Kapitel 16

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Danke für eure Rückmeldung. Die meisten haben es ohnehin schon geahnt. ;(






Draco bekam Panik. Einfache Panik zu seiner gigantischen Angst. Er hatte eigentlich gedacht, dass Astoria bei den Weasleys sei. Zumindest ging er davon aus. Sie war nicht dagewesen, als er von seinen Besorgungen zurückgekommen war. Er hatte auch keinen Grund gehabt daran zu zweifeln. Immerhin hatten sie sich nicht abgesprochen, dass Astoria erst aufbrach, wenn er wieder da war. Ihr Stab war nicht dagewesen und ihr Mantel. Es war zwar auch keine Beute irgendwo gelegen, aber das hieß noch nichts. Er hatte darüber sogar geschmunzelt und sich vorgenommen sie damit aufzuziehen, dass ihre Jagd offenbar erfolglos war. Doch als plötzlich Arthur vor der Tür stand und nachsehen wollte, ob alles in Ordnung bei ihnen sei, war es Draco heiß und kalt zugleich geworden. Er hatte fast misstrauisch gefragt, wieso und Mr. Weasley hatte ruhig erwidert, dass Astoria noch nicht da sei. Draco wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.

Seitdem suchten sie das Gelände und den Wald zu zweit ab. Er hoffte, dass sie sich einfach nur den Fuß verstaucht oder die verdammte Zeit vergessen hatte. Er betete regelrecht, dass nicht Greifer sie erwischt hatten, wobei er keinen Grund wüsste, was Greifer hier in der Nähe wollten. Auszuschließen war es nie. Er hörte Arthur gut dreißig Meter entfernt, nach Astoria rufen und Draco tat es nach einigen Sekunden selbst. Wo zum Teufel steckte sie? War sie ernsthaft verletzt? Er schlug sich durch Büsche, tiefer in den Wald und rief erneut ihren Namen. Was wenn sie wirklich von Greifern geschnappt worden war? Was sollten sie dann tun?
„Draco.", krächzte ihre Stimme und ein Schauer lief ihm über den Rücken. „Ich bin hier.", fügte sie wimmernd hinzu und er stolperte los, sagte erneut ihren Namen und blieb einen Augenblick stehen, als er sie entdeckte.
Zusammengekauert am Moosbedeckten Waldboden.
„Tori.", rief er aus und stürzte auf sie zu. „Merlin, Astoria."

Er rief nach Arthur. Er sah Blut an ihren Händen.
„Mir ist so kalt.", weinte sie und begann zu schluchzen.
„Bist du verletzt? Hat dich etwas angegriffen?" fragte er aufgeregt, während sie sich immer noch zusammenrollte.
Sie war unheimlich bleich. Selbst ihre Lippen schienen an Farbe verloren zu haben. Sie schüttelte den Kopf und ihre Hände schienen ihren Bauch zu umklammern. Dann sah er es. Sah das Blut, das ihre Hose durchtränkte und er konnte eins und eins zusammenzählen. Er kämpfte mit sich selbst, um nicht zusammenzubrechen. Er rief erneut nach Mr. Weasley und griff unter Astoria, um sie hochzuheben. Sie weinte.
„Es tut so weh."
„Ich weiß.", sagte er schwer und drückte sie fester. „Ich weiß, Astoria." Sie wirkte wie ein kleines verängstigtes Kind.

Mr. Weasley kam auf sie zu, als Draco bereits mit großen Schritten zurückging. In den Augen des Älteren regte sich etwas. Er sah das Blut. Das Blut, das an Astorias Kleidung klebte. An ihren Händen. An seinen Händen.
„Was... was sollen wir...", stotterte er und stolperte hinter Draco her.
„Ich brauche Remus. Ich...", erwiderte Draco und schluckte hart. Er glaubte nicht, dass er das alleine durchstand. „Ich brauche Remus und Blutbilder.", fasste er sich und Arthur verschwand mit einem Knall.
Er wusste ganz genau, was mit ihr war. Er war nicht dumm. Er hatte so etwas schon gesehen und er verstand nur nicht... Wieso hatten sie nichts bemerkt? Astoria nichts bemerkt? Sie hatte ihre Periode gehabt, er musste sogar wieder diese Tampons besorgen. Unsinn. Viele Frauen bemerkten die Schwangerschaft erst nicht. Er wusste, dass viele Frauen zu Beginn noch leichte Blutungen hatten, was aber nichts mit der monatlichen Periode zu tun hatte.

Sie wimmerte wieder, als er sie auf den Tisch ablegte und ihr die Hose auszog. Sie verlor viel zu viel Blut, was darauf hindeutete, dass es kein vollständiger Abort war. Entweder hatte sich nicht alles richtig gelöst oder dabei sogar eine innere Verletzung verursacht. Er eilte zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen, während Astorias Schluchzen und Weinen in seinen Ohren regelrecht klingelte. Er desinfizierte seine Hände mit einem Zauber und wandte sich um, als sie seinen Namen flüsterte. Es war reine Angst in ihren Augen zu lesen. Einfach nur Angst.
„Es wird alles wieder gut.", versprach er wie ein dummer Trottel und sie griff nach seiner Hand.
„Das ist eine Fehlgeburt, oder?" Er zögerte und nickte dann doch. „Was ist mit dem Baby?", fragte sie schluchzend.
Dem Baby? Es wäre ein Wunder, wenn der Embryo noch lebte.

Trotzdem schwang er den Stab, doch da war nichts. Kein Herzschlag. Kein Lebenszeichen. Gar nichts. Er versuchte klar zu denken. Sich an seine Ausbildung zu konzentrieren. Diese Fälle gab es viel zu oft in der Notaufnahme des Mungos und viel zu oft mussten Allgemeinheiler eingreifen, weil ein Kollege der Frauenheilkunde nicht gleich vor Ort war. Schnelles Handeln war wichtig, in erster Linie um das Leben der Patientinnen zu retten. Der erste Schritt war meistens, die Blutung ausfindig zu machen und zu stoppen. Ein schnelles Handeln war aber auch wichtig, um Infektionen, Vernarbungen und Wucherungen zu vermeiden. Und zu guter Letzt um zu verhindern, dass man die Gebärmutter entfernen musste. Es war selten, aber es kam durchaus vor und Draco hatte keine Lust schuld daran zu sein, dass Astoria keine Kinder bekommen konnte. Sie hatte ihn gewarnt. Damals, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Dass es zu einer Schwangerschaft kommen könnte. Er war schuld. Er ganz alleine.






Sie fühlte sich erschlagen. Erschlagen und irgendwie taub. Sie zuckte leicht mit dem Kopf. Versuchte klar zu denken. Sie war im Wald zusammen gebrochen. Sie hatte starke Blutungen gehabt und sie hatte geahnt, was es war, auch wenn sie sich immer wieder eingeredete hatte, als sie dort am Waldbogen lag, dass es nicht sein konnte. Draco. Er hatte es bestätigt. Er hatte versucht sie zu beruhigen. Sie wusste, das Remus gekommen war und dann... Leere. Gar nichts mehr. Sie versuchte sich zu konzentrieren. Klar zu denken. Sie hörte Remus Stimme.
„Sie schafft es bestimmt. Du hast gute Arbeit geleistet."
„Sie hat viel Blut verloren.", erwiderte Draco. „Ich weiß nicht wie lange sie da draußen gelegen hat. Geschweige was passiert wäre, wenn Arthur nicht gekommen wäre um zu Fragen wo sie steckt."
„Er ist aber gekommen und du hast gehandelt. Glaub mir, sie wird durchkommen."

Durchkommen. Sie. Sie alleine. Was war mit dem Baby? Sie blinzelte schwach, bewegte ihre Finger. Sie lag im Bett. Sie wandte den Kopf. Sie sah Remus und Draco in der Tür stehen. Remus schien sie als Erstes wahrzunehmen. Er blickte sie an und seine Bewegung ließ Draco sich umdrehen.
„Tori.", wisperte er und war mit wenigen Schritten bei ihr. Die Matratze senkte sich etwas, als er sich auf den Rand setzte. „Tori.", wiederholte er und griff nach einer ihrer Hände.
Küsste sanft ihre Fingerspitzen. Er wirkte blass und erschöpft.
„Was... was ist passiert?", wollte sie wissen und er schluckte deutlich. „Du hast mich im Wald gefunden.", fügte sie hinzu und er nickte.
„Ja. Ja du hattest eine Fehlgeburt, Astoria." Sie war schwanger. Sie schloss die Augen. Nein, sie war schwanger gewesen. „Du hast sehr viel Blut verloren. Ich dachte... einen Augenblick, du würdest es nicht schaffen.", sagte er schwer und sie sah ihn wieder an.
Sie hob ihre Hand und legte sie an seine Wange. Legte sie auf die Tränen.

Sie sahen sich an. Astoria kämpfte selbst mit ihrer Fassung. Aber sie musste es wissen. Sie musste es von ihm hören.
„Das Baby?"
In seinen Augen regte sich etwas und er schüttelte den Kopf, als er den Blick senkte. Sie war nicht dumm und auch nicht naiv. Sie hatte es schon im Wald geahnt. Im Wald geahnt, dass sie, eine Fehlgeburt hatte und dass bei so viel Blut...
„Ich denke, du warst in der neunten oder zehnten Woche.", fing Draco an, als sie die Hand senkte.
Wieso hatte sie nichts bemerkt? Was wenn sie Schuld war, dass es zu dieser Fehlgeburt kam? Das viele herumlaufen? Das Schuften und ständige hin und herappariern war sicherlich nicht gesund für einen Embryo. Und der Verhütungstrank, denn sie regelmäßig einmal in der Woche schluckte. Der Zauber, denn Draco anwendete. Was wenn das alles dazu geführt hatte?

Draco wirkte unsicher.
„Wir... die Blutung ist gestillt und ich... ich denke, dass keine Schäden bleiben werden."
Nein, sie hatte nur ein Lebewesen verloren.
„Es ist besser so, oder nicht?", fragte sie mit bebender Stimme und es schmerzte sie selbst so was zu denken.
Es auszusprechen. Als Draco ihren Namen murmelte und erneut nach ihrer Hand greifen wollte, entzog sie ihm diese und wandte sich von ihm ab. Es war ihr egal, dass sie ihn damit verletzte. Sie fühlte sich zerstört. Zerschmettert und irgendwie ... einfach nur leer.
„Draco.", sprach Remus ihn ruhig an und sie hörte, wie er aufstand. Wie Remus irgendetwas zu ihm sagte. Es war Astoria egal. Sie starrte hinaus aus dem Fenster, während ihre Tränen in den weichen Stoff des Kissenbezuges tropften.

Es ist nicht immer Liebe für eine Beziehung notwendigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt