Jeder Centimeter ihres perfekten Körpers war aufs Äußerste angespannt. Jede Sehne, jeder noch so kleinste Muskel.
Ich wusste, wie nervös sie war. Dass Unmengen an Adrenalin in exakt dieser Sekunde durch ihre Adern strömte. Und trotzdem bewegte sie sich wie eine Fee. Meine Fee.
Das Glänzen in ihren Augen schien durch die Menge hindurchzuleuchten und traf direkt in mein Herz.
Und ich glaube, das war einer der Momente, in denen ich mich aufs Neue in dieses wunderbare Mädchen verliebte. Das Mädchen, das nicht bloß schwarz lackierte Fingernägel, kurze Haare oder ein sanft geschwungener Eyeliner war.
Sie war eine Sonne, um die ich meine Kreise ziehen. Der Stern, der mich an sich gedrückt hielt.
Ihre Hände trafen auf die Weichbodenmatte und ihre Füße flogen in die Luft. Vollkommen durchgestreckt stand sie im Handstand, das Publikum hielt für einige Sekunden inne. Bis sie nach vorne kippte, in einer Brücke am Boden ankam und zur nächsten Bewegung ansetzte.
Die Schlange um ihren Körper schlängelte sich umher, während sie mit der Eleganz eines Rehs über die Bühne turnte. Das Publikum in vollkommener Konzentration vergaß.
Meine Freundin schien alleine mit sich und der blauen Matte.
Früher wäre der Pferdeschwanz fröhlich mitgewippt. Heute reichte ihr euphorisches Grinsen.
Als sie sich wieder fing und kerzengrade mit dem Gesicht gen Himmel am Rande der Turnmatte stand, als ihr Blick den Meinen traf, machte mein Herz einen Salto. Es vollführte einen lupenreinen freien Fall in die Unendlichkeit.Und dann verschwand das stärkste Mädchen der Welt zwischen dem purpurfarbenen Stoff.