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„Wow, du siehst echt toll aus!", staunte Zoraya nicht schlecht als ich mich vor dem großen Spiegel in meinem Zimmer betrachtete.
Durch den Spiegel konnte ich gut ihr Gesicht sehen und sagte etwas nervös. „Findest du? Ist das nicht zu viel?". Dabei strich ich mir über das schwarze Kleid, welches ich an meinem Körper trug. Es war oben enganliegend mit einem V-Ausschnitt. Nach unten hin wurde es immer lockerer und schmiegte sich angenehm um meine Beine.
„Keine Sorge, er wird staunen.", meinte meine beste Freundin lachend. Liebevoll fing ich ihren Blick an. Ich war sehr dankbar für ihre Worte. Tatsächlich war ich sehr nervös davor mit Luca auf ein richtiges Date zu gehen. Es wirkt jetzt alles sehr offiziell, obwohl es das eigentlich noch nicht ist.
„Danke", hauchte ich und lächelte sie an.

Nachdem Luca mich von unserem Zimmer abgeholt hatte, machten wir uns auf den Weg zu dem Restaurant. Wir wollten klassisch zusammen Essen und uns dabei näher kennenlernen. Zwar klingt es ziemlich standardmäßig, aber was will man denn großartig machen? Er meinte, dass wir uns ja schon so in den Vorlesungen unterhalten und ein Restaurantabend dann etwas besonderes wäre. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Er gab sich wirklich viel Mühe.

„Und was bist du für ein Sternzeichen?", fragte er mich neugierig.
Erstaunt schaute ich in seine braunen Augen und hielt mit meiner Gabel in der Tagliatelle inne. „Sag mir nicht, dass du an sowas glaubst?", gluckste ich lachend und musste mich zusammenreißen nicht sofort los zu prusten.
„Klar, ich kann dich nur daten, wenn dein Sternzeichen zu meinem passt.", sagte er mit ernster Miene
Ich lachte. „Das meinst du nicht wirklich so, oder?"
„Ich bin Stier", antwortete ich ihm schließlich dennoch auf seine Frage und zog herausfordernd eine Augenbraue nach oben. „Ist das adäquat für dich?".
„My Lady, Sie haben Glück." Begann er altmodisch zu sprechen und richtete seine Gabel auf mich.
„Ach ja, ist das so Graf Dracula?" grinste ich schelmisch. „Mein Herz sagt mir, ob es Glück war und gewillt ist, zu halten.", ich beschloss bei seinem kleinen Spiel mit zu machen.

„Ein Widder und ein Stier passen hervorragend zusammen. Glück ist nicht vorhanden, aber vielleicht das Schicksal?", er zwinkerte mir zu und hatte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
„Was Sie nicht sagen?"
Er fuhr sich mit seiner Hand durch seine braunen verwuschelten Haare und antwortete:" Schon gleich bei Ihrem ersten Anblick habe ich gespürt, dass unsere beiden Schicksale miteinander verworren sind. Und was so sein soll, soll so sein."
„Sie Charmeur!", lachte ich amüsiert und fuhr mir mit der Hand über die Wange. Ich konnte spüren, wie sie sich langsam rosa färbten. Luca wusste ganz genau, was er sagen musste, um einer Frau zu schmeicheln, was mich tatsächlich etwas beeindruckte.

Die meiste Zeit unterhielten wir uns und achteten gar nicht auf unsere Gerichten, so dass sie schon kalt waren, als wir uns wieder diesen widmen wollten. Es war keine Sekunde langweilig mit ihm. Am Anfang war ich wirklich nervös und hatte leicht Panik etwas falsch zu machen. Aber Luca hat das schnell weggemacht und wir konnten unbeschwert die Zeit genießen.

„Ach sieh mal einer an, wer da ist", kam es plötzlich von einer Person, die sich hinter Luca gestellt hatte.
Genervt verdrehte ich die Augen. „Was willst du Dilan?", fragte ich ihn abwertend und ließ mein Besteck auf meinen Teller sinken. 
„Keine Sorge, ich wollte nur Hallo sagen.", lächelte er gespielt und fasste sich verletzt ans Herz. „Oder störe ich euch etwa und das hier ist ein Date?", sagte er schadenfroh heraus.
Ich presste meine Zähne aufeinander und schaute ihn direkt in seine Augen. „Ja", presste ich hervor und lächelte daraufhin Luca leicht zu. Dieser erwiderte meinen Blick und streckte seinen Arm nach mir aus und mir behutsam meine Hand zu streichen.
Anerkennend pfiff der Störenfried durch die Zähne und schlug meinem Gegenüber auf die Schulter. „Gut gemacht. Da, kannst du ja wieder jemanden von deiner Liste streichen."
Entgeistert schaute ich zwischen Dilan und Luca hin und her. Was redet er da ?
„Man, was soll das?", fragte Luca verärgert und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Du musst mir nichts vor machen. Ich kenne dein Buch.", lachte Dilan schadenfroh.
„Hör auf!", schrie ich ihn plötzlich an und funkelte ihn böse an.
„Luca hat mir von seiner Vergangenheit erzählt. Du brauchst ihn vor mir nicht schlecht machen.", fuhr ich ihn an und stand von meinem Platz auf. Ich spürte, wie meine Stimme vor Zorn bebte. 
Überrascht schaute er mir in die Augen. Ich konnte sehen, wie sich diese schlagartig verdunkelt hatten und sich nur noch Wut in ihnen widerspiegelten. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Sein Plan war nicht aufgegangen. Er presste seine Zähne aufeinander. Auf der Stirn konnte man deutlich eine Falte sehen, da er fieberhaft nachdenken zu schien, aber er sagte nichts. Wir schauten uns einfach nur an, so zornig, dass wir uns fast erdolchen könnten. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals.
Er schluckte, wechselte noch einmal den Blickkontakt mit mir, bevor er kehrt machte und das Restaurant und unseren Tisch wieder verließ.

Aufgebracht blieben wir zurück und schwiegen uns an. Keiner wusste so genau, was er sagen sollte, bis Luca die Stille unterbrach. „Es tut mir Leid", nuschelte er und sah mich reumütig an.
Ich nickte nur und war zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, um ihm jetzt meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Warum tat Dilan sowas? Warum muss er ständig die schönen Momente in meinem Leben kaputt machen? Ich wollte doch endlich mit ihm abschließen? Warum durchkreuzt er immer meine Pläne. Ignorieren scheint auch nicht zu helfen. Ich weiß langsam wirklich nicht mehr weiter.
„Ich wollte dir von der Liste erzählen", sagte er schließlich leise. Achja die Liste. Eine Trophäenliste mit all seinen Schandtaten. Widerlich. 
„Ich wollte es nur nicht gleich machen, ich wollte nicht, dass du einen schlechten Eindruck von mir bekommst. Ich weiß nicht, was mit Dilan los ist, aber er ist auch kein Unschuldslamm, wie du weißt. Und ich weiß auch nicht, warum er unser Date sabotieren muss. Er verhält sich in letzter Zeit auch nicht wirklich wie ein Freund gegenüber mir. Eher so als wäre ich sein schlimmster Feind." Er schluckte. 
Ich atmete einmal tief aus und wieder ein. „Es ist ok. Wirklich", meinte ich zu ihm.
„Es wäre besser, wenn wir jetzt gehen, oder?"

DilanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt