⋱「мαѕк ₁₁」⋰

295 35 7
                                    

»𝚂𝚌𝚑𝚖𝚎𝚛𝚣 𝚟𝚎𝚛𝚊𝚎𝚗𝚍𝚎𝚛𝚝 𝚞𝚗𝚜
𝚞𝚗𝚍 𝚖𝚊𝚌𝚑𝚝 𝚞𝚗𝚜 𝚣𝚞 𝚍𝚎𝚖,
𝚍𝚎𝚛 𝚠𝚒𝚛 𝚜𝚒𝚗𝚍.
𝙳𝚘𝚌𝚑 𝚠𝚒𝚎 𝚟𝚒𝚎𝚕 𝚂𝚌𝚑𝚖𝚎𝚛𝚣
𝚒𝚜𝚝 𝚎𝚛𝚝𝚛𝚊𝚐𝚋𝚊𝚛 𝚋𝚒𝚜
𝚖𝚊𝚗 𝚣𝚞 𝙶𝚛𝚞𝚗𝚍𝚎 𝚐𝚎𝚑𝚝? «

「𝗞𝗶𝗺 𝗦𝗲𝘂𝗻𝗴𝗺𝗶𝗻」

Meine Brust zog fürchterlich. Nicht einmal ansatzweise konnte ich mir vorstellen, was Hyunjin durchgemacht hatte. Nach einer längeren Zeit hatte er sich dazu überwinden können mit mir offen und ehrlich zu reden. Ich verstand seine plötzlichen Stimmungsschwankungen umso besser, genauso wie, dass er sich erst jetzt trauerte mit mir darüber zu sprechen. Es zeugte von großer Überwindung, als auch Vertrauen, welches er mir entgegenbrachte. Denn hätte ich es mit heute Vormittag verglichen, hätte ich niemals gedacht, dass mich Hyunjin fragte, ob ich mit zu ihm kommen wollte, noch dass er irgendwann darüber anfing zu sprechen, dass er eine gewisse Zeit einen Freundeskreis hatte, der ihn immer zu hintergangen hatte und es ihm schwertat, sich von diesem zu trennen. Er war naiv, dachte, es würde sich nicht bessern und er würde keine neuen Freunde finden. Einige Zeit hatte er dies auch nicht und ich war einer der Ersten, denen er nähergekommen war. Ich fühlte mich besonders, denn immerhin gab ich ihm anscheinend das Gefühl, dass ich nicht so wie die war, welche er bisher kennengelernt hatte. Nur hatte er mir nicht sagen können, weswegen gerade ich derjenige war, den er an sich heranließ. Ich sollte nicht misstrauisch sein, dass war absolut nicht mein Recht, aber irgendwie ließ mich der Gedanke nicht los. In meinen Augen war ich niemand besonderes. Auch wenn ich Probleme hatte aus mir herauszukommen und ich mich ziemlich affig anstelle.

„Aber manche Menschen sind einfach nur selbstsüchtig und wollen sich gern in den Vordergrund rücken... Kann man auch nicht ändern.", seufzte Hyunjin letztlich und lehnte sich nach hinten. Einzelne Sonnenstrahlen, die durch das Fenster kamen, blendeten ihn, weswegen er seine Augen geschlossen hatte. Ich spürte, wie friedlich er war, dass es ihm gut tat, über sein Vergangenheit zu sprechen. Und als er leise seufzte, wandte er seinen Kopf zu mir, schaute mir direkt in die Augen.

„Es tut mir echt leid, dass dir das passiert ist.", meinte ich dann und obwohl mit keiner wirklichen Reaktion gerechnet hatte, überraschte es mich, dass Hyunjin leise vor sich hin kicherte. Nicht sicher, ob es eher gefälscht war, um seine Probleme nichtig zu machen oder ob er wirklich nicht anders konnte, hob ich meine Augenbrauen und runzelte meine Stirn. Und dadurch wurde ich wieder einmal unsicherer, suchte den Fehler bei mir, dass ich etwas Falsches gesagt hatte, was vollends keinen Sinn ergab. Dabei wollte ich einfach nur einfühlsam sein.

„Du bist echt süß, Minnie~" Und genau das war der Punkt, dass ich meine Bedenken wieder über Board warf und sein Lächeln erwiderte. Erst jetzt hatte ich mitbekommen, wie er einen kleinen Zettel in der Hand hielt, bei dem mir das Blut in den Adern gefror. Vielleicht war es ein dummer Zufall oder aber es handelte sich dabei um einen meiner dummen, unnützen Briefe, die alles viel eher zerstören würden, als dass sie mir halfen, ihm näher zu kommen. „Ich hab den vor einiger Zeit mal gefunden, als du deine Sache in der Schule zusammengepackt hast. Normalerweise bin ich immer jemand gewesen, der anderen seine Freiheiten lässt und niemanden hinterher schnüffelt... Ich würde es schließlich auch nicht mögen... Aber ich war neugierig und hab ihn gelesen. Ganz egal, über wen du auch schreibst, die Person kann sich wirklich glücklich schätzen, dass sie dich kennt."

Am liebsten hätte ich gesagt, dass er die Person war, welche sich glücklich schätzen konnte. Nur fühlte es sich einerseits falsch an, andererseits würde ich hierzu auch niemals den ausreichenden Mut finden, diese Worte über meine Lippen zu bringen. Mir wurde sogar schlecht, wenn ich daran auch nur eine Sekunde meine Gedanken darüber verschwendete. Vielleicht wäre es besser gewesen, hätten sich unsere Wege damals getrennt, wir wären nach wie vor zwei Klassenkameraden und die Außenseiter in der Klasse geblieben. Doch nun waren wir Freunde und nur weil Hyunjin einen Brief Versehens in die Finger bekommen hatte, spielte sich in meinem Kopf Horrorszenarien ab, die in seltensten Fällen tatsächlich eintreten würden.

„Du bist halt damals sehr schnell gegangen, dass ich gedacht hatte, du bist in Eile und ich hatte ihn gestern wiedergefunden. Also... Hier! Du hast ihn schließlich geschrieben." Auffordernd hielt ihn mir der Schwarzhaarige entgegen. Viel lieber hätte ich das Papier zusammengeknüllt und in den Papierkorb geworfen. Weder wollte ich wissen, was darin steht, noch wollte ich, dass jemand anderes wusste, was geschrieben stand. Doch nun war es zu spät und somit nahm ich auch nur widerwillig das linierte, kleine Papier an mich und lächelte gezwungen. Es fühlte sich falsch an. Ich schien aufgeschmissen, obwohl es keine große Sache war. Schließlich schrieb ich nie Hyunjins Namen hin, sondern schrieb lediglich Fragen oder meine Gedanken über ihn nieder. Also war es rein theoretisch unmöglich, dass er es wusste.

„D-Danke..." Meine Stimme schien verschwunden, was ziemlich auffällig sein musste, wenn es nach mir ginge und ich wurde auch den Gedanken nicht los, dass Hyunjin ein klein wenig Verdacht schöpfte. Es war absurd, das zu denken. Das wusste ich selbst. Aber mein Kopf hatte daran Gefallen gefunden, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und aus den einfachsten Dingen, ein riesen Drama zu veranstalten, wo niemals eines auch nur im geringsten Ansatz sein würde. Jedoch konnte ich mich nicht wehren. Gefangen von meinen eigenen Gedanken, gefangen von meinen Ängsten, musste ich wohl stets zu sehen und mich ergeben müssen, wie ich ertrank in meiner eigenen kleinen, aber doch noch so riesengroßen Hyperbel, was es mir nie einfach machen würde. Es würde nie einfacher werden, auch wenn ich dachte, dass sich eines Tages vieles zum Positiven ändern würde. Nur leider würde mich niemand sonderlich verstehen können, dass selbst so ein kleiner, dummer Brief veranlassen konnte, wie ich nichts mehr wollte, als einfach nur zu verschwinden.

Einen Brief, der schwammig war und ohne Adressat.

Zögern faltete ich das Papier auf. Meine gewohnte Handschrift kam zum Vorschein und bereits jetzt schämte ich mich zu Grund und Boden, denn mir war bewusst, dass Hyunjin diese Worte kannte, die hier geschrieben standen.

"Ich bin dankbar für all das, was du für mich tust. Nie werde ich es dir ausreichend zeigen können, aber ich bin es. Und ich weiß, dass ich nie so jemanden, wie dich, verdient habe, der auf mich so gut aufpasst, wie es kein anderer tut. Ich wünschte, ich könnte dir eines Tages all das zurückgeben, aber ich werde es nie tun können."

𝗕𝗲𝗵𝗶𝗻𝗱 𝘁𝗵𝗲 𝗠𝗮𝘀𝗸 ✧ SEUNGJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt