»Kannst du mir mal erklären was dein Problem ist?«
Rafael sah mich überrascht an. »Was meinst du?« Er startete den Motor und fuhr los. »Ich meine, das du mich aus dem Haus schiebst als wäre ich ein Einkaufswagen und dich dazwischen stellst als Jacob mich verabschieden wollte. Was sollte das?« »Du fragst was das soll. Schön, Angelo hat mich zwar gebeten dich mitzunehmen aber er hat auch gesagt ich soll auf dich aufpassen. Und das tue ich. Solche Leute wie Jacob sind unberechenbar. Sie scheinen immer so harmlos und arm zu sein, aber wenn es darauf ankommt stechen sie dir eiskalt ein Messer in den Rücken. Selbst ein einfaches Hände schütteln kann gefährlich werden. Aber wenn du gerne ins Feuer rennst, bitte. Ich fahr zurück und du kannst gerne den restlichen Abend mit ihm verbringen.« »Okay, entschuldige. Du musst ja nicht gleich durchdrehen.« »Gleichfalls« Es wurde still im Auto. Vielleicht habe ich dieses Mal ein bisschen voreilig reagiert. Ich sah aus dem Fenster und beobachtete die vorbeifahrenden Autos. »Tut mir leid. Ich habe vermutlich ein wenig überreagiert. Aber ich will einfach nicht das du wegen mir vielleicht wirklich irgendwann deine Hand verlierst. Und ich will nicht das Vertrauen von Angelo missbrauchen.« Ich sah auf mein Handgelenk an dem die Narbe zu sehen ist. Anscheinend hat Rafael tatsächlich Schuldgefühle. »Ich muss mich auch entschuldigen, meine Frage war auch zu forsch. Aber du musst dir überhaupt keinen Gedanken machen. Mir geht es gut und du hast mir sogar geholfen, ohne dich wäre ich wahrscheinlich verblutet oder so.« »Dennoch war es meine Schuld.« »Nein war es nicht, ich war ja so schlau und dachte ein einfaches Verband würde nicht reichen. Auch wenn es süß ist das du Schuldgefühle hast, brauchst du dir keine Gedanken machen.« »Hast du mich gerade ernsthaft süß genannt?« Ich musste lachen weil Rafaels Blick gerade zu komisch war. Es war ein Mischung aus angewidert und perplex. »Ja irgendwie schon« »Ich bin nicht süß, nur ich habe Gefühle was ein Mann auch haben darf. Daran ist nichts süß.« »Wenn du meinst.« Ich finde es trotzdem süß, das bedeutet nämlich auch, dass ihm offenbar nicht egal bin und das zeigt mir immer mehr das ich ein völlig falsches Bild von ihm hatte.
Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Wecker unsanft geweckt. Wir sind gestern relativ spät nach Hause gekommen, demnach habe ich nicht sehr lange geschlafen. Ich erledigte die tägliche Routine und lief dann in die Küche, zwar was es mal wieder viel zu spät, aber für Essen ist immer Zeit.
In der Küche traf ich auf Luca und Maria. Sie saß mit dem Rücken zu mir, aber vor ihrer Abreise habe ich sie schon kennengelernt. »Guten Morgen Ellie« Luca begrüßte mich und Maria drehte sich um. Ich begrüßte beide. »Guten Morgen Ellie, freut mich dich wieder zu sehen. Setz dich doch zu uns.« »Das würde ich liebend gern, aber ich muss zur Schule und ich bin mal wieder zu spät dran.« »Gar kein Problem, hier nimm dir ein Brötchen mit. Wir sehen uns bestimmt noch.« Dankend nahm ich ein Brötchen. »Aber natürlich, guten Appetit euch zwei und es hat mich auch sehr gefreut dich wiederzusehen Maria.« Ich verabschiedete mich von Ihnen und machte mich auf den Weg zur Schule.
Wie fast jeden Morgen kam ich fünf Minuten zu spät und das auch noch bei meinen Englischlehrer Mister Lewis. Er konnte mich nicht ausstehen und das ließ er mich auch spüren. Letztes Jahr hatten wir Englisch auch immer in den ersten Stunden und ich war nunmal bekannt dafür zu spät zu kommen, also gab er mir so viel Strafarbeiten wie möglich. Wenn er meine Noten manipulieren könnte, würde er es tun. Aber ich war eben gut.
Ich betrat also den Klassenraum, wo mich alle ansahen. Ich trat vor den Pult und sah Mr. Lewis an. Er war ein älterer Mann kurz vor der Rente. Kaum noch Haare auf den Kopf und Kugelrund. Er sah immer grimmig aus und verhielt sich auch so. Gerade wollte ich mich erklären, als er mir zuvor kam. »Ich will nichts von Ihnen hören, wenn das so weiter geht wie im vorherigen Jahr können Sie sich auf was gefasst machen, Miss La Ventura. Die ersten beiden Seiten der Schulordnung bis morgen in meinem Fach. Ansonsten gibt es die nächsten zwei. Nun können sie sich setzen.« Das ist nicht sein Ernst. Die Schulordnung hat knapp zehn Seiten, und die Schriftgröße ist ungefähr zwei. Wie soll ich bis morgen die ersten zwei Seiten schreiben, wenn wir heute bis sechzehn Uhr Schule haben? Ich hasse diesen Lehrer einfach.
Mürrisch ging ich an meinen Platz neben Olivia. »Die ersten zwei Seiten? Bis morgen? Heute hat er echt schlechte Laune.« Meine Antwort beschränkte sich auf ein genervtes Schnauben.Fünfundvierzig Minuten können sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Doch Englisch war endlich geschafft und gemeinsam Olivia lief ich zum nächsten Unterricht.
Leider war auch heute keine Ruhe vor Jenny, die plötzlich neben mir auftauchte. »Hat dich dein Freund heute etwa nicht zur Schule gefahren?« »Herrgott, er ist nicht mein Freund. Und nein, er hat mich heute nicht gefahren. Wenn du ein Problem damit hast, dann mach es mit dir selbst aus und lass mich in frieden.« Ich ließ sie stehen, wenigstens hatte ich sie für die nächsten zwei Stunden los. Carter war heute nicht gekommen. Nach der Aktion von gestern ist es mir auch recht so. Nicht dass ich Angst hätte, aber es beunruhigte mich irgendwie. Also ja, ich hatte ein wenig Angst. Wer weiß ob er das nächste Mal wieder so einen Anfall hat und mich dann schlägt oder so. Ich schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken so schnell wie möglich zu verdrängen.
Im Klassenraum angekommen packte ich meine Materialien aus und biss in das Brötchen, welches mir Maria heute Morgen mitgegeben hatte. Tatsächlich schmeckte ein trockenes Brot manchmal wirklich gut. Leider konnte ich nicht zu Ende essen weil es zur nächsten Stunde klingelte.Endlich war Mittagspause und der Tag war fast geschafft. Wie Tiere rannten alle in die Cafeteria, ich hielt mich zurück. Olivia war noch im Klassenraum und wollte den Lehrer etwas fragen, also ging ich vor. Ich wartete vor der Tür bis der große Ansturm versorgt wurde, ehe ich mein Essen holte. Ich suchte mir einen freien Platz und wartete auf Olivia. Ich merkte gar nicht wie sie plötzlich neben mir auftauchte. »Hey, ich habe dir deine Tasche mitgebracht.« Mit ihrem Tablett und unseren Taschen setzte sie sich neben mich. Wir waren die einzigen an unserem Tisch, die restlichen Schüler saßen eng beieinander damit alle Gruppen zusammen blieben. »Vielen Dank.« Ich betrachte mein Mittagessen, ein Thunfisch Sandwich mit Fritten, eine kleine Flasche Wasser und einen Cookie. Ich sollte mir echt mein eigenes Essen mitbringen.
Nach dem Essen musste ich noch kurz etwas beim Sekretariat abgeben und lief schon vor, da Olivia noch auf die Toilette musste. Das würde bestimmt dauern, da die Schlange wirklich lang war. Na toll.
Es ging tatsächlich schneller als gedacht, sodass ich noch zehn Minuten von der Pause übrig hatte. Ich wollte gerade zurücklaufen und mich auf die Suche nach Olivia machen als ich gegen eine Person stieß. Ich war kurz davor zu fallen, als ich von zwei Armen umschlungen wurde. Als ich hochsah, wurde mir schlecht. Es war Adrián, Miguel Sánchez Sohn. Was zum Teufel macht er hier? »Hey Gabriella. Schade das du am Freitag einfach gegangen bist, es war sehr nett. Gabriella ist doch dein richtiger Name, oder?« Ich sitze sowas von in der Falle, wortwörtlich bin ich ihm in die Arme gelaufen. Er weiß alles, ich habe so versagt.
Mit der Angst, er könnte mir etwas antun und etwas falsches zu sagen bekam ich kein Wort raus. »Komm schon, ich kann dir doch nichts antun. Wir haben uns im Club so gut verstanden, gerne würde ich diesen Abend wiederholen.« Gerade wollte ich etwas erwidern, als Olivia angerannt kam. »Hier bist du Ellie. Der Unterricht beginnt gleich.« Na toll, schrei doch am besten noch meinen Telefonnummern durch die Gegend.Doch Adrián wendete seinen Blick von mir ab und ich nutzte die Gelegenheit. Ich rammte ihm mein Knie in seine Weichteile, griff nach meiner Tasche die bei dem Aufprall zu Boden gefallen war und rannte weg.
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P R O M I S E S
RomanceEllie La Ventura führt eigentlich ein ganz normales Teenager Leben, bis ein Familiengeheimnis ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Sie entscheidet sich dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und eine neue Seite an sich zu entdecken. Ellie lernt was...