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Zu meiner Überraschung fuhr er mich nicht nach Hause. Er fuhr in die entgegen gesetzte Richtung. Gingen wir zu ihm? Ehrlich gesagt wäre es mir lieber gewesen, wir wären im Restaurant geblieben. Die Situation kam mir schon ein bisschen komisch vor. Die Bedienung hatte uns nicht einmal nach einem Dessert gefragt, sondern ob wir gleich die Rechnung wollten. Wie unhöflich ist das denn? Und Samuel wohnte alleine? Er war doch aller höchstens 25. Oh stimmt, jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich sein Alter gar nicht kannte. Wir hatten den ganzen Abend nicht wirklich viel miteinander geredet und wenn dann hauptsächlich über mich. War er etwa einer dieser ruhigeren Typen? Er sagte, er würde mich interessant finden. Na, das ist doch mal was. Interessant ist immer gut. Aber wieso hatte er mich dann nicht ein mal angefasst? Ihm muss doch aufgefallen sein, wie ich ab und zu sein Knie berührt habe. 

"Wir sind da."

Oh. Samuel hielt vor einem schicken großen Haus. Hier wohnte er? Ganz alleine?

Er wartete bis ich ausstieg und schloss dann die  Haustür auf. In dem Flur..achwas nein, in der Eingangshalle? Warum zum Teufel hatte er eine Eingangshalle? Egal,..also in der Eingangshalle erwartete uns eine freundliche alte Dame. Sie trug eine weiße Schürze die perfekt zu ihren grauen Haaren passte. In meinen Augen war sie die perfekte Oma.

"Danke Ruth, du kannst jetzt gehen."

Er musste meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er grinste mich an und erklärte, dass Ruth seine Haushälterin war.

"Deine Haushälterin? Wer bist du? Ein stinkreicher Kerl, der nur zum Spaß in die Schule geht?"

Samuel lachte.

"Das Geld kommt hauptsächlich von meinen Eltern. Sie führen in Australien ein sehr erfolgreiches Unternehmen. Der ganze Luxus hier ist quasi die Entschuldigung dafür,  dass sie nicht bei mir sein können. Und nein, ich gehe nicht gerne in die Schule. Jetzt wo du in den Pausen nicht mehr da bist, erst recht nicht mehr. Die Schreinerausbildung mache ich, um später in dem Unternehmen meiner Eltern mehr Ahnung vom Fach zu haben." Während er das sagte, kam er immer näher auf mich zu.

"Und wie alt bist  du?" fragte ich und wurde auf einmal wahnsinnig nervös.

"Auf einmal so neugier?" Er stand nun ganz dicht vor mir und streckte seine Hand aus  um meinen Pferdeschwanz zu lösen. Dabei spürte ich seinen Atem an meinem Hals. Der ging aber ran. "Ich bin 24", schnurrte er in mein Ohr und kam mir  damit noch näher. Ich schloss die Augen und war mehr als bereit für unseren ersten Kuss. Doch er tat nichts. Als ich die Augen wieder öffnete, lehnte er an seiner Küchenzeile und grinste. Dieser Penner kann mich doch nicht einfach scharf machen und dann wieder verschwinden! Mit eiligen Schritten ging ich auf ihn zu, funkelte ihn böse an  und riss ihn an seinen Haaren zu mir herunter um ihn hart zu küssen.

Bevor du gehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt