Ich glitt zu ihr ins warme Wasser und sie berührte meine Lippen ganz sanft mit den Fingerspitzen. Das Gefühl von abgekauten, schwarzlackierten Nägeln, die meine Haut betasteten, war vertraut. Wie das Lachen meiner Schwester, die grauen Gesichter da draußen oder der Duft von Kaffee.
Es fühlte sich an wie angekommen sein.
Wenn man klein ist, sind die Eltern deine Sonne, die du zum Überleben brauchst. Du kreist um sie herum, während sie stillstehen und eine stetige Konstante in deinem Leben bilden. Irgendwann dann wirst du langsam groß und entfliehst ihren Strahlen. Du lernst das Universum kennen, bist ihm quasi schutzlos ausgeliefert. Ich habe dann sie kennengelernt und wir kreisten umeinander. Beide ziellos, verloren. Wenn es klappt, wird man zusammen zu einer Sonne. Wenn es nicht klappt, und es klappt fast nie, sucht man weiter mit unbekanntem Standort nach dem Ziel. Aber jeder Mensch verwandelt sich irgendwann in eine Sonne und findet seinen Platz im Kosmos.
Sie und ich waren in diesem Moment dem Dasein als Stern näher als irgendwann sonst. Während ihr Lippenstift im Poolwasser verschmierte, wir uns beide mit den Beinen über Wasser hielten und ich mich im Wasser stetig immer wohler fühlte, berührten sich unsere Planeten. Fast.Das zarteste Mädchen der Welt tauchte ab, verschwand unter dem türkisgrünen Nass.