Lanies Geschichte

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Lanie schluckte.
„Wenn es zu Privat ist ist das kein Problem, dann stelle ich einfach eine andere Frage", bot ich sofort an als ich ihre Beklommenheit bemerkte.

„Neinnein, schon gut. Ich vertraue euch und bestimmtest es gut für mich, mich mal jemandem anzutrauen der kein Buch ist, nach all dem was passiert ist." Sie versuchte sich an einem Lächeln, welches jedoch sehr zittrig ausfiel. Ich nahm ihre Hand um sie zu bestärken.

Lanie Schluckte, dann begann sie zu erzählen: „Ich hatte wahrscheinlich keine Kindheit, die man als normal bezeichnen würde. Als meine Stiefeltern übers Wochenende an die Nordsee gefahren sind, bat sie ein fremdes Paar mich aufzunehmen. Meine Eltern versuchten den Grund zu finden, weshalb die beiden mich nicht behalten konnten. Doch meine leiblichen Eltern bettelten so verzweifelt, dass mein Stiefvater nachgab. Papa war immer für mich da und der beste Vater den ich mir hätte wünschen können. Doch leider starb Papa als ich 6 Jahre alt war und meine Mutter begann zu trinken.
Der einzige der für mich da war und dem ich mich anvertrauen konnte war mein 3 Jahre älterer Stiefbruder Leonard. Er beschütze mich vor Mama, die mich immer öfter schlug. So lebten wir 7 Jahre lang ohne dass es jemand bemerkte. Ich war zwar immer sehr ängstlich und ließ niemanden außer Leonard an mich heran, aber niemand machte sich darüber Gedanken, wieso ich so war wie ich war und immer noch bin.
Vor 4 Monaten geschah dann das Schrecklichste, was je in meinem Leben geschehen ist."

Es ging noch schrecklicher? Für mich hörte sich allein das schon viel zu schlimm an um wahr zu sein. Um nichts zu verpassen stellte ich meine Gedanken schnell stumm und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Lanie.

„Als mein Bruder und ich von der Schule kamen, war Mama wie so oft nicht sie selbst. Sie schlug meinen Bruder, der mich vor ihr schützte, so heftig, dass er zusammenbrach. Ich rief sofort den Krankenwagen an und packte meine Sachen. Ich wusste dass nun alles herauskommen würde und mein Bruder und ich in ein Kinderheim geschickt werden würden. Und das wollte ich auf keinen Fall. Ich weiß nicht einmal wieso ich das nicht möchte, aber allein die Vorstellung macht mir unbeschreiblich große Angst.
Ich habe mich dann aus dem Haus geschlichen und mich irgendwie versucht auf der Straße durchzuschlagen, ohne aufzufallen. Zum Glück habe ich Geld von Papa geerbt, weshalb ich nicht stehlen musste und mir einzig mein Schlafplatz sorgen bereitete. Und nun bin ich hier und habe keine Ahnung, was mit meinem Bruder geschehen ist oder wie es ihm geht."

In Lanies Augen glänzten Tränen und jetzt begann sie leise zu weinen, ohne dass mehr als hin und wieder ein schluchzen zu hören war.
Ich nahm sie in den Arm und drückte sie fest an mich. Da spüre ich wie sich weitere Arme um uns schlossen und hörte wie Tadea leise „Gruppenumarmung" rief.

Als wir uns wieder von einander gelöst hatte und es Lanie wieder besser ging wollte ich von ihr wissen: „Hat dein Bruder ein Handy?". Lanie nickte. „Ja, aber ich habe leider keines. Ich hätte ihn schon lange angerufen, aber mir stand auch kein Telefon zur Verfügung." Sie senkte den Blick. „Kannst du seine Nummer aus dem Kopf?", bohrte ich weiter nach.
Lanie nickte und nannte sie. Ich tippte sie ihn das Wählfeld meines Handys ein und drückte auf anrufen.

Beta Cru! Alea Aquarius, BestbandenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt