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Ich stand vor dem Spiegel im Badezimmer und las mir noch einmal seine sms durch.

Freitagabend. 19.30. Ich hole dich ab.

Seine Nachricht brachte mich zum kichern. Er war ja wohl überhaupt nicht romantisch. Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass er in einer Viertelstunde kommen würde. Genug Zeit um nochmal über meine Haare zu glätten und mich zu schminken.

"Denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist, wenn du mit einem Jungen ausgehst?" Meine Vater stand im Türrahmen und hatte wieder seinen sorgenvollen Blick aufgelegt.

"Dad, ich werde mein Leben genießen. Egal ob es dir passt oder nicht."

"Natürlich will ich auch, dass du dein Leben genießt. Ich möchte nur nicht, dass du verletzt wirst."

Ich umarmte meinen Vater, weil ich genau wusste, dass er es mit mir nicht immer einfach hatte. Erst recht nicht nachdem meine Mutter sich einfach aus dem Staub gemacht hatte.

Genau in dem Moment klingelte es an der Haustür. Er war fünf Minuten zu früh. Konnte es wohl nicht abwarten mich zu sehen, grinste ich.

"Kannst du schon mal aufmachen? Ich komme gleich."

Mein Vater verschwand und ich hörte wie er die Haustür öffnete.

"Hallo, ich bin Samuel. Ich wollte ihre Tochter abholen."

"Komm rein, junger Mann. Sie braucht noch ein bisschen, typisch Frauen.."

Aha, Samuel hieß er also. Tatsächlich hatte ich nämlich immer noch nicht gewusst, wie er hieß. Samuel, was für ein schöner Name für einen schönen Mann. Ich zog mir mein grünes T-Shirtkleid zurecht und stieg die Treppe in den zweiten Stock hinunter. Dort stand er und starrte mich an. Mit seinen braunen Augen. Mein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung. Er sah einfach wundervoll aus. Er trug ein hellblaues Hemd und ein dunkelblaues Jackett. Was hatten wir denn eigentlich vor?

"Hallo", hauchte ich und umarmte ihn zur Begrüßung. Was ihn entweder nicht zu gefallen schien, oder einfach zu sehr überraschien schien, denn er stand stocksteif da,
Oh mein Gott, war er süüß. Na dann, lass ich ihn mal auftauen. Wir hatten uns die letzten Jahre genug Zeit gelassen. Ich nahm seine Hand und zog ihn mit  mir zu meinem Vater um mich zu verabschieden. 

"Dad, wir gehen. Schönen Abend dir." 

"Danke, euch auch, Emily. Und Samuel? Pass bloß auf meine Kleine auf!"

"Worauf Sie sich verlassen können."

Haach, seine Stimme klang so schön. Sehr angenehm aber auch tief und erotisch. Ich kicherte bei dem Gedanken, verstummte aber sofort, weil ich Angst hatte, er würde mich für ein kleines Mädchen halten.

Erst als wir im Auto sitzen redet er mit mir.

"Du bist also Emily, ja?"
Seine so sanfte Stimme ist auf einmal kalt.

"Und du Samuel, ja?", erwiedere ich frech, was ihn zum schmunzeln bringt.

 

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