»Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden
können.«
(Jean Paul)Der letzte Tag in dieser Woche schien besonders früh für Mags zu beginnen. Die letzten Worte vom gestrigen Abend hingen ihr noch nach und lösten sich nicht von ihrer Gedankenwelt.
'Ist es wirklich ein Date? Aber das will ich doch gar nicht? Vor allem Leonard nicht?! Oder doch? Was ziehe ich überhaupt an? Gott, Mags! Hör einfach auf zu denken!'
Bestimmt wollte Leonard genau das in ihr bezwecken. Er grinste sich einen zurecht, während sie herumgrübelte und verzweifelt versuchte ihre Emotionen wieder einzusammeln. Mags kam zum Entschluss, dass sie dieses Spiel nicht so leicht verlieren wollte, also musste sie sich zusammenreißen.
Sie versuchte sich einzureden, wie viel ihm der Besuch in das Café bringen könnte und was für ein großer Schritt das für seinen derzeitigen Verarbeitungsprozess wäre.
Alles andere war egal, allein das zählte für sie.
Weil es für Leonard zählte.Es sollte wieder ein warmer Tag werden und da sie auf gute Laune stand, hüllte sich Magnolia in ein dunkelblaues Kleid, was mit feinen Sonnenblumen bemustert war. Ihre Knie zitterten noch immer, also wollte sie ihrem Herumgrübeln ein Ende bereiten und betrat wenig später mit hastigen Schritten die Küche.
Schnell wurde der Knopf für den Lautsprecher betätigt, um den großen Wohnraum mit Musik zu erfüllen. Am Morgen sollten es entspannte Klänge sein, so mochte es Magnolia am liebsten, wenn der Tag für sie zu früh begann.
„Ooh... There'd be no song without you."
Mags stimmte zu den sanften Tönen mit ein,
wurde jedoch von einem unerwarteten Klopfen an der Tür unterbrochen. Schwungvoll zog Mags sie offen.Henry.
„Ist die Musik etwa zu laut?"
Mags wollte schon zurück zu der Quelle der Musik sprinten, doch Henry konnte sie mit seiner sarkastischen Bemerkung aufhalten.
„Nein. Aber möglicherweise die schiefen Töne mittendrin."
Er brachte sich damit einen Schlag gegen die Schulter ein, doch Magnolia bemerkte den Scherz in der Aussage. Henry und Mags gingen schon mehrmals ins 'O'Malleys' und sangen dort an besonders heiteren Abenden gerne munter in die Mikrofone der Karaoke-Anlage hinein. Der Pegel lag in solchen Momenten schon weit oben, doch das hinderte Henry nie daran der Stimme von Magnolia zu lauschen. Für ihn die wohl schönste Symphonie, egal, wer was anderes dachte.
„Ich wollte dich nur fragen, wie der Abend gestern so gelaufen ist. Du weißt schon, mit David Brent und Kevin McCallister?"
Henry zog interessiert seine Augenbrauen hoch, während er sich lässig an der Küchentheke abstützte und sich einen Apfel aus der Schale klaute. Magnolia verschwand hinter ihm und schaltete die Kaffeemaschine ein. Ein Seufzen entkam ihrer Kehle, dennoch blieb sie stumm und sagte erst etwas, als der Kaffee durchlief und sie mit zwei Tassen in der Hand vor Henrys Augen trat.
„Warum denn so zynisch, liebster Heinrich?"
„Du weißt, dass ich das nicht ernst meine."
Mags wusste genau, wie Henry zu David stand. Die beiden verbrachten früher oft Zeit miteinander und David vertraute ihr sogar einst an in Henry einen älteren Bruder zu sehen.
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All die verschwundenen Farben
Romance❝ Ich will doch einfach nur all-...all meine Farben wieder haben, verstehst du das nicht? ❞ ❝ Aber du hast sie doch nie verloren. All diese verschwundenen Farben, die du so sehr vermisst? Die waren nie weg. Sie sind alle hier, in dir. Alles, was du...