, sie haben da wohl etwas falsch verstanden. Elaine und ich sind kein Paar!", stellte er schließlich fest und grinste in meine Richtung. „Jedenfalls noch nicht", dabei fuhr er sich durch sine braunen Haare und schaute mich schelmisch an. Das war jetzt wirklich kein bisschen peinlich... entsetzt schaute ich Luca an. Es ist wohl besser, wenn ich darauf nichts antworte, sonst wird die Situation wohl möglich noch unangenehmer. Ich glaube nicht mal, dass Luca diesen Satz ernst gemeint hat. Er hat einfach einen ähnlichen Humor, wie mein Onkel und ich glaube sie würden sich ziemlich gut verstehen. Vielleicht auch zu gut.

Ungefähr 5 Minuten später kam mein Vater von der Arbeit nach Hause und wir konnten endlich anfangen zu essen. Auch er empfing Luca herzlich. Dabei hat mein Onkel zum Glück nicht nochmal die Beobachtung von meinem Cousin erwähnt. Obwohl da eigentlich auch nichts zu erwähnen gäbe, weil ich überhaupt nichts lief oder zu sehen war. Aber naja kleine Kinder oder auch speziell auch mein Onkel interpretieren so etwas anscheinen anders.

„Das Essen ist wirklich lecker!", warf Luca freundlich in die Runde ein und lobte meine Mutter. Diese wurde leicht rot und bedankte sich verlegen. Aber ich konnte ihm nur zu stimmen. Zu Hause schmeckte es immer am besten und meine Mutter konnte wirklich gut kochen. Es gab Spagetti Bolognese mit Tofu und Feta. Eines meiner Lieblingsessen. Ich könnte mich da wirklich reinlegen.

Mein Vater räuspertesich leicht „Und was studierst du Luca?", fragte er.
„Tatsächlich interessieren Elaine und ich uns für den gleichen Studiengang undhaben sogar ein paar Kurse zusammen.", antwortete Luca mit einem Lächeln. „Ich findeforensische Anthropologie sehr faszinierend." Schwärme er weiter. Mein Vater nicktezufrieden und widmete sich nun mir. „Und passt das Studentenwohnheim, sind die Leutenett zu dir?", fragte er mich mit einer liebevollen Stimme. Mein Dad war immersehr fürsorglich und kümmerte sich um alles. Ich nickte mit vollem Mund. DasStudentenleben war genauso wie ich es mir vorgestellt habe, nur ohne unerfreulicheBegegnungen mit Dilan. Aber das brauch ich meinen Eltern nicht am Esstisch zuerzählen. Sie wissen noch zu gut, in was für einer Verfassung ich gewesen bin,als er mich verlassen hat. Ich möchte, dass nur ungern sofort wieder aufrollen.„Doch, es ist wirklich gut.", antwortete ich.
„Daddy, was ist dieses forensigeee. Antrodingsda?", fragte meine kleine Cousineihren Dad mit großen Augen. Aufgewecktes Mädchen. „Ach weißt du,", mein Onkel kratztesich nachdenklich am Bart.
„Das ist wirklich cool," fing Luca an zu erzählen, „Du lernst deinen Körperbesser kennen. Dabei kann jedes Körperteil und jeder Knochen eine Geschichteerzählen, die wir durch unsere Untersuchungen in unserem Studium herausfindenkönnen." Bei seiner Erläuterung musste ich schmunzeln, besser hätte ich es einemfünf jährigen Kind nicht erklären können. „Ohh wie toll!", Frieda klatschte erfreutin die Hände. „So was will ich später auch machen!", sie wandte sich an ihrenVater: „Daddy, das will ich auch werden!"
Dieser lachte und tätschelte seiner Tochter leicht den Kopf. „Willst du nichtmehr Prinzessin werden?".
Empört verschränkte das kleine Mädchen ihre Arme vor der Brust. Dabei zog siedie Aufmerksamkeit von dem ganzen Tisch auf sich.
„Ich werde natürlich beides!"
„Genau Louis", meine Mutter schaltete sich in das Gespräch ein. „Frauen sind multitaskingfähig,wir können beides sein."
Auch ihn stimmte meiner Mutter zu und grinste meinen Onkel herausfordernd an.Frauen Power.
„Schon gut, schon gut, ich bin ja leise.", mein Onkel hob beschwichtigend seineHände und spießte daraufhin eine Nudel mit seiner Gabel auf. Luca betrachtete amüsierenddas Geschehen.
Stimmung war ausgelassen und heiter, wir unterhielten uns noch ein bisschenüber die Uni, die vergangenen Wochen, in denen ich nicht zu Hause war und vielebelanglose Themen. Meine Eltern freuten sich richtig mich zu sehen.

Als es dann ungefähr 23 Uhr war, beschlossen wir die Runde aufzulösen. MeineCousins waren auch schon längst in ihren Betten und die anderen wurden auch allmählichmüde. Nachdem wir ihnen „Gute acht" gewünscht hatten, machten wir uns auf inmein altes Zimmer.

„Ich hoffe, dir macht nichts aus, wenn wir in einem Bett zusammen schlafen", Lucaräusperte sich und schaute mich dabei verlegen an.
„Quatsch!", winkte ich ab. Es war nicht das erste Mal, dass wir zusammen in einemBett geschlafen haben. Die Erinnerung an diese Nacht ließen mich kurz erröten,weshalb ich schnell auf den Boden schaute.
„Okay gut, wenn könnte ich auch auf dem Boden schlafen, aber das wäre wenigerbequem und würde ich auch nicht unbedingt bevorzugen. Ich nickte als Antwortleicht und holte noch eine extra Kissen aus dem Schrank.

DilanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt