Kapitel 14

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Vielen lieben Dank ^^





Weihnachten bei den Weasleys war definitiv voll und Astoria gab es nicht gerne zu, aber sie war froh, dass sie aus der Hütte wegkam und endlich mal wieder unter Menschen waren. Obwohl sie es verwunderlich fand, dass überhaupt Weihnachtsstimmung aufkam. Sie wusste nicht, ob es an den Menschen lag, der Musik, dem Duft nach Weihnachten oder einfach, dem zusammen sein. Was sie wusste war, dass sie von gut ein Dutzend Leuten umarmt worden war. Das Fleur schwanger war, was man nun sah und sie immer wieder leise gefragt wurde, ob sie es gut mit Draco aushielt. Was sie natürlich bejahte. Sie lehnte auch das Angebot von Mrs. Weasley ab, die ihr anbot hier zu wohnen. Das würde ihr dann doch ein wenig zu weit gehen. Sie kamen gut zurecht, Draco und sie. Besonders seit ihrer kleinen Abmachung. Und sie wusste nicht, ob es gut wäre, wenn sie zu lange bei den Weasleys wäre. Ginny drückte gewaltig die Stimmung und Astoria verstand es nur zu gut.

Sie hatte zwar niemanden mehr, auf den sie warten musste aus ihrer Familie. Aber sie wusste, wie man in diesen Strudel aus Verzweiflung und Niedergeschlagenheit geriet. Nach Daphnes Verrat war es ihr so gegangen. Sie hatte sich zerschmettert und... hoffnungslos gefühlt. Sie würde Ginny wirklich gerne helfen, aber Astoria fürchtete auch, wenn sie hierbleiben würde, um das zu tun, dass sie wieder an diesen Punkt ankam, wo sie vor einigen Wochen war und dahin wollte sie nie mehr. Sie umklammerte ihre Tasse mit Punsch fester, während sie auf der Treppe saß. Lauschte dem Weihnachtslied und hörte die anderen sprechen. Ob Daphne auch feierte mit Blaise? Mit Sicherheit. Das Ministerium gab sogar einen großen Ball. Natürlich nicht für Gegner des Regimes. Wie sich die Welt verändert hatte. Würde es jemals wieder anders sein?

„Darf ich?", fragte eine vertraute Stimme und sie sah auf in ein freundliches sommersprossiges Gesicht.
Sie lächelte.
„Sicher."
Sie rückte etwas zur Seite und Charlie setzte sich neben sie. Sie hatten beim Essen kaum miteinander reden können, weil Charlie am anderen Ende des Tisches gesessen war.
„Dir geht es gut?", fing Charlie an. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht."
Sie nickte und umklammerte ihre Tasse fester.
„Ja, mir geht es gut, Charlie. Und dir?"
Er nickte beiläufig.
„Kann mich nicht beschweren. Alles beim alten." Sie nippte an ihrem Punsch und Charlie stieß sie leicht an. „Draco und du kommt zurecht?"
Sie merkte, wie sie rot wurde und nickte aber eifrig.
„Ja. Wir sind ein gutes Team."
„Mmh.", machte Charlie und sie sah ihn an.
„Was?"
„Hast du ihm von uns erzählt?"
Sie blinzelte.
„Wie... wie kommst du den jetzt darauf?"
Er gluckste.
„Wie ich darauf komme? Ich weiß nicht? Weil Malfoy mir während des Essens einige tödliche Blicke zugeworfen hat."

„Ich... habe es vielleicht erwähnt.", murmelte sie gegen ihre Tasse und nahm einen großen Schluck davon.
„Ihr versteht euch so gut, dass du mit ihm darüber sprichst?", fragte Charlie verwundert.
„Wird das ein Verhör?"
„Nein. Ich... bin nur verblüfft. Ich dachte immer, ihr könnt euch nicht ausstehen."
„Das hat sich geändert. Schon lange.", versicherte sie.
„Ah ja und warum sieht er mich dann an, als wollte er mich Niederfluchen?" Was wohl auffällig genug war. Draco hatte eigentlich nie große Probleme mit Charlie Weasley gehabt. „Ich meine, selbst wenn ihr euch jetzt versteht, ist das kein Grund, dass er mich ansieht, als wollte er mich umbringen."
Sie spürte Charlies Blick deutlich auf sich.

„Ich... nun ja...", brachte sie schwach hervor.
„Und es wäre auch kein Grund es ihm zu erzählen.", fuhr Charlie amüsierter fort. „Außer du hast es ihm erzählt, weil ihr eine engere Beziehung habt, als alle anderen glauben." Sie würde hier verglühen, mitten im Fuchsbau auf den Stufen dieser Treppe. „Du schläfst mit ihm, habe ich recht?", fragte Charlie keck und Astoria schlug ihre Hand auf seinen Mund.
Er lachte dumpf dagegen, während sie ihn anzischte.
„Sei ruhig. Das muss nicht jeder hier wissen."
Es war schlimm genug, dass Charlie es offenbar wusste. Verdammt nochmal stand auf ihrer Stirn geschrieben: Fickt Malfoy? Er schob ihre Hand weg und musterte sie belustigt.
„Verzeih. Aber das ist wirklich zu amüsant. Ihr schlagt euch ansonsten immer fast die Köpfe ein und jetzt habt ihr zusammen Sex?"

Sie wusste selbst, wie bizarr sich das anhörte.
„Es ist einfach passiert. Ich meine, bei uns beiden war auch nicht gerade eine große Vorgeschichte, bevor es passiert ist."
„Ja, aber wir haben uns verstanden.", gab Charlie zu bedenken. „Draco und du habt ständig gestritten, wenn ihr etwas miteinander zu tun hattet." Sie zuckte schweigsam die Schultern. Was sollte sie ansonsten tun? „Seid ihr zusammen?", wollte Charlie wissen und sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Wir verstehen uns." Nun meistens zumindest. „Wir sind befreundet. Aber wir sind nicht zusammen."
Charlie atmete tief ein und aus.
„Komisch."
„Was ist daran komisch? Erst sagst du zu mir, dass es seltsam ist, dass wir zusammen etwas haben und jetzt wunderst du dich darüber, dass wir nicht zusammen sind?"

Charlie blickte sie an.
„Er hat mich angesehen, als wollte er mich Niederfluchen, Astoria. Das tut kein Mann, der nur mit einer Frau Sex hat."
Sie rollte mit den Augen.
„Du kennst doch Malfoy."
„Tu ich das? Kennt überhaupt jemand Malfoy?", fragte Charlie und Astoria ignorierte es.
„Er ist ein sehr einnehmender Mensch mit einem großen Besitzanspruchsdenken."
„Na ich weiß nicht, Tori."
Sie stellte die Tasse hinter sich auf eine höhere Stufe und berührte seine Hand, die auf seinem Knie ruhte.
„Hörst du jetzt auf dir deshalb Gedanken zu machen?"
„Wir sind Freunde. Ich mache mir immer um meine Freunde Gedanken." Er legte seine Hand auf ihre die immer noch über seiner anderen Hand ruhte. „Pass einfach auf dich auf. Ja?"
Sie nickte stumm.

„Komm her.", meinte Charlie sanft und umarmte sie kurz. „Du weißt, dass wir für dich da sind, wenn etwas ist."
Ja das wusste sie. Aber ihr ging es gut. Draco passte auf sie auf. Sie passten gegenseitig auf sich auf. Ein Räuspern ließ sie beide auseinander fahren. Draco. Er nickte Richtung Wohnraum mit eisernen Blick.
„Die meisten brechen auf. Du solltest dich verabschieden. Und wir sollten dann auch langsam aufbrechen."
Sie sprang auf.
„Oh sicher." Sie ging an Draco vorbei und blieb stehen, als Draco sich nicht bewegte. „Draco.", sagte sie deutlich und er wandte sich nur langsam von Charlie ab, der auch aufstand.
Sie verabschiedete sich mit vielen Umarmungen und musste Mrs. Weasley versprechen sich bald wieder zum Melden und die Familie zu besuchen.

Vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee. Einfach um ab und zu herauszukommen. Nicht nur einkaufen zu gehen. Sondern mit alten Freunden und Bekannten zu reden. Einfach zu quatschen und sich auszutauschen, wie es weitergehen würde. Denn momentan sah es nicht danach aus, als würde es weitergehen. Keiner wusste, wo Harry, Ron und Hermine steckten. Geschweige was sie tun sollten. Ausharren war die Devise. Was für ein dummes Motto. Zumindest dachte sie darüber nach, als sie fertig mit dem Duschen war und auf den Schrank zuging um sich frische Kleidung rauszusuchen. Ob es Potter wirklich gut ging? Sie hoffte es.

„Was wollte Charlie?", riss Dracos Stimme sie aus ihren Gedanken und sie wandte den Kopf, um ihn anzusehen.
Er saß am Bett.
„Was?"
„Charlie Weasley? Der Kerl mit dem du an der Treppe Händchen gehalten und ihn dann umarmt hast."
„Merlin.", murmelt sie. „Erstens, haben wir nicht Händchen gehalten. Er war nur besorgt. Und zweitens, hat er mich umarmt und es war eine rein freundschaftliche Umarmung."
Draco schnaubte.
„Ich bin doch nicht blind, Greengrass."
„Aber offenbar ist deine Wahrnehmung gestört.", erklärte sie und wandte sich wieder dem Schrank zu.
Sie erschauderte, als er plötzlich hinter ihr stand.
„Sag mir die Wahrheit. Was wollte Charlie?"
Ihre Finger krallten sich in die Schranktür und sie versuchte ruhig zu atmen, als er seine Lippen gegen ihre Schulter drückte.

„Er weiß es.", warf sie ein und spürte, wie Draco innehielt. „Er weiß das von uns."
Sie wandte sich zu ihm um, um ihn anzusehen, als Draco nichts sagte.
„Woher?", fragte der Blonde irritiert und musterte sie aufmerksam.
Sie zuckte kaum sichtbar die Schultern.
„Er hatte das Gefühl, dass du ihn umbringen willst und hat eins und eins zusammengezählt. Deshalb haben wir gesprochen. Er wollte wissen, ob es mir gut geht. Ob alles in Ordnung ist." Malfoys Kiefer spannte sich an. „Er ist ein Freund, Draco. Nicht mehr und nicht weniger."
„Was hast du ihm erzählt?", fragte Draco ruhig.
„Nicht viel. Das wir uns verstehen. Das wir Freunde sind und er sich keine Sorgen machen muss." Er sagte immer noch nichts. „Oder?"
Er nickte und räusperte sich dann.
„Mir hat das nicht gefallen."

Sie zog ihre Brauen nach oben.
„Was? Dass er mich umarmt hat?"
„Ja genau das."
Sie schmunzelte und wandte sich von ihm ab.
„Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein. Erstens ist Charlie nur ein Freund."
Das war er schon immer, selbst als sie miteinander geschlafen hatten, war nie mehr zwischen ihnen gewesen.
„Und zweitens?", fragte Draco nach und Astoria spürte genau, dass er immer noch hinter ihr stand. Sie immer noch fixierte.
„Sind wir nur Freunde." Er schwieg. „Oder nicht?"
Er trat einen Schritt zurück. „Sicher." Und schien sich auch mental von ihr zu entfernen. „Sicher, du hast recht.", wiederholte er sich, wandte sich um und ging.
Sie zuckte zusammen, als die er die Tür im Bad offenbar zuschlug.

Wieso schmerzte jeder Herzschlag so? War es nicht genau das, was sie waren? Freunde? Sie biss sich einen Moment auf die Lippen und überlegte einen Augenblick, ob sie ihm nachgehen sollte. Doch sie tat es nicht. Es war verrückt. Er war es immer, der darauf pochte das sie Freunde waren. Er, nicht sie. Sie zog sich um und nahm ihre Schlafsachen mit, um sie im Wohnzimmer aufzubauen. Die letzten Nächte hatte sie immer wieder hier geschlafen. War entweder nach dem Sex eingeschlafen oder Draco hatte sie nicht gehen lassen. Sie legte im Kamin Holz nach, als sie das Sofa vorbereitet hatte und setzte sich auf den Boden vor der Feuerstelle. Warum war manchmal alles so kompliziert? Sie zog ihre Knie an und legte ihren Kopf darauf ab, während sie eine endlose Zeit in die Flammen starrte.

Sie sah auf, als seine Stimme ganz nah bei ihr ertönte.
„Es tut mir leid." Er stand vielleicht zwei große Schritte von ihr entfernt. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht... ich hätte mich nicht so aufführen dürfen."
„Schon gut.", antwortete sie schlicht und er schüttelte den Kopf.
„Ist es nicht. Wir... wir haben nie darüber geredet, diese... Beziehung zu definieren." Mussten sie das denn? Er setzte sich neben sie auf den Boden. „Ich bin... bei so etwas einfach sehr eigen." War er das nicht in allen Lebensbereichen? „Ich habe etwas für dich.", meinte er plötzlich und zog ein kleines Geschenk aus seiner Schlafanzughose.
Sie sah irritiert auf das winzige Päckchen und dann zu ihm auf.
„Für mich? Wieso?"
Er grinste.
„Es ist Weihnachten. Schon vergessen? Und du hast auch etwas für mich."

Sie wandte sich von ihm ab, während ihre Wangen rot wurden.
„Nein habe ich nicht."
Sie konnte es ihm unmöglich geben. Es war... eine schreckliche Arbeit. Er gluckste.
„Doch hast du. Ich bin nicht dämlich. Ich bekomme die ganze Zeit mit, wie du dich abplagst." Abplagen? Sie erlitt fast einen Nervenzusammenbruch wegen dem Mist. Sie hatte gestrickt. Nein, sie hatte es versucht. Einen Schal für Malfoy, weil er nie einen hatte. Aber... es war nicht gut geworden. Sie hatte das Mistding sicherlich zwanzigmal aufgetrennt und immer noch war sie nicht zufrieden, obwohl sie es eingepackt hatte. „Er ist gut geworden. Für den ersten Versuch. Wirklich."
Sie sah ihn wieder an.
„Woher weißt du das?"
Er grinste schelmisch.
„Wenn du das nächste Mal ein Geschenk versteckst, dann solltest du es nicht im Schrank verstecken, den wir gemeinsam nutzen."
„Du hast es geöffnet?", prangerte sie ihn an und er gluckste.
„Ich konnte nicht widerstehen."

Arschloch. Er war ein verdammtes Arschloch.
„Außerdem war es gut, es zu finden. Sonst wäre ich ohne Geschenk dagestanden."
„Du musst mir nichts schenken.", murmelte sie und wandte sich widerwillig ihm zu, als er nichts sagte, aber immer noch das kleine Geschenk ihr entgegenhielt.
Sie nahm es zögernd. Als sie die Schleife aufzog, begann er zu reden.
„Es ist nicht besonders wertvoll. Zumindest denke ich das. Aber ich habe es beim Einkaufen gesehen und... Keine Ahnung. Ich dachte, es würde dir gefallen." Sie hob den Deckel und ihr Herz schlug für einen Augenblick seltsam schnell. Wie... wie konnte er ihr so etwas schenken? Es war ein silbernes ovales Medaillon an einer feinen silbernen Kette. Der Anhänger war schlicht gehalten, nur kleine Muster waren eingraviert. Er nahm ihr die Schachtel ab und nahm das Schmuckstück raus. „Ich weiß, dass du das von deiner Mutter nie trägst, weil du Angst hast es zu verlieren."
Was stimmte, aber woher wusste er das?

Er klappte das Schmuckstück auf und ihr stiegen die Tränen in die Augen.
„Es ist nur eine Kopie der Fotos. Aber ich dachte, so kannst du deine Eltern bei dir tragen." Ihre Eltern lächelten aus dem silbernen Anhänger hervor. Er ließ es zuschnappen. „Darf ich?", fragte er und sie nickte und hob ihre Haare hoch.
Er legte ihr vorsichtig den Anhänger an und Astoria berührte mit Bedacht das Schmuckstück, als er die Kette verschloss.
„Du weißt nicht wie..." Sie brach ab und umfasste den Anhänger fester. „Du hättest mir nicht etwas schenken müssen, Draco."
„Doch.", erwiderte er ruhig. „Weil ich es wollte. So wie ich will, dass es dir gut geht und das wir nicht ständig streiten."
Sie sah ihn wieder an und merkte, wie sie rot wurde. Sie zögerte einen Wimpernschlag, bevor sie sich vorbeugte, ihre Hände um seinen Hals schlang und ihn zärtlich küsste. Es war anders, als sonst. Anders als er den Kuss erwiderte. Anders, als sie im Schlafzimmer miteinander schliefen. Anders, als sie in seinen Armen einschlief und das wusste nicht nur sie, sondern auch er. Auch wen es keiner von ihnen aussprach.

Es ist nicht immer Liebe für eine Beziehung notwendigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt