Ihre rotgeschminkten Lippen wirkten wie ein Blutfleck in ihrem blassen Gesicht, über das unzählige Sommersprossen tanzten.
Den Kajalstift, der gerade eine Linie um die grünblauen Augen malte, hatten wir zusammen im DM-Markt gekauft. Sie hatte stundenlang vor dem Regal gestanden und sämtliche Stifte ausprobiert, kurz bevor die langen Haare Strähne für Strähne auf das Hochglanzparkett im Friseursalon gefallen waren. Ich kann mich noch genau an das Summen des Rasierapparats erinnern.
Für eine Sekunde bedachte ihr Blick tatsächlich nur ihr Abbild. Zweifel, Nervosität, Lampenflieder loderten mit einem kaum hörbaren Zischen in meinem allerliebsten Gesicht auf.So leise, wie ich konnte, sprang ich von der Waschmaschine herunter und trat von hinten an sie heran.
Stellte mich auf die Zehenspitzen, um die kleinen Sommersprossen an ihrem Nacken mit meinen Lippen zu liebkosen. Meine Arme legten sich wie von selbst an den Platz auf ihrer Taille, wo sie seit immer schon gelegen hatten.
Sie drehte sich um und nahm meinen Kopf in die Hände.
"Schatz"
Es war mehr ein Hauchen, das ich auf meinem Gesicht spüren konnte, als ein gesprochenes Wort. Aber ich liebte sie dafür.
"Schatz"
Sie kicherte und küsste mit unglaublicher Zärtlichkeit meine augetrockneten Lippen.Dann rannte sie flink und mit der Eleganz einer Elfe an mir vorbei in den Flur, wo ihre Füße in den ausgetretenen, froschgrünen Chucks verschwanden, die sie zu ihrem Sechzehnten bekommen hatte.
Der Stoff der Schuhe hatte die gleiche Farbe wie die aufgedruckte Schlange auf dem schwarzen Turnertrikot, welches sich eng an die Kurven ihres wunderhübschen Körpers schmiegte.
Sie rollte sich an ihrem Bein, ihrer Hüfte und ihrem Rücken hoch, damit sie dann ihre kirschrote Zunge ihren schmalen Hals erkunden lassen konnte.
Mit dem knallpinken Skateboard und einem übergroßen Flanellhemd stob das schönste Mädchen der Welt aus dem Haus.