Kapitel 18

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Ohne viele Worte ^^




Ihr ging es besser. Ein wenig, nachdem sie so etwas hatte wie einen Nervenzusammenbruch. Oder so was Verwandtes. Zumindest hatte sie danach fast zwei Tage durchgeschlafen und seitdem fühlte sie sich seltsam besser. Besser, aber einsam. Sie vermisste Draco. Aber sie war sich noch nicht ganz sicher, wie sie ihm gegenüber treten sollte. Sie war so abweisend und gemein gewesen und dann war noch der Verlust... des Babys da. Sie hatten darüber noch nicht gesprochen. Vielleicht sollte sie mit einem Brief anfangen. Aber was darin schreiben? Mrs. Weasley hielt davon gar nichts. Sie war der Meinung, dass Astoria Ruhe und Abstand brauchte. Aber sie schien generell davon nichts zu halten, dass Draco und Astoria so zusammen lebten. Vorher schien es niemanden gestört zu haben. Wobei Astoria schon raus gehört hatte, dass Molly Weasley bekanntermaßen schon vorher dagegen war.

Sie wollte Astoria lieber hier im Fuchsbau haben. In ihrer Nähe.
„Sie ist doch praktisch noch ein Kind.", hatte sie gestern zu ihrem Mann gesagt, als Arthur und sie sich unterhalten hatten und Astoria gelauscht hatte.
Mr. Weasley war der Meinung, dass seine Frau, Astoria nicht zurückhalten durfte, wenn sie Draco schreiben oder sehen wollte. Sie würde es morgen mit einem Brief versuchen. Wen Draco ihn denn noch lesen würde. Hoffentlich verzieh er ihr. Hoffentlich konnte sie darüber reden. Wieder zusammen finden. Irgendwie. Sie vermisste ihn wirklich. Seine Nähe und Wärme. Bei ihm im Arm zu liegen. Seinen ruhigen Atem zu lauschen. Der Gedanke schmerzte zwar gleichzeitig etwas, aber das Gefühl seiner Nähe war stärker. Viel stärker.

Sie wandte den Kopf in ihrem Zimmer, das sie bewohnte, als Molly Weasley einen Aufschrei losließ und offenbar dann jubilierte und zu schluchzen anfing. Was zum Teufel war jetzt schon wieder los? Sie verließ das Zimmer und beugte sich über das Treppengeländer.
„Oh ich bin so froh. Ich hatte so viel Angst um euch."
„Mum, lass mich los.", hörte sie eine bekannte Stimme und sie schritt langsam die Treppe nach unten.
Sie traute kaum ihren Augen, als sie in die Küche trat. Etwas ramponiert, standen dort um Mrs. Weasley gedrängt, Ron, Hermine und Harry, als wäre nichts gewesen.
„Ihr.", brachte Astoria hervor und sie wirbelten herum.
„Astoria.", fing Hermine an und fiel ihr im nächsten Moment um den Hals. „Dir geht es gut. Wir haben das von Daphne gehört und..."
Astoria schob sie etwas von sich. Sie wollte nicht über Daphne sprechen. Am besten nie wieder.
„Mit mir ist alles in Ordnung. Was ist mit euch?"
Sie wollte nicht darüber reden, dass es ihr ganz und gar nicht gut ging.

„Wir sind in einem Stück hier. Das ist doch das wichtigste.", meinte Ron keck und wirkte verwundert. „Was machst du hier im Fuchsbau?" Astoria suchte Mrs. Weasleys Blick. „Ich dachte, du wärst bei Remus?"
Remus? Nein. Nein sie war bei Draco... eigentlich. Alleine mit ihm.
„Astoria hat mich besucht. Ich wollte sie sehen. Seitdem wir alle aus dem Hauptquartier geflohen sind, sieht man sich so selten und Ginny wollte sie auch besuchen."
„Apropos Ginny.", fing Potter an. „Wo ist sie?"
Ein sanftes Lächeln erschien auf dem Gesicht der Älteren.
„Sie ist oben in ihrem Zimmer. Du kannst ruhig hochgehen. Ich mache euch inzwischen etwas zum Essen."
Astoria trat zur Seite um Harry hoch zulassen und wandte sich wieder um, um Hermine und Ron anzusehen.
„Wo seid ihr die ganze Zeit gewesen?"
Ron atmete schwer aus.
„Das ist eine lange und langweilige Geschichte."
Granger schnaubte. „So langweilig ist sie gar nicht."

Sie erzählten nicht wirklich viel. Sicher Ron und Hermine berichteten darüber, dass sie durchs ganze Land reisten, immer auf der Suche, nach dem was Dumbledore wollte was sie suchten. Aber was das genau war, erklärten sie nicht. Dafür erzählte Hermine, dass Ron oft genug gestritten mit ihnen hatte, was seine Mutter alles andere als gut fand, sodass Astoria sich nach oben verzog, als Mrs. Weasley wütend schimpfte. Darüber schimpfte, wie Ron an Harry zweifeln konnte, während Ron versuchte zu entschuldigen. Astoria stieg die Treppe nach oben und hielt vor ihrem Zimmer inne, als sie ein Stockwerk höher Ginny und Harry sah. Sie sprachen leise miteinander und Astorias Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sich Ginny etwas streckte und Potter küsste. Astoria vermisste Draco.

