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Gequält versuche ich meine Augen zu öffnen. Sonnenstrahlen treten in das dunkle Zimmer ein und geben warmes Licht in den Morgen. Mit meiner freien Hand streiche ich über mein Gesicht und über meine verheulten Augen. Diese bei jedem Augenaufschlag oder einem Blinzeln weh tun. Nach dem ich gestern so aufgelöst in unser Zimmer gerannt bin, haben Zoraya und ich noch geredet und ich hab ihr alles erzählt.

Grummelnd ziehe ich meine Bettdecke über den Kopf. Ich will nicht aufstehen - Wahrscheinlich sehe ich richtig schrecklich aus. Verheulte Augen. Dicke Tränensäcke und gerötete Haut.

"Guten Morgen Sonnenschein" Zoraya streicht mir liebevoll über den Kopf.
"Heute stehen unsere ersten Kurse an, also hopp hopp ins Bad mit dir. Ich glaube du kannst eine Dusche gut gebrauchen."
"Ich will nicht" schniefe ich und muss aufkommenden Tränen sofort wieder unterdrücken.
"Du musst aber!" Sagt Zoraya mit einer verärgerten Stimme. "Ich lass nicht zu, dass du dein Leben wegen einem Typen versaust. Das ist er wirklich nicht Wert. Du musst an deine Zukunft denken. Ohne ihn bist du die letzten zwei Jahre auch gut ausgekommen und jetzt musst du weiter ohne ihn leben. Ich weiß, dass es schwer ist, ihn nach solanger Zeit wieder zu sehen. Vor allem nach dem Drama  von damals. Es ist auch Ok, wenn er dir noch etwas bedeutet, aber du musst selbst an dich denken. Am besten alles meiden, was nicht gut für dich ist."
Mit einem Ruck ziehe ich Zoraya zu mir runter und schließe sie in eine Umarmung.
"Danke" nuschele ich in ihr Ohr und rappele mich danach auf und begebe mich ins Badezimmer.

"Wow, schick schick" kommentiert Z Mein Outfit, als in das Bad verlasse.
Dankend lächele ich sie an. "Du hat Recht gehabt. Ich muss mir selbst etwas Gutes tun. Und genau, das tut mir gerade gut." Mit einer schweifenden Handbewegung zeige ich auf mein Äußeres.
"That's the Spirit!" Lacht Zoraya auf und hellt mir meine braune Tasche entgegen. Mein heutiger Look besteht aus einem blauen Sommerkleid mit einem braunen Gürtel. Braune Espandrillas die mit dem Gürtel und der Tasche perfekt zusammen passen. Mit ein paar Armkettchen und meiner Lieblingskette habe ich mein Outfit abgerundet. Dazu habe ich mich noch frischer geschminkt und alles hässliche abgedeckt. Außerdem habe ich meine blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.
"Da werden alle Männer sicher gaffen" kommentiert Zoraya lachend und hält mir die Eingangstür auf.

Zusammen begeben wir uns in die Aula, wo wir als ersten nach unseren Kursplänen schauen müssen. Zoraya und ich verabschieden uns und machen ein Treffen für die Mittagspause aus, da wir verschiedene Kurse und Lesungen haben. Anthropologie ist dabei mein Kernfach. Neben bei Belege ich noch weitere Kurse wie Sport, Latein und Geschichte. Mein Studium ist mit viel Aufwand betrieben, aber ich hab schon in frühen Jahren meine Liebe zur Forensischen Anthropologie entdeckt. Ich glaub 'Bones' hat dazu viel beigetragen. Viele verstehen meine Liebe zu dem Thema nicht, aber es ist meine Leidenschaft und meine Freunde und Familie müssen das akzeptieren, obwohl es nicht immer leicht war.

Seufzend mache ich mich mit meinen anderen Kommilitonen auf den Weg in den Anthropologieraum.
Erfreut lasse ich mich auf einen dieser schwarzen Stühle in den Vorlesesaalen    Fallen und kann es kaum erwarten bis mein Professor den Saal betritt.

"Nah, wen haben wir denn da?" Sagt plötzlich eine männliche Stimme neben mir und lässt sich auf den freien Platz neben mir fallen.
Genervt stöhne ich auf.
"Ein lieblicher Klang" flötet der Mann neben mir los. "Wir können die Nacht gerne wiederholen, es gefällt mir übrigens besser, wenn du unter mir stöhnst."
"Hi Luca" genervt verdrehe ich meine Augen und konzentriere mich, den Nagellack auf meinen Fingernägeln wegzuschaben.
"Hätte mir fast schon denken können, dass der Eisprinzessin so etwas wie Anthropologie gefällt." Meint er schließlich und widmet seiner Aufmerksamkeit dem Professor,  der gerade in den Saal gelaufen kommt.

"Herzlich Willkommen zu ihrem Kernfach. Der Anthropologie.
Den ersten 3 Monate werden wir mit der Theorie beginnen. Und dann wöchentlich abwechseln mit Praxis und Theorie. Am besten ihr bleibt, so wie ihr gerade sitzt, sitzen. Damit ich euch nicht verwechsle." Spricht der Ältere Mann in einer ruhigen angenehmen Stimme. Mir ist er jetzt schon sofort Sympathisch. Vielleicht ein bisschen zerstreut, aber sicher liebenswert. Mit seinen weißen Haaren und seinem Weißen Bart, erinnert er mich leicht an meinen Opa.

"Dann sind wir ein Team" raunt mir Luca ins Ohr, was mir eine leichte Gänsehaut bereitet.

"Gut, dann haben wir die Partnerkonstellation auch geklärt. Dann können wir sofort starten."

Na toll. Jetzt darf ich die ganzen Semester mit dem Idioten neben mir zusammen arbeiten. Wehe er versaut mir das.

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Und wie gefällt euch Luca??

DilanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt