chapter 3

754 24 3
                                    

Erstaunlich früh wachte ich am nächsten Morgen auf, weil mir etwas einfiel.

Prompt sprang ich aus dem Bett und durchwühlte meine Schubladen bis ich ihn schließlich fand.

Ich fand meinen Notizblock. In diesem hatte ich früher neue Songideen und Texte reingeschrieben.

Unter anderem einen ganz bestimmten.

Hektisch kramte ich ihn heraus und öffnete die letzte Seite um ein gewisses Lied zu sehen.

In diesem Lied wollte ich Jimin vergessen und einen Schlussstrich ziehen, aber es ist nie fertig geworden.

Ich schnappte mir einen Stift um das Ende zu schreiben.

Während ich einzelne Zeilen ausbesserte und ein wenig veränderte kamen die ganzen Emotionen hoch.

Der Schlusspunkt stand schwarz auf weiß auf dem Papier, jedoch fühlte es sich nicht danach an.

Es fühlte sich nicht nach dem Ende an. Eher nach dem Anfang. Einem neuen Anfang.

Vielleicht der Anfang eines Lebens ohne an ihn zu denken?

Möglicherweise war ich nun frei.

Ich setzte mich an mein Klavier um die Melodie zu spielen. Kurz darauf setzte auch meine Stimme ein.

Der letzte Ton war gespielt und eine Träne kullerte mir über die Wange.

Das sollte die letzte Träne sein, die ich für ihn vergieße, ich nahm es mir fest vor.

Plötzlich hörte ich jemanden hinter mir klatschen. Erschrocken drehte ich mich um und entdeckte Misun.

Ihr Schmunzeln verging, als sie meine wässrigen Augen bemerkte.

Abrupt kam sie zu mir rüber. „Oh no, Süße.“

Sie schlang ihre Arme von hinten um mich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

„Von wem auch immer der Song handelt, du solltest ihn zeigen, was er verpasst“, meinte sie.

„D-du meinst ich sollte ihn v-veröffentlichen?“

Misun nickte. „Es wäre doch schade drum.“

Mit ihrer Hand nahm sie sich das Blatt und überflog es mit den Augen.

„Das Frühstück ist fertig“, legte sie es wieder beiseite und lächelte.

„Geh dich frisch machen und dann komm“, forderte sie mich auf und ging wieder.

Einige Momente blieb ich noch wie gefroren sitzen und machte dann, was meine Eonni eben sagte.

Nach dem Frühstück fuhren wir direkt ins Musikstudio, wo wir mit den Jungs verabredet waren.

Wir begrüßten und kamen sofort zur Sache. Nämlich der Melodie.

Eigentlich fing ich immer mit dem Text an, aber damit schien ich die Einzige zu sein.

Jeder warf ein paar gute Ideen ein und schon hatte Yoongi am Mischpult ein großartiges Werk geschaffen.

Gegen 14 Uhr machten wir eine kleine Mittagspause, da das bestellte Essen geliefert wurde.

Mal wieder konnte ich nur zu sehen, allerdings machte es mir nichts aus, weil ich meinen Smoothie ja schon hatte.

Einige Stunden später wollten wir Schluss machen, ich hingegen wollte noch etwas bleiben.

„Yuna, kommst du nicht?“, fragte Yeorin, woraufhin alle sich zu mir wendeten.

„N-nein, ich möchte noch etwas probieren“, dabei guckte ich Misun an, die Bescheid wusste.

Wissend nickte sie. „Lass dir Zeit“, äußerte sie sich und drängte die anderen aus dem Raum.

Als alle weg zu sein schienen holte ich tief Luft und spielte die Melodie auf dem Klavier.

Anschließen begab ich mich in den Aufnahmeraum und sang los.

Während ich dies tat gab ich mich dem Song hin, schloss die Augen und ließ eine Träne nach der anderen ihren Weg finden.

Ich öffnete sie wieder und erkannte auf einmal die Person über die ich soeben sang hinter der Scheibe.

Seit wann hatte er mir zu gehört? Wusste er, dass es um ihn ging?

Und wie lange starrte ich ihn nun schon geschockt an? Ich beendete die Starre.

Zaghaft setzte ich die Kopfhörer ab, nahm den Text und ging zu ihm während ich mir über die Wangen wischte.

Angekommen blieb ich nur einige Zentimeter vor ihm stehen, drückte auf den roten Knopf, der die Aufnahme beendete.

Er bewegte sich auch kein Stück, also tat ich es, als der Knopf betätigt war.

Ich wollte an ihm vorbeigehen, jedoch legte er seine Hände auf meine Taille und fixierte mich somit.

Entgeistert blickte ich hinunter zu seinen Händen. Abrupt ließ er die Arme fallen.

„T-tut mir leid“, stammelte er.

Ihn ignorierend wollte ich weiter, allerdings hielt er mich wieder auf.

Dieses Mal schnappte er sich meine Hand. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper.

Auf einmal fühlte ich mich noch viel unwohler als sowieso schon.

Mit diesem Unwohlsein versuchte ich ihn so neutral wie es ging anzusehen. Was wollte er?

„Yuna“, fing er an und nahm sich auch meine andere Hand.

Perplex guckte ich auf diese und probierte sie sanft zu entfernen.

Nachdem seine Stirn kurz in Falten lag ließ er los. Sofort wollte ich los.

„Bitte hör mir zu“, hielt er mich auf.

Wollte ich hören, was er zu sagen hatte? Etwas neugierig war ich schon.

Ich meine, was könnte er mir zu sagen haben? Möglicherweise, dass es ihm leid tat?

Zögernd machte ich wieder ein paar Schritte zurück, um ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken.

„Ich weiß, dass ich ein Idiot war und ich möchte es hiermit auch nicht schön reden. Das Einzige, was ich will ist, dass du den Grund erfährst, weil ich nie aufgehört habe dich zu lieben.“

Nicht!? Ich nahm an, er hätte Schluss gemacht, da er eine Neue - Bessere - gefunden hatte.

„Als ich bei BTS angenommen wurde war ich verpflichtete es sofort zu beenden.“

Das war meine zweiter Vermutung.

„Du kannst dir nicht vorstellen wie schwer es mir fiel, aber ich hatte keine Wahl. Ich steckte schon so tief in Verträgen, dass ich keinen Rückzieher mehr machen konnte.“

Er machte eine kurze Pause.

„Verzeih mir, dass ich es dir nicht persönlich gesagt habe, aber das hätte ich nicht übers Herz gebracht“, senkte  er den Kopf.

Mir blieben die Worte im Hals stecken. Ich war sprachlos.

Wenn er damals wenigstens den wahren Grund genannt hätte, wäre ich vermutlich schneller drüber hinweg gekommen.

Ich presse meine Lippen aufeinander um die Tränen zurückzuhalten und nickte, dann verließ ich den Raum.

𝐒𝐓𝐈𝐋𝐋 || p.jm ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt