quatre

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Der Wind zerrte mit unsichtbaren Fingern an meinem Haar und ließ die Sommersprossen über jeden Zentimeter ihrer Wangen tanzen.
Auf ihrem Skateboard glitten wir durch jede der verwinkelten Gassen. Durch Wälder aus grauem Beton. Grafittibesprühte Wände, lieblos verputzt, staubig von der Farblosigkeit der Stadt.
Ihre Hände lagen auf meiner Hüfte und machten, dass mein Herz gegen meine Rippen schlug, als wäre es dort eingesperrt.
Hauchzarte, federfeine Winde ließen die ersten bunten Blätter des Herbstes durch die Straßen flattern, einem Schwarm rotgoldener Schmetterlinge gleich.
Die roten Rollen des Skateboards flogen förmlich über den Asphaltdschungle hinweg.
Vom Himmel tröpfelte die Nachmittagssonne auf uns niedere Wesen herab. Sie hatte ihre ganze Knalligkeit im Sommer abgelassen und nun prickelten nur die sanfte Wärme und die orangefarbenen Lichterstrahlen auf unserer Haut.
Sie duftete nach ihr. Nach Schokolade, frischgebackenen Waffeln und einem saftig-grünen Tannenwald nach dem heftigsten Sommergewitter.
Ihre Anwesenheit ließ die Welt vor meinen Augen verschwimmen und machte sie gleichzeitig realer denn je, wie sie das schon immer geschafft hatte.
Vor dem riesigen, grauen Steinklotz, der ihr Haus war, hielten wir an und ihre Hand schoss sogleich zu ihrem Mund. Sie biss an ihrer Nagelhaut herum, riss mit den Zähnen Stücke ab. Ich ließ sie machen, aber nur ein paar Sekunden lang. Dann trat ich an sie heran, griff ihre Hände und küsste ihre Lippen.
"Herz, hör bitte niemals auf, zu schlagen", flüsterte sie in unseren Kuss hinein. Worte, von einer Zerbrechlichkeit, die für gewöhnlich nicht den Mund meiner Freundin verließen. Und nun galten sie mir.
Vielleicht war dies der Moment, in dem mir klar wurde, dass mein Bauch voll mit wohlig warmer Liebe für sie war.

Und dann lief das süßeste Mädchen der Welt durch das schmutzige Treppenhaus.

-sie-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt