⋱「мαѕк ₀₅」⋰

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»𝙶𝚕𝚊𝚞𝚋𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚍𝚊𝚛𝚊𝚗, 𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚎𝚜
𝚜𝚘𝚠𝚊𝚜 𝚠𝚒𝚎 𝚂𝚎𝚎𝚕𝚎𝚗𝚟𝚎𝚛𝚠𝚊𝚗𝚍𝚝𝚎 𝚐𝚒𝚋𝚝?
𝙴𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚎𝚑𝚛 𝚕𝚊𝚗𝚐𝚎 𝚉𝚎𝚒𝚝 𝚑𝚊𝚋𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝
𝚍𝚛𝚊𝚗 𝚐𝚎𝚐𝚕𝚊𝚞𝚋𝚝, 𝚊𝚋𝚎𝚛 𝚖𝚒𝚝𝚝𝚕𝚎𝚛𝚠𝚎𝚒𝚕𝚎 𝚋𝚒𝚗
𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚛 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚖𝚎𝚑𝚛 𝚜𝚘 𝚜𝚒𝚌𝚑𝚎𝚛.
𝚄𝚗𝚍 𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚘𝚎𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚗𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚔𝚒𝚝𝚜𝚌𝚑𝚒𝚐𝚎𝚛
𝚔𝚕𝚒𝚗𝚐𝚎𝚗, 𝚊𝚕𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚋𝚒𝚗.
𝙽𝚞𝚛 𝚍𝚞 𝚋𝚒𝚜𝚝 𝚍𝚎𝚛 𝙶𝚛𝚞𝚗𝚍 𝚍𝚊𝚏𝚞𝚎𝚛,
𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚜 𝚍𝚎𝚗𝚔𝚎, 𝚠𝚎𝚒𝚕 𝚒𝚌𝚑
𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚝 𝚍𝚒𝚛 𝚟𝚎𝚛𝚋𝚞𝚗𝚍𝚎𝚗 𝚏𝚞𝚎𝚑𝚕𝚎.«

「𝗞𝗶𝗺 𝗦𝗲𝘂𝗻𝗴𝗺𝗶𝗻」

Ich ließ den Stift aus meinen Fingern gleiten und mit einem leisen Klirren von Plastik hatte er auch recht schnell auf meinem Schreibtisch an Platz gefunden, brachte mich zudem auch wieder in die Realität, weil ich etwas verträumt aus dem Fenster gesehen hatte. Anstatt meinen Schulaufgaben nachzukommen, hatte ich es als wichtiger empfunden weitere kleine Brief für Hyunjin zu schreiben. Es war absurd und absolut kindisch, vielleicht auch total peinlich, was ich für einen Unsinn für den Jungen anstellte. Doch nur so konnte ich überhaupt mit meinem Gefühlen klarkommen. Ich wollte kein gefundenes Fressen werden für meine Mitschüler und den Älteren wollte ich damit auch nicht wirklich belasten. Daher würde ich weiterhin so verfahren, versuchen an mir zu arbeiten und hoffen, dass mich Hyunjin im Nachgang nicht einfach so wieder abzuwimmeln versuchte. Nur was sollte ich anderes tun? 

Wenn mir jemand eine Anleitung geben könnte, wie ich mit Gefühlen, Gedanken und besonders meinem Leben umgehen konnte, wäre ich deutlich weiter und es wäre mir um einiges auch geholfen worden. Solang das nicht der Fall war, würde ich weiterhin auf meine Methoden zurückgreifen. Ganz egal, was andere davon denken würde. Obwohl mir das doch nicht so egal war, wie ich es vorgab. Ich vertraute auf die Meinung von Menschen, auch wenn sie mich nicht einmal kannten. 

Ich hatte eine längere Zeit aus dem Fenster gesehen, nur um jetzt festzustellen, dass es regnete. Die Tropfen prasselten ans Fenster und wenn man etwas mehr Fantasie aufwies, könnte man meinen, es würde sich hierum um einen kleinen Applaus handeln. Total wirr und zugleich viel zu laut, wenn man nur diesen wahrnahm. Weswegen der Regen applaudierte, blieb mir verborgen. Vielleicht, weil ich mal an etwas anderes denken konnte, als nur Hyunjin. Man mag es kaum glauben, aber dem war wirklich so. Mein Kopf schien nun im Moment endlich leer, was meines Erachtens einerseits mal angebracht war, andererseits genoss ich diese Stille in mir. Ich bevorzugte das Alleinsein, besonders wenn mein Kopf nicht überschüttet war. Und in letzter Zeit war es das und man konnte meinen, dass ich beinahe eine kleine, eigene Geschichte schreiben konnte, wie wunderbar und faszinierend ich den Schwarzhaarigen fand. Wie gern ich alles über ihn wissen wollte, nur um mir sicher zu sein, ob er auch meiner Vorstellungen entsprach oder ob ich in dieser Hinsicht, im besten Falle überrascht oder im schlechten Falle enttäuscht, werden würde. 

„Ich sollte wirklich damit aufhören, sonst fliege ich nur auf.", mahnte ich mich selbst und schob die kleinen Papierstücke in eine Art Tagebuch. Jedoch schrieb ich seit Monaten nicht mehr an diesem und somit war es ein einfacher Platzhalter, um die Zettel dort drinnen verschwinden zu lassen. Da waren sie auch am sichersten, meiner Meinung nach. Solang ich es nicht fallen ließ und aus gerechnet Hyunjin zu diesem Zeitpunkt in meinem Zimmer war, würde nichts schiefgehen. Nur leider hatten wir ausgemacht, dass er mich am morgigen Tag besuchen würde, damit wir unser Gruppenarbeit zum Abschluss bringen würden. Ganz so aufwendig, wie ich gedacht hatte, war es nicht. Wobei ich eben auch derjenige war, der mich an Kleinigkeiten aufhielt und somit zwar gründlicher arbeitete, aber auch viel zu lang Zeit brauchte, als alle anderen.

Dieses Mal tat ich dies nicht. Vielleicht war es auch dem Fakt geschuldet, dass ich mit Hyunjin zusammenarbeitete. Nicht, dass ich ihn nicht mochte. - Es war eher das genaue Gegenteil davon. - Nur ich wollte bisher nicht von ihm derartig unter Beschlag genommen werden. Es war mir einfach viel zu viel Aufmerksamkeit von einem Jungen. Ich bekam Angst und das war nicht einmal seine Schuld, sondern meine Eigene. Jedenfalls redete ich mir dies jedes Mal ein, wenn es zu so einer Situation kam und am Ende fand ich mich mit schwerem Herzen, sowie Tränen in den Augen wieder. Schämte mich vor mir selbst, obwohl ich mich sonst noch so bemühen konnte, aus mir herauszukommen.

„Vielleicht sollte ich sie auch niederbrennen. Hyunjin will eh nie etwas von mir wissen und wenn wir die Präsentation hatten, tut er so, als hätte es die letzten Tage nicht gegeben.", brummte ich weiter vor mich hin und hielt ein Stück Papier in den Händen. Ich las nicht einmal, was auf diesem stand, weil ich mich derartig schämte, was ich schrieb. Ich ärgerte mich irgendwie, ohne triftigen Grund. Meine Augen vernahmen nur die Farbe weiß, ehe ich das Papier einfach mit einem Ruck in meiner linken Hand zerknüllte, es somit zunichte machte und sich dann in meinem Mülleimer wiederfand. Komischerweise hatte ich nicht einmal Angst, dass meine Eltern dieses kleine Knäul finden würden, es entfalteten und lasen. Das war eines meiner letzten Sorgen, weil sie sowas wohl eher nicht machen würden. Das war ungefähr genauso wahrscheinlich, dass Hyunjin mir aus heiterem Himmel seine Liebe erklären würde. 

„Ach, was solls. Es wird doch eh niemand davon erfahren."

Noch immer frustriert, stand ich auf, nur um mich eher kraftlos auf meinem Bett fallen zu lassen. Wie ein nasser Sack. Dass mein Kopf Ruhe gab, hatte sich nun doch erledigt und er schien wieder so überfüllt zu sein, wie zuvor auch. Als hätte ich nicht einmal eine kleine Pause vor mir selbst gehabt. 

Es war ermüdend, wie jeder dachte und sagte, dass ich nur Aufmerksamkeit mit meinem Verhalten wollte. Zwar war es oft unterschwellig, aber mit jedem Mal, dass ich davon mitbekam, schwellte meine Brust an. Ich wollte das Gegenteil. Für mich allein sein, jemanden, der mir die Zeit gab, die ich brauchte und nicht jemanden, der mir Mitleid gab, weil ich mich anders verhielt und für andere verhaltensauffällig war. Eine Zeit lang wurden sogar meine Eltern kontaktiert, ihnen wurde sogar angeraten, dass sie mich einem Therapeuten vorstellen sollten. Doch sie stritten es dankbar ab. Nicht, weil sie mir schaden wollten, sondern weil sie wussten, dass ich schon immer so war. Es war zwar nicht abwegig gewesen, dass ich unter irgendetwas litt, was man behandeln musste. Und ich hatte mir auch vorgestellt, was wäre, wenn meine mich dazu gezwungen hätte. Vielleicht wäre ich normal geworden oder es hätte vieles verschlimmert. Der Gedanke anders als in diesem Moment zu sein, machte mir sogar Angst und am liebsten wollte ich es schon wieder viel zu weit weg schieben. Am besten außerhalb meines Vorstellungsbereiches. Ein anderes Leben konnte ich mir eben nicht vorstellen. 

Diese seltsame, zurückhaltende Art, wie sie viele beschrieben, machte mich aus. 
Und ganz so falsch konnte es doch nicht sein, oder? 

𝗕𝗲𝗵𝗶𝗻𝗱 𝘁𝗵𝗲 𝗠𝗮𝘀𝗸 ✧ SEUNGJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt