Sichtwechsel: Yvonne
Nachdem das letzte Talent seinen Platz in unserem Team gefunden hatte und die Blind-Shows damit für heute beendete, flüchtete ich mich relativ schnell in meine heiligen vier Wände hier im Studio. Mit einem knappen, aber freundlichen „Ich geh mich schonmal fix umziehen." , streifte ich Steff mit meiner Hand an der Schulter, da sie gerade in einem erheiternden Gespräch mit Mark vertieft war, und entschuldigte mich. Steff nickte mir nur lächelnd zu und vertiefte sich dann auch schon wieder in die Unterhaltung. Ich ging so schnellen Schrittes, dass ich gar nicht mal hätte sagen können, wo der Rest meiner Kollegen sich währenddessen befand, aber wenn ich ehrlich war, war es mir in dem Moment gerade auch nicht so wichtig.
Schnell schloss ich leise die Tür hinter mir und betätigte den schmalen Lichtschalter, der sich links neben der Tür befand. Ein Glück hatte ich vorhin gar nicht erst die grauen Vorhänge aufgezogen, ansonsten hätte jeder der am Studio vorbei ging wahrscheinlich meinen entsetzen Gesichtsausdruck gesehen, als ich das Chaos vor mir liegen sah. Und da sagte nochmal einer wir Frauen seien das ordentliche Geschlecht. Aber zu meiner Verteidigung war ich sonst ein sehr ordentlicher Mensch, hatte es nur heute Morgen ziemlich eilig gehabt, da ich sowieso schon spät dran war, und dementsprechend meine Klamotten einfach auf den Sessel in der Mitte gepfeffert und Saskia gesagt, dass ich die ganzen Schminksachen einfach später wegräumen würde, da ich die Zeit zum Umziehen bräuchte. Ich schob es zumindest auf die Zeit, denn eigentlich war ich heute Morgen einfach nicht motiviert genug gewesen auch nur irgendwas zu machen. Seit mein Langzeitfreund sich vor ein paar Monaten von mir getrennt hatte, hatte ich zu fast gar nichts mehr Lust. Ich hatte mich relativ von der Öffentlichkeit zurückgezogen, so gut es eben ging, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens war und gerade mit einer Trennung für große Schlagzeilen sorgte. An die Überschriften dieser Schlagzeilen wollte ich gar nicht denken, ich wusste auch so, woran es gelegen hatte, dass ich nun in keiner Beziehung mehr war.
Und als hätte mein Spiegelbild meine Gedanken mitverfolgt, starrte es mir auch schon mit einem erschreckend müden Blick aus dem Glas zurück. Sofort spürte ich wieder diese unheimliche Leere in mir, die ich auch durch das Glas in meinen eigenen Augen erkennen konnte. Augen, die umgeben waren, von feinen, aber existierenden Lachfältchen und fetten Augenringen, die Saskia nur gerade so übergeschminkt bekommen hatte, nachdem ich mit meinen wenigen Stunden Schlaf eher das Gegenteil gefördert hatte. Ich betrachtete mich noch eine Weile in dem Spiegel vor mir, doch so sehr ich es auch versuchte, ich erkannte mich selbst nicht mehr. Wo war diese fröhliche Frau mit dem breiten Lächeln und der undenkbaren Lebensfreude abgeblieben, die mir noch vor 2 Jahren aus eben diesem Spiegel zugezwinkert hatte. Kein Wunder, dass mein Freund mich für eine Jüngere verlassen hatte.
Unbemerkt schlich sich bei dem Gedanken eine einzelne Träne aus meinem Auge, doch ich kümmerte mich nicht um sie, war sie doch das einzige, was mich gerade Irgendetwas fühlen ließ.
Bis ich auf einmal ein leichtes Klopfen an meiner Tür hörte und die Träne blitzschnell mit meinen Fingerspitzen hinfort strich.
„Ja?" fragte ich verwirrt und räusperte mich noch einmal, aus Angst, dass man die Traurigkeit in meiner Stimme hören konnte, bevor ein aufgesetztes Lächeln wieder meine Lippen zierte und mein Blick in Richtung Tür wanderte.
„Hyvää päivää kaunis nainen!" hörte ich eine fröhliche, tiefe Stimme, bevor ich auch das dazu passende Gesicht vernahm, dass seinen Kopf durch die Tür streckte. Ich lachte in mich hinein. Schöne Lady, von wegen, setzte aber nur ein Lachen auf und schüttelte den Kopf.
"Samu, was ähm..was kann ich für dich tun?" fragte ich mit einem Augenklimpern, um auch den letzten Anschein einer Träne hinfort zu klimpern.
"Darf ich mein allerliebste lieblings Kolleg nicht überraschen?" fragte der Blondschopf mit einem Kleinjungen-Lächeln, dass meine Knie fast weich werden ließ. Doch auch wenn ich von seinen Deutschfortschritten begeistert war, entging mir der kleine Grammatikfehler nicht, weshalb ich schmunzeln musste. "Dein Lieblings Kolleg?" neckte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue, was er zunächst scheinbar nicht richtig deuten konnte. Wie auch? Wenn er es besser gewusst hätte, hätte er es besser gesagt. "Ähm...jaa.." meinte er etwas irritiert und trat dann ein Sück weiter in den Raum.
"Habe ich falsch gesagt?" fragte er und ich lächelte nur. War ja jetzt doch ein bisschen unnötig ihn zu verbessern.
"Alles gut." winkte ich nur ab und drehte mich dann auch schon von ihm weg, als ich mir das Chaos, was sich in meinem Räumchen erstreckte zurück ins Gewissen rief.
"Und ich weiß, du hast es gut gemeint, Samu, aber ich habe jetzt leider gar keine Zeit." Meinte ich dann etwas entschuldigend und sah mich verzweifelt im Raum um. Samu folgte meinem Blick etwas irritiert, lachte dann aber nur. "Die Chaos macht doch gar nichts. It happens." versuchte er mich zu beruhigen und war gerade dabei auf dem Sofa Platz zu nehmen, als ich jedoch nur den Kopf schüttelte.
"Ne, Samu, wirklich. Es tut mir leid, aber ich muss wirklich noch weg." brachte ich hecktisch hervor, bevor er überhaupt die Sitzfläche berührte. Ich wusste selber nur zu genau, dass ich heute eigentlich nichts weiter vor hatte und dementsprechend auch erst Recht nicht in Zeitdruck war irgendwo hinzukommen, aber ich wollte jetzt einfach mit mir und meinen Gedanken alleine sein. Oder sollte ich sagen mit mir und meinem Selbtmitleid?
Und besonders wollte ich jetzt nicht hier in Samus Gegenwart sein, nach all dem, was passiert war, denn ich wusste, dass er nur wieder der perfekte Gentleman sein würde und versuchen würde mich zu beruhigen, um mir all die schlechten Gedanken auszureden, doch dass konnte ich nicht gebrauchen. Viel einfacher erschien es mir der Realität einfach ins Auge zu blicken, vielleicht würde ich dann schneller mit dem Thema abschließen können.
"Where do you need to go?" fragte er vorsichtig nach, wobei ich seine Intention nicht wirklich deuten konnte. Verdammt!
Ich überlegte schnell nach einer Ausrede, zu welcher mir eigentlich die Kraft fehlte, als mein Blick auf meinen Kalender hinter Samu fiel. Viel stand dort nicht, lediglich ein Arzttermin, der eigentlich erst übermorgen war. „Zum Arzt." Reagierte ich dann jedoch schnell und nahm einfach das Erstbeste, das mir einfiel.
Samu beäugte mich kritisch von seiner Standposition etwa 3 Meter von mir entfernt, doch ich nickte nur: „Ja..und ich bin spät dran, wenn du dann also..." ich deutete mit meinem Blick entschuldigend auf die Tür. „Ich muss mich noch umziehen." ergänzte ich verlegen und bereute es sofort diesen Satz ausgesprochen zu haben, als ich sah, wie sich ein freches Grinsen auf Samus Lippen stahl.
„Oh, I can help you with that." zwinkerte er mir zu und betrachtete mich dabei von oben bis unten, was mich fast rot anlaufen ließ. „Soweit ich weiß hast du eine neue Freundin mein Lieber." meinte ich nur etwas trockener als geplant, weshalb ich noch etwas anhängen wollte. „jaja, und du hast eine Freund, ich weiß schon.." beendete Samu aber stattdessen meinen Satz, welchen ich nicht verbesserte, auch wenn er nicht mehr stimmte. „Richtig." sagte ich stattdessen nur und nutzte es aus, dass er nicht in Deutschland wohnte und von der Papparazzischlacht scheinbar nichts mitbekommen hatte.
Mein Kopf ging sogleich in Richtung Boden, wodurch ich nicht mehr mitbekam, dass Samu bereits auf dem Weg zur Tür war. „Also dann, viel Luck with the Doctor.", verabschiedete er sich dann, bevor er sich noch einmal mit einem Lächeln zu mir umdrehte.
„See you tomorrow kaunis nainen!" betonte er die letzten beiden Wörter, die mich dann doch aufschauen und den Kopf schütteln ließen. Wenn er damit doch nur Recht behalten würde.
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Eigentlich wollte ich mit dem Posten noch warten, aber da ja heute Yvonnes Geburtstag ist, konnte ich doch nicht anders :)
Ich hoffe es gefällt euch! Lasst mich gerne eure Meinung wissen und scheut euch auch nicht vor konstruktiver Kritik :)Bleibt gesund!
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Blurs of the mirror
FanfictionNach 2 Jahren ist es endlich wieder soweit und sie sitzen gemeinsam in der Jury. Doch während Samu sich nur Sorgen macht, dass das Team Catterkloß ihm und Rea mit all seinen Überzeugungen die Talente wegschnappt, bemerkt er, dass Yvonne zurückhalten...