How to live

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❄︎𝐇𝐨𝐥𝐥𝐲❄︎

Noah kommt nicht. Auch nicht am nächsten Tag und am übernächsten. Die Tage ohne ihn sind so leer. So sinnlos. So freudlos. Keine grünen Augen, die mich aufmuntern. Keine Abgründe, in die ich mich vertiefen kann, ohne dass sie wegblicken. Nichts, nur Leere.

Gerade sitze ich vor meinem Tagebuch und habe keine Ahnung, was ich schreiben soll. Die Worte, die sonst immer angeflattert kommen wie Schmetterlinge sind weg. Wie als hätte jemand das Fenster geschlossen und würde die Schmetterlinge aussperren. Meine Worte, die sonst immer da waren sind weg. Verschwunden. Ich war auch schon vorher wenig, aber ohne meine Worte bin ich ein Nichts.

Noch wertloser als wertlos. Nicht mehr wenig sondern Nichts. Noch leerer als leer. Ich bin gar nichts.

Ich fange an.

Dear Diary,
Mir fällt nichts ein, außer Moment ein Name. Lass mich nochmal von vorne anfangen.
《Es hilft sich eine Person, der du alles erzählen würdest, vorzustellen.》verhallt Mrs Clarks Stimme in meinem Kopf.

Dear Noah,

Und plötzlich kommen die Worte zu mir geflogen und jemand öffnet das Fenster und lässt die Schmetterlinge ein. Sie fliegen in Scharen und umschwirren mich. Die Worte sind wieder da und überrennen mich.

Ich fühle mich leer ohne dich. Es ist so komisch, wenn deine grünen Augen nicht da sind um mich zum Lachen zu bringen. Mir fehlt dein Santa. Mir fehlt dein Lachen. Du fehlst mir. Wieso bist du weg? Wieso bist du nicht mehr da um mich aufzufangen? Was ist los? Wieso bist du fast umgefallen? Warum musste man dich wegtragen? Was hast du mir vorenthalten? Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, erst einen Tag lang um genau zu sein, aber du warst der sichere glückliche Fels, der einfach zu mir kam, bis du fielst. Der jemand an dem ich mich festgeklammert habe, wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring ist weg. Du bist mein Rettungsring, Noah. Mein Fels in der Brandung. Und plötzlich bist du einfach nicht mehr da. Ich habe mich so sehr an dich gewöhnt an diesem einen Tag, an dich und dein Lachen, dass die Tage ohne dich unmöglich erscheinen. Und doch überlebe ich sie irgendwie. Ich weiß nicht einmal warum. Ich mache mir so große Sorgen um dich. Bitte komm wieder zurück.
Yours Holly.

Ich lege das Büchlein beiseite.
Noah, oh gott. Ich muss nach ihm fragen. Vielleicht darf ich ihn sehen.

Ich renne auf den Gang. Eine Krankenschwester kommt mir entgegen.《 In 15 Minuten ist Bettruhe, das weißt du, oder?》 Ich nicke ruhelos.
《Was ist mit Noah?》überrumpele Ich sie aufgeregt. 《Welcher Noah? Es gibt viele Noahs, selbst in dieser bescheidenen Klinik.》antwortet sie teilnahmslos. Ich denke nach. 《Ja welcher Noah denn? Wie ist sein Nachname?》fragt die Frau drängend. 《Los Mädchen, ich hab auch nicht ewig Zeit.》Ja wie ist sein voller Name denn? Ich stottere. 《Ja, der Noah eben, mit den wunderschönen grünen Augen und den tollen dunklen Haaren.》Ich schlage mir die Hand vor den Mund. Wunderschöne grüne Augen? Habe ich das gerade tatsächlich vor jemand Fremden gesagt? Außerdem sind seine Augen doch gar nicht so unglaublich. Das ist mir doch nur so rausgerutscht.

Kopfschüttelnd geht die Krankenschwester davon. 《Ich habe keine Zeit für eure kindlichen Liebesdramen, die sowieso in einer Romio und Julia Tragödie enden werden. Geh lieber zu Bett, bevor ich die Uhr Nachtruhe schlägt.》erwidert sie schnippisch.《Was? Liebesdramen?》frage ich empört, doch die Schwester ist schon verschwunden.

Leise gehe ich in mein Zimmer zurück. Die Gänge sind nun ganz leer und still.  Liebesdramen, das ich nicht lache. Was denkt sie sich dabei?

Das Licht wird ausgeschaltet und ich gehe zu Bett. Es dauert noch lange, bis ich eingeschlafen bin. Jeder Nerv meines Körpers schreit nach Schlaf, während jeglicher Gedanke in meinem Kopf mich an die Angst vor den Träumen erinnert. Doch irgendwann gibt mein Kopf nach. Irgendwann muss ich schlafen. Andere Leute fürchten sich vor Spinnen oder dem Tod. Ich fürchte mich vor meinen Träumen. Nur sind diese Leute ihrer Angst nicht jede Nacht ausgesetzt. Ich bin es schon. Und verdammt, ich habe das verdient. Das schlechte Gewissen, die Schuldgefühle, die Alpträume, all das habe ich verdient.

Einblick in die Vergangenheit aus Sicht des überfahrenen Jungen
Jemand hält mich an der Hand.《 Johnny, pass auf, wir überqueren gleich eine große Straße.》sagt meine Mutter gedankenlos zu mir. Ihre Hand lässt meine los. Wenn sie es damals schon gewusst hätte, hätte sie mich festgehalten. 《Mummy, da ist ein Schmetterling.》rufe ich. Doch Mummy hört mich nicht. Mummy geht einfach hinter mir her mit ihren eigenen Gedanken und meiner kleinen Schwester Lily beschäftigt. Sie ist wirklich sehr beschäftigt. Lily weint gerade schrecklich laut, weil sie ihre Zähne bekommt. Ich folge dem Schmetterling. Erst langsam, dann immer schneller. Ich sehe meine Umgebung gar nicht mehr vor mir, als ich plötzlich einen Schrei höre. Es ist meine Mummy. Der Schrei ist so laut und verzweifelt, dass ich aufschaue. Ich befinde mich auf einer 6-spurigen Straße. Ich bin am rennen. Noch eine Spur liegt vor mir. Ich will abbremsen, doch dafür bin ich zu schnell. Also renne ich so schnell, wie ich noch nie gerannt bin. Irgendetwas, ich glaube man nennt das Adrenalin schießt durch meine Adern. Ich schlage einen Haken, doch das Auto ist zu schnell. Es versucht noch zu bremsen, doch es ist zu spät. Ich werde sterben. Ich werde es nicht schaffen und in dem Moment will ich noch so viele Sachen sagen, doch es bleibt keine Zeit mehr.《Mummy.》höre ich mich verzweifelt schreien. Doch Mummy kann mich nicht retten und die Fahrerin hat versagt. Als Mummy sieht, dass ich sterben werde, schreit sie《Johnny ich liebe dich.》 Es ist die Schuld der Fahrerin, wenn ich.... Schmerz durchfährt mich, ein unbändiger Schmerz....tot bin, denke ich meinen Gedanken zuende. Ich dachte, ich hätte noch Zeit. Ich dachte, ich würde diesen Moment erst viel später erleben, doch der Termin wurde vorverlegt und jetzt wo ich im Sterben liege, erkenne ich, dass es eigentlich niemandes Schuld war, sondern nur die des Schicksales und dann blase ich das Licht aus. Mummy liebt mich.

⌨︎𝗔/𝗡☕︎
Ob da schon erste Gefühle bei Holly aufflammen?

Findet ihr es okay, dass die Vergangenheit des Jungen sich inmitten eines Kapitels befindet?
Ich konnte irgendwie nicht länger damit warten.