Kapitel 11: hide away

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Die Pause hin zu den Battles, war schneller vorbeigegangen, als erwartet. Einige Male hatten Stefanie und ich uns getroffen, um die Partner und Songs auszudiskutieren, doch wir waren uns relativ schnell einig gewesen. Wir lachten sehr viel, tranken sehr viel Kaffee und Wein, und auch ihre Silbermondjungs hatte ich an einem Wochenende kennengelernt. Sie schaffte es mich von meinen Gedanken um Samu abzulenken und dazu brauchte sie einfach nur sie selbst sein. Locker, fröhlich und immer einen guten Spruch auf Lager. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich mit der Rockerin so gut verstehen würde, doch wir scheinen einfach auf einer Wellenlänge zu sein.
Dementsprechend schien es ihr allem Anschein nach auch nicht besonders schwer zu fallen mich lesen zu können, wie ein Buch. Jeden kleinsten Gedanken, konnte sie in meinem Gesicht ablesen, oder ahnte, wie ich auf bestimme Vorschläge reagieren würde. Doch es war nicht die Angst davor, dass sie im Studio womöglich meine angefangenen Sätze beenden würde, die mich beunruhigte, sondern die Tatsache, dass sie jedes Mal ein wenig skeptisch die Augenbraue hob, wenn Samu dann doch in einem Gesprächsthema auftauchte. Ich legte keinen großen Wert darauf, dass irgendwer von dem, was zwischen Samu und mir war, mitbekam und wir es ihnen erklären mussten, denn wir konnten es uns ja selbst nicht einmal erklären. Warum diese seltsame Anziehungskraft zwischen uns zu bestehen schien...wir wussten es einfach nicht. Das Einzige was wir wussten war, dass wir sie nicht ausleben konnten, dass es zu kompliziert wäre und dass er eine Freundin hatte, mit der er gerade einmal frische 4 Monate zusammen war.
„Sag mal..lief da eigentlich mal was zwischen dir uns Samu?", hatte Stefanie an dem letzten Abend auf ihrer Verander auf einmal unverbohrt gefragt und ich musste mich sehr bemühen mich nicht an meinem Wein zu verschlucken.
Halbwegs gelassen hatte ich einen ernsten Blick aufgesetzt und hoffte einfach, dass sie dieses Mal nicht durch meine Fassade hindurchsehen konnte.
„Wie kommst du denn darauf?", fragte ich sie verwundert und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Man sollte ja zumindest entspannt wirken, wenn einem innerlich die Schweißperlen bis unter die Nasenspitze stiegen. Auch Steff lehnte sich jetzt in ihrem Stuhl zurück und nahm ihr eigenes Glas gelassen zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Ich weiß nicht..ihr wirkt so vertraut.", meinte sie nur und zuckte mit den Schultern, als wäre es die logischste Erklärung der Welt.
„Wir arbeiten jetzt das dritte Jahr zusammen. Natürlich wird man sich da vertrauter.", gab ich nur zur Antwort, obwohl ich wusste, wie schwach diese Ausrede war. Also hängte ich noch ein: „Wir sind gute Freunde." dran, welches Steff jedoch nicht zu überzeugen schien.
Sie legte den Kopf etwas schief, bevor sie antwortete.
„Ich habe auch schon 2 Jahre mit Samu zusammengearbeitet und mich gut mit ihm verstanden. Trotzdem umarmen wir uns nicht die ganze Zeit, oder werfen uns vielsagende Blicke zu."
Ich konnte mich zwar nicht erinnern, dass ich Samu dieses Jahr während der Show auch nur ein Mal umarmt hatte, aber Steff spielte damit sicherlich auf die anderen Staffeln an. Dies war aber auch gar nicht der Punkt, der mich in Bedrulje bracht. Wie sollte ich ihr diese Frage beantworten, ohne, dass ich mich verriet und dadurch in noch größere Erklärungsnot geriet.
Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk, um mir etwas Bedenkzeit zu verschaffen und antwortete dann mit der billigen Ausrede, dass es sich einfach so ergeben hatte und wir uns einfach gut verstehen, als Freunde.
Stefanie kaufte mir das ganz und gar nicht ab, was ich daran erkannte, dass ihre eine Augenbraue scheinbar gar nicht mehr den Weg nach unten fand und sie nur ein „hmhm." von sich stieß, bevor sie sich ihrem eigenen Wein widmete.
Dennoch ließ sie das Thema für den Abend erstmal bleiben, was mich für einen Augenblick beruhigte, doch jetzt, wo wir im Catering nebeneinander saßen und sie mir wieder diesen Blick zuwarf, als Samu in den Raum kam, fing ich direkt wieder an zu schwitzen.
„Da ist nichts.", stellte ich sofort ungefragt klar, aber reagierte selbst für meine Bedürfnisse etwas zu schnell, weshalb Steff nur profitierend auflachte. „Achso ja, klar, das sehe ich!", lachte sie und konnte dabei zusehen, wie ich rot anlief. Wie ich es geschafft hatte Schauspielerin zu werden, wenn meine Gefühle doch immer viel schneller regierten als mein Verstand, hatte ich mich schon oft genug gefragt. Ich entschloss mich einfach Steffs siegessicheres Grinsen zu ignorieren und stocherte weiter in meinem Salat herum, bis eine tiefe Männerstimme mich aus meinen Gedanken riss.
„Morning, girls, may I..?", fragte Samu und deutete auf den Platz neben Steff.
„Klar, setz dich.", bot sie ihm den Platz an und ich konnte nicht anders als Steff einen Blick zuzuwerfen, als sie begann mit ihrer Augenbraue auf und ab zu wippen. Samu hatte keine 4 Sekunden gesessen, da nahm Steff noch einen kräftigen Schluck ihrer Cola, bevor sie sich von ihrem Platz erhob.
„Ich..muss noch... irgendwas erledigen.", meinte sie und zwinkerte mir unauffällig zu, bevor sie davon Schritt. Na toll.
Samu sah ihr etwas irritiert hinterher, rutschte dann aber einfach auf ihren Platz nach, lächelte mich an, und begann seine Suppe zu löffeln. Es war irgendwie ein sehr seltsames Gefühl hier mit ihm zu sitzen, auch wenn die Cafeteria relativ voll war. Dennoch saßen wir alleine an einem Tisch, und die Tatsache, dass es das erste Mal war, dass wir uns unter die Augen traten, nachdem..naja, nach unserer Begegnung in meiner Garderobe..., machte das Ganze nun auch nicht gerade besser.
„Wie war dein Wochenende?", fragte ich ihn also belanglos und hätte mir direkt eine Ohrfeige geben können. Sehr gut, Yvonne, als wäre die Situation nicht schon merkwürdig genug gewesen. Samu antwortete allerdings relativ locker: „Ich war mit Rea in so ein Club hier in Berlin und hab Samstag telefoniert, mit Tanja.", erzählte Samu und sogleich bekam ich wieder dieses mulmige Gefühl in meiner Magengrube. Ich wusste doch, dass er eine neue Freundin hatte, wieso musste es mir dennoch immer wieder einen Schlag versetzen?
„Kling gut.", brachte ich nur hervor und widmete mich gleichzeitig wieder meinem Essen. Das Samu die ganze Situation auch etwas befremdlich fand, war ihm anzumerken, als er mich mit großen Augen ansah und tief ausatmete.
„Should we talk about last week?", fragte er ernstgemeint, doch ich schüttelte nur den Kopf. Besser nicht. „Ich denke wir haben alles gesagt..", gab ich nur etwas kälter zurück, als es geplant war, doch gerade als Samu etwas dagegen ansetzen und mich vermutlich doch auf das Thema bringen wollte, kam Mark zu uns. Nie in meinem Leben war ich so froh gewesen den Pfälzer-Bursch zu sehen, wie in diesem Augenblick. Vielleicht sollten Samu und ich doch erstmal etwas Abstand gewinnen, bis die Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen, verflogen waren und ich nicht jedes Mal meinen eigenen Puls regulieren musste, wenn er in der Nähe war. Es war eine blöde Idee gewesen gleich wieder so zutun, als wäre nichts gewesen.
„Na ihr zwei Turteltauben.", begrüßte er uns witzelnd... wenn er nur wüsste...
„Seid ihr schon fitt für die Battles?", fragte er dann und nahm schwungvoll neben mir Platz. Ein breites, stichelndes Grinsen zierte seine Lippen und ich wusste schon gleich, dass er wieder einen seiner Sprüche bringen würde.
„Team Mark ist jedenfalls bereit, und ich sag euch, ihr habt keine Chance dieses Jahr!"
Samu begann sofort zu lachen und ich versuchte halbherzig miteinzusteigen.
„You didn't win one real Coach-fight this year!", merkte der Finne an. "Du wirst nicht gewinnen!"
Auch ich musste über diesen Kommentar grinsen, doch gleichzeitig bemerkte ich die Chance, um der seltsamen Situation zu entfliehen, und nahm mein mittlerweile leeres Tablet in die Hand und stand auf.
„WO willstn du jetzt hin, Kaddi? Bleib doch noch!", beschwerte sich Mark sogleich und auch in Samus Augen konnte ich ablesen, dass er nicht wollte, dass ich ging, aber ich tat es dennoch. Ich hatte Samu angesehen, dass er mir noch gerne etwas gesagt hätte, doch ich wollte das jetzt nicht. Ich konnte das jetzt nicht. Also verabschiedete ich mich mit der Entschuldigung, dass Saskia mich nochmal auffrischen musste, bevor ich mich in meine Garderobe begab.
Ich wollte einfach nur weg.

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Hey :)
Hier ist einmal der neue Teil und ich hoffe er gefällt euch ^^
Es wird auch der letzte für dieses Jahr sein (sind ja aber auch nur noch ein paar Tage xD) und dementsprechend wünsche ich euch hier schonmal einen guten Rutsch in ein hoffentlich entspannteres und sorgenfreieres Jahr!
Vielen Dank fürs Lesen und dass ihr mich so herzlich in die Yvamu-Community aufgenommen habt! Dies ist zumindest etwas schönes, dass ich aus dem Jahre 2020 mitnehmen kann!<3 (2K, ich kann es kaum glauben! Vielen Dank für die ganzen lieben Kommis und views!)
In diesem SInne: Bleibt gesund und passt auf euch auf!

Bei "Here with you on broken glass", wird am 31ten das letzte Kapitel für dieses Jahr kommen :), also nicht wundern.

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