Sie ging in ihr Zimmer und begann ihre wenigen Habseligkeiten einzupacken, ehe sie sich selbst aus ihrem Jogginganzug quälte und sich umzog. Sie band ihre Haare zurück, schlüpfte in ihre Schuhe und schulterte ihren Rucksack entschlossen, bevor sie wieder nach unten ging. Als sie die Wohnküche betrat, saßen neben den drei Neuankömmlingen und Mrs. Weasley, dort auch Mr. Weasley und Ginny am Tisch. Ginny saß nahe bei Harry und die beiden hielten Händchen. Sie blickten alle auf, als sie sich räusperte.
„Ich gehe jetzt.", verkündete Astoria und Mrs. Weasley sprang auf.
„Astoria, ich halte das für keine gute Idee."
„Molly, Schatz.", fing Arthur mit Bedacht an. „Wenn Astoria denkt, dass es Zeit ist für sie zu gehen, dann musst du sie gehen lassen."

„Aber...", fing sie an und sah Hilfe suchend in die Runde.
„Ich will Nachhause.", antwortete sie ruhig.
Sie wollte zurück zu Draco. Arthur lächelte freundlich.
„Pass auf dich auf und schöne Grüße an Draco, ja?"
Sie nickte stumm und ging. Sie hörte Ron fragen.
„Wieso Draco? Wo will sie denn hin?"
„Das ist eine komplizierte Geschichte.", meinte Ginny und Astoria hörte Mrs. Weasley sagen.
„Ich halte das Ganze für keine gute Idee."
Aber Astoria zögerte nicht, als sie hinter der Schutzgrenze apparierte. Die Stille des Ortes umgab sie, als sie im nächsten Moment wieder auftauchte. Der Mond erhellte die Gegend und Astoria trat durch den Schutz. In der Hütte brannte noch Licht. Sie schluckte hart und biss sich auf die Unterlippe. Und wenn er doch sauer war? Wenn er sie nicht sehen wollte? Mit ihr nicht sprechen wollte?

Ihre Schritte fielen ihr schwer, während sie sich dem Haus näherte. Wenn wirklich alle Stricke reißen würden, müsste sie wohl wieder zurück in den Fuchsbau. Vermutlich nur um von Molly Weasley zu hören, dass sie recht gehabt hatte. Gut drei Meter vor der Haustür, hielt Astoria an, als die Tür aufgerissen wurde. Draco stand in der Tür. Er schien verwundert zu sein.
„Du... du bist wieder da.", sprach er leise und sie ließ den Rucksack zu Boden rutschen.
„Ja.", sagte sie zögerlich.
Nicht wissend, was sie tun oder sagen sollte. Und dann ging es irgendwie wie von selbst. Als Draco sich in Bewegung setzte, tat sie es ihm gleich und sie schlang fest ihre Arme um ihn, als er sie an sich zog.

„Ich dachte schon...", fing er schwer an und sie spürte, wie er zitterte. „Das du gar nicht mehr kommst."
„Es tut mir leid.", schluchzte sie und spürte, wie er ihre Stirn küsste und sie noch fester zu halten schien.
„Nein, mir tut es leid, Tori." Sie schüttelte den Kopf. Er sollte sich nicht entschuldigen. „Ich habe dich so schrecklich vermisst.", gestand er und sie sah zu ihm auf.
Er weinte, genauso wie sie.
„Ich dich auch, Draco.", wisperte sie leise und schloss die Augen, als er sie sanft auf den Mund küsste, nur um sie wieder an sich zu ziehen.
Sie war wieder zuhause. Zumindest fühlte es sich wie heimkommen an.





Sie war wieder hier. Einfach so. Und darüber war Draco froh und erleichtert. Besonders die letzten Tage hatte er mit sich gehadert. Wollte immer wieder in den Fuchsbau und sie einfach zurückholen. Aber er hatte Angst gehabt, dass es zu früh war. Dass sie nicht mitkommen würde. Ihn von sich stoßen würde. Doch jetzt war sie wieder da. Wieder bei ihm und sie waren wie zwei verlorene Seelen übereinander hergefallen. Es war innig und intensiv gewesen. Als hätten sie sich ein Jahrhundert nicht gesehen. Wären getrennt gewesen, wie in einer diabolischen Saga, nur um jetzt wieder vereint zu sein. Inniger und vereinter als jemals zuvor. Zumindest dachte er darüber nach, während sie im Bett lagen, nackt und aneinander gekuschelt. Er sah ihr dabei zu, als sie ihre Hand hob und gegen das Mondlicht streckte. Dass ihre Haut in ein kaltes, aber fast göttliches Licht tauchte.

Er griff nach der Hand. Verwob sie mit seiner und verschränkte ihre Finger mit seinen. Bevor er die Fingerspitzen zu seinem Mund führte und sie sanft liebkoste. Sein Schatz. Sein Leben und seine Liebe. Seine Astoria. Nur seine. Er spürte, wie sie sich mehr seitlich wandte und er tat es ihr gleich. Nur damit sie sich ansehen konnten.
„Ich hatte Angst, dass du nie wieder zu mir zurückwillst.", gestand er leise und suchte ihr Gesicht ab.
Er schloss die Augen, als sie ihre Hand ausstreckte. Ihm erst durch sein Haar fuhr, nur um dann ihre Hand auf seiner Wange ruhen zu lassen. Er sah sie wieder an.
„Und ich hatte Angst, dass du mich nie wieder sehen willst."
Er schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
„Wie kommst du nur auf die absurde Idee, ich würde dich nie wieder sehen wollen?"

Sie senkte den Blick.
„Wegen... wegen dem Baby..." Sie brach ab. Da war es wieder. Greifbar der Verlust und der Schmerz, der sie offenbar beide seit Wochen in der Mangel hatte. „Weil ich es verloren habe.", wisperte sie erstickt und er zog sie fest an sich, als er sie auf die Stirn küsste.
Sie zitterte unter ihren leisen Schluchzern und er hielt sie einfach nur fest. Es war nicht geplant gewesen und keiner von ihnen hatte bis zu diesem schrecklichen Tag damit gerechnet und doch war es ein Verlust. Sie hatten etwas verloren, was sie noch gar nicht bemerkt hatten. Wie Nebel der durch die Finger glitt, konnten sie es nicht aufhalten, dass es ihnen wieder weggenommen worden war.

Er hatte viele Gespräche mit Remus darüber geführt. Remus der regelmäßig vorbeigeschaut hatte, aus Angst Draco könnte durchdrehen, nachdem Astoria weg war. Denn Draco hatte sich daran die Schuld gegeben. Er hatte damit angefangen Astoria zu bedrängen. Beleidigt zu spielen, als sie mit ihm nicht schlafen wollte. Sodass irgendwann eins zum anderen geführt hatte und sie zusammen waren. Regelmäßig miteinander Sex hatten. Und trotz Vorkehrungen war sie schwanger geworden. Was offenbar nicht so selten vorkam. Remus hatte von Tonks erzählt. Tonks, die damals auch trotz Verhütung schwanger wurde. Aber Remus hatte vor allem darüber gesprochen, dass keiner von ihnen schuld daran war, dass es zu der Fehlgeburt gekommen war. Das so etwas passierte. Das wusste Draco. Er war Heiler. Er hatte schon oft solche Fälle in der Notaufnahme gesehen, aber es war was anderes, wenn man selbst beteiligt war.

„Es ist nicht deine Schuld. Tori.", sagte er leise und fügte hinzu. „Und auch wenn es dir kein Trost ist, aber so etwas passiert. Recht häufig sogar."
Sie schien sich nur langsam zu beruhigen, während Draco sie festhielt, sanft über ihr Haupt und ihren Rücken strich.
„Es tut trotzdem weh.", sagte sie schwer und er nickte.
„Ja, ich weiß. Ich fühle es auch." Er atmete schwer ein und aus. „Ich habe ein Grab gemacht.", erzählte er ihr und sie hielt inne. „Ich habe alles von diesem Tag... Die Kleidung und... nun alles, eingegraben."
Sie setzte sich auf. „Wirklich?"
Er nickte.
„Ja. Ich zeige es dir morgen. In Ordnung?"
Er hatte darauf Vergissmeinnicht gepflanzt. Sie nickte und er streckte seine Hand nach ihr aus. Berührte die Kette, die er ihr geschenkt hatte und das alles war, was sie momentan trug.

„Tori?", sagte er leise und sie sahen sich wieder an. „Ich liebe dich."
In ihren Augen regte sich etwas. Er hob seine Hand zu ihrem Gesicht, als sich Tränen aus ihren Augen lösten und über ihre Wangen rollten. Sie sollte nicht weinen. Nicht seinetwegen. Sie beugte sich zu ihm. Küsste ihn innig.
„Ich dich auch, Draco."
Sein Herz hämmerte hart in seiner Brust, als er sie wieder an sich zog. Sanft seine Arme um sie schlang. Sie war alles, was er brauchte und wollte. Und er wollte sie vor allem nie wieder verlieren. Nie wieder. Er blickte sie an, als er sie unter sich begrub. Sie Haut an Haut lagen. Ihrer Körper gegeneinander gedrückt wurden mit jedem Atemzug.

„Heirate mich.", sagte er leise und suchte ihr Gesicht ab.
Sie blinzelte ihn erstaunt an.
„Was?", fragte sie wie in Trance.
„Heirate mich, Astoria. Werde meine Frau."
Er wartete direkt darauf, dass sie lachte. Einen dummen Witz machte oder sie ihn von sich stieß. Doch das tat sie nicht. Sie nickte. Nickte und legte sanft ihre Hand an seinen Nacken.
„Ja.", antwortete sie knapp und er teilte erneut ihre Lippen mit seinen.
Denn alles würde gut werden, solange sie sich hatten. Da war sich Draco sicher. Gemeinsam würden sie alles überstehen. Selbst das Ende der Welt.

Es ist nicht immer Liebe für eine Beziehung notwendigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt