Kapitel 19: Why don't you stay...

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Diese Nacht hatte ich kein Auge zu gedrückt, sondern einfach nur stumm auf meinem Sofa gelegen und die kahle Decke angestarrt, während die Tränen über mich hereinbrachen. Das Gefühl, das sich in mir ausbreitete, konnte ich nicht einmal beschreiben.
Ich fühlte mich einfach allein.
Samu war in dieser Nacht mit einem gesenkten Blick aus meinem Haus gegangen, nachdem ich mich langsam aus seiner engen Umarmung gelöst hatte und mir die dünne Wolldecke beschämt um meinen nackten Körper gewunden hatte.
Er hatte Tränen in den Augen gehabt und vergebens auf ein Zeichen gewartet, dass er dableiben sollte. Einen Griff meiner Hand, der ihn zurückhielt, oder ein leises Wort, dass ihn bat stehen zu bleiben. Doch ich hatte ihm nichts dergleichen gegeben, weshalb er langsam von der Garnitur, auf welcher er eben noch meinen zitternden, zierlichen Körper gehalten hatte, aufgestanden war und sich stumm seine Klamotten wieder angezogen hatte.
Ich hatte die Kälte sofort an meiner Haut gespürt, als mich die wohltuende Wärme seiner Nähe verließ und hatte mich noch enger in die Decke gewickelt, während ich ihm einfach nur dabei zusehen konnte, wie er sein schwarzes T-Shirt über den Kopf zog und seinen Hosenstall schloss.
Die Gänsehaut seiner sanften Berührungen und unserer langsamen Küsse, hatte ich noch immer spüren können und wusste, dass dieses Gefühl nicht so schnell vergehen würde. Ebenso wenig wie unsere Erinnerungen an eine unbeschreibliche Nacht, die die Leidenschaft in den Schatten stellte und das Gefühl in den Vordergrund rückte.
Ohne noch etwas zu sagen, nur mit einem vielsagenden Blick und Traurigkeit, die ihm ins Gesicht geschrieben war, war er in dieser Nacht verschwunden und hatte das getan, worum ich ihn gebeten hatte. Mich verlassen.
Alleine der Gedanke daran ließ mich wieder in Tränen ausbrechen, als ich drei Tage später in einer alten Jogginghose und einem ausgewaschenem T-Shirt durch meine Küche lief, um mir einen Kaffee zu machen.
Immerhin ein kleiner Fortschritt, denn die letzten zwei Tage hatte ich mich so gut wie gar nicht aus dem Bett begeben. Gerade noch für den Weg auf die Toilette und zum Briefkasten hatte es gereicht.
Mein Handy rührte ich auch nur an, wenn es klingelte, was es Dank der kurzen Pause bis zu den Sing-Offs zum Glück nur ein Mal getan hatte.
Es war Stefanie gewesen, die mit mir über ein Talent sprechen wollte, dass Probleme mit seinem Song hatte, doch schnell hatte die Silbermond-Frontfrau bemerkt, dass mir ganz und gar nicht nach reden zu Mute war, noch dass ich einen freien Kopf dafür gehabt hätte. Ich wusste nicht genau wieso ich es getan hatte, schließlich kannten wir uns noch nicht besonders lange, aber ihre freundschaftliche Fürsorge und warmherzige Beharrlichkeit hatten mich letztlich doch dazu gebracht Stefanie alles zu erzählen,.... naja, mit Ausnahme von ein paar intimen Details, die nur Samu und mich etwas angingen.
Wieder durchzog meinen Körper, diese unvergleichbare Gänsehaut und ich seufzte schwer aus, als die Realisation zurückkam, dass ich ihn nie wieder so nah bei mir haben würde.
Alles erinnerte mich an Samu. War es eine tiefe, raue Männerstimme, die aus dem Radio zu mir sang, der Duft seines Aftershaves, der noch an meinem Bettzeug hing, oder der simple Anblick einer Tasse, aus der er morgens hier bei mir seinen Kaffee getrunken hatte.
Und wieder kamen mir die Tränen.
Ich wusste überhaupt nicht, wie ich ihm in ein paar Tagen wieder unter die Augen treten sollte, ohne in Tränen auszubrechen, oder auf wackligen Knien zusammen zu fahren. Denn wir hatten uns seit unserer Trennung weder gesehen, noch gesprochen. Ich wusste, dass er vorgehabt hatte die Zeit zwischen den Battles und Sing-Offs zu nutzen, um in seine Heimat zu fahren, um dort nicht nur seine Familie wieder zu sehen, sondern nun wahrscheinlich auch alles notwenige mit Tanja zu klären. Wobei man bei ihr ja mittlerweile auch von seiner Familie sprechen konnte.
Der Gedanke daran, dass er in jenem Moment die warme Haut einer anderen Frau an seiner spüren könnte, einer Frau, die sein Kind unter ihrem Herzen trug, jagte mir einen Schauder über den Rücken, der mich fast in die Kniee zwang, sodass ich mich mit geschlossenen Augen an meinem Küchentresen festhalten musste. Obwohl ich mir zur gleichen Zeit sicher war, dass Samu mir das niemals antun würde. Denn dafür war er ein viel zu guter Mensch.
Mein Selbstbewusstsein und meine Hoffnung waren einfach vollkommen am Ende. Ich musste mich schon förmlich dazu zwingen diese Tasse Kaffee meinen Rachen hinunter zu kippen, damit ich überhaupt irgendetwas in den Magen bekam und hoffte, dass sie auch drin bleiben würde.
Wieso stellte ich mich überhaupt so an? Wieso machte ich selbst so einen Zirkus daraus? So lange waren Samu und ich doch gar nicht zusammen gewesen und dazu war ich noch diejenige gewesen, die sich von ihm getrennt hatte, weil es einfach die richtige Entscheidung gewesen war, wenn er doch ein Kind mit einer Anderen erwartete.
Und doch zerrte es an meinen Nerven und an meiner Kraft in einer Intensität, die ich so noch nie gefühlt hatte.
Verzweifelt, kramte ich nun doch mein Handy hervor, um mich für die Proben in den Studios heute abzumelden. Stefanie würde es verstehen, sie wusste, wie am Ende ich war und ich wusste, dass ich diesen Tag nicht überstehen würde, würde ich mich aus dem Haus begeben. Doch noch bevor ich Stefanie schreiben konnte, meldete mein Handy mir eine Klatschpressen Schlagzeile, die mich stoppen ließ und dann doch auf meinem Sofa in die Knie zwang. Erschöpft ließ ich mich auf dem Polster fallen und las noch einmal über die Schlagzeile, die mir ins Auge gesprungen war:
Catterfeld und Haber, jetzt ein Paar! - Entstandene Liebe zwischen romantischen Liedern und herzergreifenden Stimmen.
Mein Herz blieb kurzzeitig stehen. Natürlich musste die Presse genau jetzt von unserer Beziehung Wind bekommen. Von unserer beendeten Beziehung, verbesserte ich mich und kauerte mich auf dem Sofa zusammen. Mit zittrigen Händen begann ich ein wenig des Berichts zu lesen und auch im Internet zu schauen, ob es noch weitere Meldungen gab, oder ob man diese eine Schlagzeile vielleicht einfach als Gerücht abtun könnte. Aber natürlich gab es noch weitere Artikel zu Samu und mir und wie ich durch verschwommene Sicht erkennen konnte, war ein Statement von Nico der Auslöser dafür gewesen.
Unwillkürlich kam ein wenig Wut in mir auf, denn Samu hatte mir erzählt, dass er mit Rea, Mark und Nico gesprochen und es ihnen erzählt hatte...bevor Tanjas Anruf kam..., aber ich traute Nico gleichzeitig nicht zu, dass ihm dies mit Absicht rausgerutscht war, weshalb der Frust, den ich auf ihn empfand schnell der Wut auf mich selber wich.
Wieso hatte ich Samu an dem Tag im Park denn auch überredet unsere Beziehung öffentlich zu machen, obwohl sie noch nicht so besonders lange ging. Als wäre die Trennung nicht schon schlimm genug gewesen, würde davon auch notgedrungen bald ganz Deutschland mitbekommen und mich Tag täglich daran erinnern, dass ich es wieder Mal geschafft hatte, dass eine meiner Beziehung zerbrach.
Wie sollte das nur den Rest der The Voice Staffel weitergehen?
Verzweifelt betätigte ich den Sperrknopf meines Handys und ließ den Bildschirm wieder schwarz werden, bevor ich mich auf mein Sofa kauerte und einfach die Augen schloss. Ein wenig Schlaf würde helfen...ein wenig Energie bringen und vielleicht auch einen Plan, wie Samu und ich uns aus der ganzen Sache herauswinden könnten. Doch ich wusste, dass es dafür genauso zu spät war, wie für unsere Beziehung.
Und mit diesem Gedanken schlief ich einfach überfordert und völlig erschöpft ein, bis ein Klingeln an meiner Tür mich unsanft aus dem Schlaf riss.
Eine Weile blieb ich einfach liegen, stumm und reglos, und versuchte das Geräusch an meiner Tür zu ignorieren, doch wer auch immer dort war, schien einfach nicht locker zu lassen und klingelte nochmal und nochmal und...nochmal.
Genervt schleppte ich mich auf meinen trägen Beinen zu meiner Haustür und schaute erst vorsichtig durch den Spion, bevor ich verwundert die Tür öffnete.
„Stefanie?", fragte ich und öffnete die Tür nur einen klitze kleinen Spalt, um mich noch halb hinter ihr verstecken zu können. Dass meine Stimme dabei nur schwach heraustrat, bemerkte selbst ich.
Ihre Hände hatte Steff hinterm Rücken verschränkt und schaute mich einfach nur mit einem matten Lächeln an. Ihre Augen wanderten dabei von der Tür zu mir und wieder zurück und ich wusste, dass sie merkte, dass ich mich am liebsten hinter dieser verkrochen hätte.
Ohne ein Wort zu sagen, zog sie ihre Hände hinterm Rücken hervor und brachte damit eine Flasche Wein und einen Eisbottig aus dem nächsten Supermarkt zum Vorschein. Ein wenig wackelte sie die beiden Gegenstände in ihren Händen hin und her und wartete, bis ich ihr nach einem innerlichen Kampf, dann doch die Tür in mein Haus öffnete und sie eintreten ließ und die Tür dann wieder schnell hinter ihr schloss, bevor mich noch jemand so sah. Ich konnte nicht genau sagen, warum sie hergekommen war, aber ich hatte weder die Kraft, noch die Energie ausgiebig darüber nachzudenken, weshalb ich ihr einfach folgte.
Schweigend zog sie sich die Schuhe aus und ich geleitete sie mit einer Handgeste ins Wohnzimmer, bevor ich mit zwei Löffeln und Weingläsern zu ihr aufs Sofa kam.
„Du hast die Schlagzeilen gelesen?", fragte ich sie nur vermutend, als ich dabei zusah, wie sie die Gläser bis zum obersten Rand befüllte und mir dann einen der Löffel, sowie den geöffneten Bottig mit Schokoeis entgegen streckte.
Sie nickte.
„Nico hat heute erstmal eine Ansage von Mark und mir bekommen...", meinte sie nur und wollte mich damit vermutlich zum Lächeln bringen. Doch Steff wusste genauso wie ich, dass es ein Versehen war und dass es Nico wahrscheinlich jetzt schon furchtbar leidtat.
Ich nickte nur und nahm das Weinglas dann dankbar entgegen, bevor ich den Inhalt blitzschnell leerte.
Stefanie quittierte meine Handlung nur mit einem kurzen skeptischen Blick, nahm es dann aber so hin und begann an ihrem eigenen Glas zu nippen.
Wieder saßen wir eine Zeit lang nur schweigsam da und ich musste zugeben, dass ich es genoss, dass Stefanie hier war und sich um mich kümmerte, selbst wenn die ganze Situation auf mich noch ein bisschen befremdlich wirkte. Ich hatte mir schon gedacht, dass sie nachdem sie die Schlagzeilen gelesen hatte einfach nur für mich da sein wollte und auch schauen wollte, ob ich halbwegs Zurecht kam, nachdem ich unabgemeldet von den Proben ferngeblieben war. Denn nachdem ich selber die Titel der Presse gelesen hatte, war ich ja einfach eingeschlafen und hatte vergessen mich bei ihr zu melden.
Bereits das dritte Glas Wein hatte ich geleert, während Stefanie mir von den Proben und den Fortschritten der Talente erzählte, um mich ein wenig abzulenken. Und ich musste zugeben, dass es auch funktionierte, bis ihr ein kleines Gespräch zwischen Rea und Samu herausrutschte, bei dem sie über die Reihenfolge ihrer Talente zwischen den Sing-Offs gesprochen hatten. Ich hatte mich zwar kurz gefragt, warum die beiden das über Telefon besprachen, wenn Samu doch in ein paar Tagen für die letzten Vorbesprechungen der Sing-Offs wieder mit Rea im Studio sein würde, aber sogleich spürte ich wieder einen kleinen Stich in meinem Herzen und senkte ein wenig den Kopf, weshalb ich gar nicht weiter darüber nachdachte.
„Oh Yve, das tut mir leid!", hatte Steff sich sofort entschuldigt, als ihr ihr Ausrutscher bewusst wurde, doch ich versuchte nur lässig abzuwinken.
„Es ist schon in Ordnung, Steff..", meinte ich und war mir nicht einmal sicher, ob ich mir selber geglaubt hätte. „Samu und ich sind erwachsene Menschen, wir arbeiten zusammen. Ich werde schon nicht gleich zusammenbrechen, nur weil ich seinen Namen höre."
Wenn ich mir das nur lange genug einredete, dann würde es auch schon irgendwann so kommen...
An ihrem mitleidigen Blick konnte ich genau erkennen, dass sie mir nicht glaubte und mir stattdessen einfach ein weiteres Glas Rotwein einschenkte.
„Ich meine es ernst, Steff. Es geht schon wieder...ich meine, ...so lange waren wir ja jetzt sowieso nicht zusammen gewesen..."
Lüge über Lüge, und das alles nur um mich selbst zu schützen.
Mit großen Augen sah meine Teamkollegin mich an und lehnte sich im Sofa zurück. Sie glaubte mir kein einziges Wort..., und sie wusste, dass ich mir das Ganze nur selbst versuchte einzureden, um es mir einfacher zu machen. Doch sie selber schien der Meinung zu sein, dass es nichts brachte, wenn man seinen Kummer ignorierte und ihn in sich hineinfraß. Nicht, wenn man ihn überwinden wollte.
Als es dann noch eine ganze Weile so weiter ging und ich versuchte meinen Schmerz durch Ignoranz und Überspielen zu verstecken, entschloss sich Steff dann also dazu mich einfach mit einer Neuigkeit zu konfrontieren, die es mir unmöglich machen sollte weiter so zu tun, als wäre alles in Ordnung und als wäre ich mittlerweile über unsere Trennung hinweg.
Mit ernster Miene sah sie mich skeptisch von der Seite an und ich spürte, dass ihr ihre nächsten Worte auch ein wenig leid taten, auch wenn sie es für nötig hielt sie auszusprechen. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde, doch mein Herz begann bereits jetzt in einem unermesslichem Tempo zu klopfen und mir die Luft zum Atmen ein Stück weit zu nehmen.
„Dann stört es dich bestimmt auch nicht im Geringsten, wenn ich dir jetzt erzähle, dass Samu sich für den Rest der Staffel abgemeldet hat und weder für das Finale, noch für die Sing-Offs zurückkommen wird."


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So ihr Lieben<3,

hier ist einmal das neue Kapitel, welches ein bisschen mehr auf Yvonnes Gedanken und die Catterkloß-Freundschaft eingeht^^. Ich hoffe es gefällt euch und ihr lasst mir vielelicht eure Meinung da, über die ich mich immer riesig freue!
Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht dieses Kapitel zu schreiben :).

Heute beginnt offiziell meien Prüfungsphase und ich bin echt mal gespannt, wie ich da so durchkommen würde. Aber genau aus diesem Grund hatte ich ein paar Kapitek auch schon vorgeschrieben, weiß nur nicht, ob es komplett reivhen wird, also seit bitte nicht enttäuscht, wenn in ein paar Wochen vielleicht erstmak kurz eine Pause ist, sollte ich es nicht schaffen noch ein paar Kapitel vorzuschreiben. Aber die Story ist nicht vergessen und wird dann aufjedenfall auch bald nach den Prüfungen weitergehen.

Jetzt aber erstmal bis nächste Woche!^^
Also dann: Bleibt gesund!<3

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