N E U N U N D D R E I ẞ I G

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Die Party ist bereits im vollen Gange, der Empfang längst zuende und viele schon betrunken. Angelo hat bis vor fünf Minuten eine wirklich lange und imposante Rede gehalten und nun wurde ein kleines Buffet eröffnet, wo sich alle wie die Geier drauf stürzen. Ich sitze alleine in einem wirklich gemütlichen Sessel und nippe an meinem Getränk. Rafael hat sich kurz vor Angelo's Rede aus dem Staub gemacht um sich ein wenig mit seinen Kollegen aus Kanada zu unterhalten. Die anderen sind alle irgendwo verteilt, Luca steht die ganze Zeit bei seinem Vater und unterhält sich mit den verschiedensten Leuten. Aurora, Maria und Giuseppe stehen an der Bar und lachen. Michele und Teresa sind am Buffet und versuchen bei der Ansammlung auch etwas vom Essen abzubekommen. Ja und Chiara, die habe ich noch gar nicht gesehen um ehrlich zu sein. Gerade will ich aufstehen um an die frische Luft zu gehen, da tippt mich jemand von hinten an. »Hey kennst du mich noch?« Ich stehe auf und sehe in das Gesicht von Matteo, Martin Madrazos Sohn. »Ehm, ja klar. Matteo, richtig? Wir haben uns in Washington kennengelernt.« Er nickt. »Ja genau. Hätte nicht gedacht, dass du dich an mich erinnern würdest.« »Ich erinnere mich daran wenn mich jemand zu einem Kaffee einlädt.« schmunzelnd schaut er zu Boden. »Leider warst du an dem Tag verhindert.« ich nicke. Das Rafael mich am Ende doch versetzt hat, muss er nicht wissen. »Und jetzt? Hast du jetzt Zeit oder bist du wieder verhindert?« »Um ehrlich zu sein, wollte ich gerade ein wenig frische Luft schnappen. Der ganze Zigarrenrauch ist auf Dauer nicht so angenehm. Du kannst mitkommen wenn du willst« »Gerne, eine so hübsche junge Frau lässt man nicht allein zu so später Stunde.« Ich muss lachen bei seiner Wortwahl und wie er es ausdrückt. »Na gut, dann komm.«

Gemeinsam begeben wir uns auf das Dach, wo wir eine überragende Aussicht auf die Stadt haben. Ich lehne mich an das Geländer und schließe die Augen. Ich atme die frische Luft ein und lasse den Wind durch meine Haare gleiten. Dabei denke ich an den bisherigen Abend. Wie Rafael und ich gemeinsam das Hotel betreten haben, die Fotografen die uns von allen Seiten belagerten und wie nah wir uns standen. Mir entweicht ein Seufzer, als ich daran denke das Rafael auf einmal gegangen ist. Gerne hätte ich mit ihm getanzt oder einfach mit ihm geredet und ihn angesehen.
Und während ich in meinen Tagträumen versumpfe, habe ich vollkommen vergessen das ich nicht alleine war. Matteo taucht direkt neben mir auf.  »Worüber denkst du nach?« flüsterte er mir sanft zu. Ja, worüber denke ich nach? Ich kann ihm ja schlecht sagen das ich an einen anderen denke, das würde ihn verletzten und das will ich nicht.  »Ich genieße die Aussicht und mal ein wenig Abstand von dem aufstand da unten.«  »Ja es muss ziemlich anstrengend sein, die ganze Zeit rumzusitzen.« ich schlage ihm lachend auf die Brust.  »Sehr witzig. Das meinte ich nicht. Der Trubel, die laute Musik und die ganzen betrunkenen.. Eine Auszeit ist ganz gut und der Lautstärkepegel geht auch auf die Ohren.« Er stimmt mir Lachen zu und auch ich beginne zu lächeln. Doch dann verstummt er.
»Wie kommt es das jemand wie du Single ist?« Matteo dreht sich um, sodass er mir in die Augen sehen kann.  »Jemand wie ich?«  »Ja jemand wie du. Intelligent, Selbstbewusst, Wunderschön.« Meine Wangen werden ein wenig warm und ich bin aktuell echt froh, dass es dunkel hier oben ist.  »Ich weiß nicht, es hat sich nie ergeben.« Er kommt ein wenig näher und ich werde nervös. Er wird doch nicht etwa-
Und da kommt er noch ein Schritt näher, Gott versucht er gerade wirklich mich zu küssen? Ich bin wie gelähmt. Soll ich es zulassen? Wir kennen uns doch kaum, was denkt er sich dabei. Außerdem ich bin nicht bereit, oder doch? Doch ich bin bereit, aber nicht für ihn! Ich will Rafael, und nicht Matteo. Ellie, verdammt. Tu doch was!
Und mit dem Gedanken an Rafael stoße ich ihn leicht weg. »Matteo, das ist nicht richtig.« Gerade als er etwas sagen will, lasse ich ihn einfach stehen und verschwinde wieder in das Gebäude.

Nach dem Vorfall auf dem Dach, brauchte ich erstmal ein paar Gläser Alkohol und zum Glück fragte der Barkeeper nicht nach einem Ausweis. Dann beschloss ich Aurora, Maria oder Teresa aufzusuchen, doch alle drei waren nicht aufzufinden. Naja, Teresa habe ich gefunden aber die war auf der Damentoilette mit Michele beschäftigt und da wollte ich nicht unbedingt stören.
Verzweifelt irre ich durch den Saal im einen Ansprechpartner für meine Probleme zu finde, da ich mir das wirklich von der Seele reden muss, da treffe ich auch schon auf die letzte Person die ich momentan sehen wollte. Rafael.  »Ellie, da bist du ja. Ich habe dich überall gesucht.« besorgt sieht er mich an. Kaum steht er vor mir, schlägt mein Herz deutlich schneller. Ist es hier eigentlich warm oder bin ich das?
»Ehm, ja ich war kurz auf dem Dach ein wenig frische Luft schnappen. Was gibt es denn?«  »Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du vielleicht tanzen willst.« Meine Augen weiten sich. Hat er mich wirklich gerade gefragt-  »Also kommst du oder nicht?« er streckt mir seine Hand entgegen und fast schon ferngesteuert lege ich meine Hand in seine. Viel zu perplex etwas zu sagen und um ehrlich zu sein, ziemlich überfordert in diesem Augenblick, führt er mich auf die Tanzflächen und nähert sich mit. Er legt seine Hand um meine Hüfte und bewegt sich langsam zur Musik. Langsam gewöhne ich mich daran, also nicht die Tatsache das ich da gerade mit Rafael tanze, aber zumindest diesen Umstand und lege nun bewusst meine Arme um seinen Hals. Mir ist es aktuell vollkommen egal ob uns jemand sehen könnte und sich Aurora oder Teresa wieder ihre Hirngespinste zusammen reimen oder ob Rafael nicht das gleiche empfindet wie ich für ihn. Für mich zählt nur dieser Moment; Rafael und ich, eng beieinander tanzend und alles um uns herum ist bedeutungslos, ausgeblendet. Bei ihm fühle ich mich sicher, vergesse alle meine Sorgen und genau dafür liebe ich ihn. Ja, ich liebe ihn!

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt