7: Friedhofbekanntschaften

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Ich hockte auf meinem Küchenstuhl und suchte im Internet nach einer Hütte im Wald. Meine Augen brannten und mein Magen knurrte, also griff ich in die offene Lunchbox, die ich bei der Arbeit nicht angerührt hatte.

„Wo ist nur seine Hütte?", murmelte ich und schluckte schwer. „Wo bist du, Gareth? Bäume ... Bäume ... Nichts als Bäume!"

Wie erwartet, wurde ich nicht fündig, kletterte vom Stuhl und blickte aus dem Fenster. Es war tiefste Nacht und ich zu aufgeregt, um auch nur an Schlaf zu denken.

War Keith jemand, der die Werwölfe jagte und sezierte? War Gareth wirklich ein Werwolf und in Gefahr? Und warum zum Henker steckte ich meine Nase in Angelegenheiten, die mich nichts angingen?

Dean und Rachelle hatten sicher recht, ich brachte mich immerzu in Schwierigkeiten. Kurz war ich versucht, sie anzurufen und zu bitten, mir etwas Verstand einzuhämmern, aber mein Magen rebellierte und ich musste mich übergeben.

Auf den Badezimmerfliesen liegend betrachtete ich die weiße Decke und schloss die Augen. Was war real und was machbar? Konnte ich Gareth aufspüren? Nein. Konnte ich Keith unauffällig über die Existenz von Werwölfen ausfragen? Nein. Konnte ich jemanden um Hilfe bitten? Vielleicht. Vielleicht wusste Dr. Mayhew etwas über Keith Alister oder die Klink, für die er arbeitete.

Im Krankenhaus dachte ich gar nicht daran, mich an der Anmeldung anzukündigen und stürmte gleich zum Zimmer Nummer 335. Allerdings stand ich dort vor einer verschlossenen Tür und latschte weiter zum Schwesternzimmer.

„Entschuldigung", sagte ich kleinlaut und steckte meinen Kopf durch die offene Tür. „Können Sie mir verraten, wo ich Mr. Mayhew finde? Sein Zimmer ist abgeschlossen und ich wollte ihn gerne besuchen."

Eine Frau, nicht viel älter als ich, ging die digitalen Unterlagen durch und schüttelte leicht den Kopf.

„Mr. Mayhew wurde gestern entlassen", erklärte sie mir. „Soweit ich mich erinnern kann, hat ihn ein Freund abgeholt und nach Hause gebracht."

„Das war kein Freund", brummte ihr Kollege. „Die haben sich eine ganze Weile gestritten, bevor die zwei endlich verschwunden sind."

Ich hielt mich am Türrahmen fest, um nicht in den Raum zu kippen. Meine Kopfhaut prickelte. Ein Streit? Dann konnte es nur Gareth gewesen sein, der seinen „Freund" gestern mitgenommen hatte. Außer ihm, Gina, Dean und mir wusste niemand, dass Dr. Mayhew in diesem Krankenhaus war.

Unverrichteter Dinge verließ ich das Krankenhaus und hatte meinen Samstagvormittag verschwendet. Gareth und der Doktor konnten überall sein und ich hatte keinen Hinweis, sondern nur weitere Fragezeichen gesammelt. Am meisten ärgerte ich mich darüber, dass ich den Möchtegern-Werwolf verpasst hatte.

Nachdem ich neben der Bushaltestelle auf und ab gelaufen war, fuhr ich in die Innenstadt und schlurfte von dort aus zu Rachelle.

„Willkommen, willkommen", begrüßte sie mich und ich ging geradeaus ins Wohnzimmer, warf mich aufs Sofa. „Du kommst zum Schlafen hierher?"

„Ich bin müde."

„Das sehe ich."

Sie schob meine Beine beiseite, machte es sich neben mir gemütlich und setzte ihren Serienmarathon fort. In Rachelles Nähe fühlte ich mich sicher und döste einige Male ein, ehe ich versuchte, der Serie zu folgen.

„Wo würdest du jemanden suchen, von dem du nicht weißt, wo er wohnt?", fragte ich sie.

„Das ist nicht Teil der Serie."

Ich wälzte mich herum und sah meine Freundin an. „Wo würdest du mit der Suche anfangen?"

„Mona ..." Ihre dunklen Augenbrauen sanken und ihre Stupsnase kräuselte sich ein wenig. „Wen hast du verloren?"

Claws of the NorthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt