Die letzten beiden Tage hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt.
Eine Ewigkeit, die mit einem ständigen auf und ab verbunden war, dass mich bald in den Wahnsinn getrieben hatte. Nicht nur hatte ich mit den Produzenten von The Voice telefoniert, die mich mehr als verwirrt gefragt hatten, ob alles bei mir in Ordnung sei, so oft, wie ich mein Meinung wechselte, sondern hatte ich auch mit Tanja über unsere verkorkste Situation gesprochen und ihr erklärt, dass wir eine Lösung finden mussten, die es mir erlauben würde zumindest einen Teil meiner Zeit in Deutschland zu verbringen.
Der Entschluss Yvonne davon zu überzeugen, dass unsere Beziehung möglich war, wenn wir es nur beide wollten, stand fest. Und es gab nichts, was mich davon abbringen würde!
Ja, das hatte ich zumindest gedacht, bevor ich mit weichen Knien und hektischem Atem eine Woche später vor Yvonnes Haustür stand.
Mein Herz schlug in einem unermesslichen Takt und ich hatte das Gefühl als würde mir jemand von hinten meine Kehle zuschnüren, ohne dass ich mich dagegen wehren könnte. Das Adrenalin, welches durch meinen Körper getrieben wurde, ließ die Schweißperlen nur so in meine Stirn steigen und ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob ich überhaupt einen Ton herausbringen würde, würde Yvonne diese Tür öffnen.
Verzweifelt fuhr ich mir durch meine Haare und warf einen Blick über meine Schulter, der mir versichern sollte, dass es für eine Flucht mittlerweile sowieso zu spät gewesen wäre, hatte mein Herz doch schon wieder viel schneller reagiert, als mein Verstand und vor wenigen Sekunden an dieser weißen Tür vor meinem Auge geklopft.
Was tat ich hier überhaupt? Ich hatte doch noch gar keinen Plan, wie ich sie überzeugen sollte unserer Beziehung noch eine Chance zu geben, denn so viel ich die letzten Tage auch darüber nachgedacht hatte, wie ich mich bei Yvonne entschuldigen und sie überzeugen könnte uns noch nicht aufzugeben, war mir nichts eingefallen, was unsere Situation auch nur halbwegs wieder gut machen würde.
Aus diesem Grund hatte ich auch die drei Anrufe ignoriert, die in den letzten Tagen bei mir eingegangen waren. Alle drei von Yvonne.
Ich hatte das Telefon nur angestarrt und es wieder in meine Tasche gesteckt. Mit pocherndem Herzen gewartet, bis es aufgehört hatte zu klingeln, obwohl ich mich jedes Mal gefragt hatte, ob es nicht vielleicht besser wäre ranzugehen.
Aber meine Angst hatte gesiegt-
Was hätte ich denn auch sagen sollen, erschienen mir alle Worte dieser Welt doch nicht genug, um Yvonne zu überzeugen.God, please let her just be absent. Let her not be at home.
Schwer stieß ich die Luft aus und hörte meinen eigenen vibrierenden Atem, während ich einen weiteren nervösen Blick hinter mich warf und meine zitternden Hände lieber vorsichtshalber in die Hosentaschen steckte, bevor man mir dir Aufregung anmerken würde.
Als hätte dies irgendeinen Unterschied gemacht.Okay, three more seconds, then I know she isn't here. I mean she can't be, right? Who would take so long to open the door?
Mein Herz explodierte förmlich in meiner Brust.
3
Nervös wippende Beine, die nichts anderes wollten, als die Flucht zu ergreifen.
2
Augen die angespannt zufielen und Füße, die sich bereit machten loszulaufen.
1
Ein Blick, der sich von der weißen Tür abwendete und sich in die entgegengesetzte Richtung drehte, in welche ich gleich laufen würde.
0
Ein Herz, das stehen blieb, sobald meine Augen auf das sanfte blau meiner Gegenüber trafen.
Wie schaffte sie das nur? Als hätte sie meine Gedanken aus dem Haus heraus hören können.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir uns einfach angestarrt hatten, denn ich war mir sicher, dass ich die Luft angehalten und für einen Moment lang aufgehört hatte zu denken und erst wieder zur Besinnung kam, als mein Herzschlag sich wieder in Regung setzte. Doch auch Yvonne blieb stumm, schien die Überraschung, dass ich es war, der vor ihrer Tür stand zu verarbeitet zu werden. Eine Überraschung, die man ihr deutlich in ihrem zierlichen Gesicht ansehen konnte, als sich leichte Grübel-Falten über ihre Stirn legten und ihre Augen sich für den Bruchteil einer Sekunde weiteten.
Wieso sah sie nur so wunderschön aus? Selbst wenn sie verunsichert war?
„He-Hey..."
Mein Mund hatte sich für mich selbst entschlossen, dass es Zeit wurde irgendetwas zu sagen, bevor Yvonne die Tür direkt wieder vor meiner Nase zuknallen würde. Doch von der Sicherheit, die ich mir bei meinen Worten erhofft hatte, fehlte jede Spur, weshalb ich direkt wieder verstummte.
„Hey", antwortet Yvonne jedoch ebenfalls mit einem Seufzer und lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen und gerade, als ich sie ein weiteres Mal betrachtete, wie sie so vor mir stand, in ihrer grauen Jogginghose und dem hellblauen Hoodie, erkannte ich nun auch, dass ihre Augen begannen leicht glasig zu schimmern, während ein schwaches, ehrliches Lächeln ihre Lippen zierte. Sie schien genauso überfordert zu sein, wie ich.
„What-What are you doing here?"
Dass sie versuchte ein Schlucken zu unterdrücken, war mir natürlich nicht entgangen, doch ich wusste es besser, als sie darauf anzusprechen, würde es ihr Vorhaben die Fassung zu behalten, doch nur noch schwieriger machen. Auch wenn ich nicht genau wusste, wovor sie die Fassung genau tragen wollte. Ob es Wut war, oder die Traurigkeit, die sie nicht zeigen wollte, denn ich konnte nichts in ihren Augen erkennen, was mir einen Hinweis gegeben hätte.
Wie sehr ich mir gewünscht hatte in ihren Kopf gucken zu können, doch ihr Innerstes blieb mir vorborgen, als sie es mit aller Kraft vor einem Einblick schützte und mir damit einen Stich versetzte, denn dieses Verhalten von ihr war vollkommen neu für mich. Sonst hatte sie sich immer bei mir fallen lassen können und ich hatte sie mit offenen Armen aufgefangen. Aber es war nicht mehr wie vorher.
Ich war mittlerweile einer der Gründe, vor dem sie ihr Herz schützte.
„Samu?"
Ihre zögerliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken, hatte ich ihre vorherige Frage in all meinen Zweifeln wohl allem Anschein nach vollends ignoriert. Wenn das nicht ein super Start war...
„I-I am sorry Yvonne, I was just....."
Die unsichere Bewegung ihrer Hände, die ihre Arme unbewusst noch enger an ihren Körper zogen, als würden sie den Schutz auch nach außen verkörpern wollen, lenkten mich kurzzeitig ab, doch schnell schüttelte ich meinen Kopf, um im Ernst der Sache zu bleiben. Denn es war mir ernst und um nichts in der Welt, wollte ich das hier jetzt durch meine eigene Unsicherheit versauen.
„...May I come in?"
Schüchtern deutete ich mit meinen Augen in Richtung ihres Flures und sah, wie sie meinem Blick folgte und dabei offensichtlich überlegte, ob sie mich reinbeten sollte. Nur dass ihre offene und herzensgute Art, die ich so sehr an ihr schätzte, es ihr schwer machte ein nein über die Lippen zu bringen, auch wenn es so aussah, als wäre es das gewesen, wonach ihr Herz eigentlich geschrien hatte.
Ein leichtes Nicken folgte meiner Frage und ein Schritt von ihr, der es mir möglich machte durch die Haustür zu treten.
„Möchtest du etwas trinken?", fragte sie höflich, als sie die Tür hinter mir schloss, auch wenn ich das Befangen in ihrer Stimme deutlich hören konnte. „Yes, thank you. Just a-a water, maybe?"
"Maybe?!"- Could I curse my own insecurities much more right now?
Kurz hatte ich überlegt, weil ich eigentlich wirklich keinen Nerv hatte mich auch nur aufs Trinken zu konzentrieren, aber vielleicht würde es mir etwas Zeit rausschinden, um die richtigen Worte zu finden. Nicht, dass es diese gegeben hätte.
„Okay. Ich hole dir eins. Du kannst schonmal in die Stube gehen, wenn du willst." Ihre Stimme flachte immer weiter ab, während sie sprach und sich ohne eines weiteren Blickes umdrehte. „Du weißt ja wo sie ist..."
Mit einem angespannten Seufzen, begab ich mich in das besagte Zimmer, dessen Erinnerungen sogleich meinen Kopf füllten. Doch lange Zeit mich von ihnen einnehmen zu lassen, blieb mir nicht, als Yvonne das Wasserglas neben mir auf dem Couchtisch abstellte und sich aus sicherer Reichweite von mir in den gegenüberliegenden Sessel setzte. Nicht, dass ich ihr dies hätte verübeln können.
Ich bedankte mich knapp für das Wasser und nahm einen kräftigen Schluck davon, auch wenn der ganze Sprudel mich schnell zwang es wieder abzustellen.
Noch immer hatte ich keine Worte gefunden, oder gewusst, wie ich hätte anfangen sollen und wollte deshalb, um der unangenehmen Stille zu entkommen, am liebsten noch einen Schluck des Getränks nehmen, doch Yvonnes scharfer Unterton in ihrer Stimme hielt mich davon ab, als sie das Schweigen endgültig nicht mehr auszuhalten schien.
„So...what do you want, Samu?"
Die Traurigkeit, welche ich vorhin noch hatte durchblitzen sehen schien verflogen, auch wenn ich mir sicher war, dass es nur ein Schutzwall war, den Yvonne aufbaute.
„What do you want from me after you ignored my three calls and disappeared from the grit for about a week? Am I good enough for you now that you had your fun in Finland?"
Und sofort schloss ich gequält die Augen, als der Wall brach und die Emotionen hindurch kamen.
Ich Idiot hätte ihre Anrufe definitiv annehmen sollen. Ich hätte mir doch denken können, was für ein elendes Gefühl ihr meine Ignoranz geben würde, nach allem, was zwischen uns passiert war. Wie sehr ich mir doch nur wünschte die letzte Woche noch einmal zurück zu spulen und von vorne zu beginnen.
Einfach von Anfang.
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Hallo ihr Lieben <3,hier ist einmal das versprochene, neue Kapitel und ich hoffe sehr, dass es euch gefällt!
Ich hatte ein bisschen meien Probleme damit und musste es ein paar mal umschreiben, aber auch wenn jetzt nicht mehr so viel passiert, gefällt es mir deutlich besser als vorher und baut hoffentlich ein wenig Spannung auf^^
Ich verspreche: Im nächsten Kapitel passier dafür mehr!
Ich würde mich natürlich trotzdem, wie immer und jeder (:D), sehr über Rückmeldungen und auch Anmerkungen freuen! As always*_*
Also dann: Bleibt gesund!
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Blurs of the mirror
FanfictionNach 2 Jahren ist es endlich wieder soweit und sie sitzen gemeinsam in der Jury. Doch während Samu sich nur Sorgen macht, dass das Team Catterkloß ihm und Rea mit all seinen Überzeugungen die Talente wegschnappt, bemerkt er, dass Yvonne zurückhalten...