⋱「мαѕк ₀₂」⋰

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»𝙸𝚖𝚖𝚎𝚛 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚍𝚞 𝚖𝚒𝚌𝚑 𝚊𝚗𝚜𝚒𝚎𝚑𝚜𝚝,
𝚜𝚌𝚑𝚎𝚒𝚗𝚝 𝚍𝚒𝚎 𝚉𝚎𝚒𝚝 𝚜𝚝𝚒𝚕𝚕𝚣𝚞𝚜𝚝𝚎𝚑𝚎𝚗.
𝙵𝚞𝚎𝚛 𝚍𝚎𝚗 𝙼𝚘𝚖𝚎𝚗𝚝 𝚒𝚜𝚝 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚜 𝚒𝚗 𝙾𝚛𝚍𝚗𝚞𝚗𝚐
𝚞𝚗𝚍 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙰𝚗𝚐𝚜𝚝 𝚜𝚌𝚑𝚠𝚒𝚗𝚍𝚎𝚝,
𝚊𝚕𝚜 𝚠𝚊𝚎𝚛𝚎 𝚜𝚒𝚎 𝚗𝚒𝚎 𝚎𝚡𝚒𝚜𝚝𝚎𝚗𝚝.
𝙳𝚘𝚌𝚑 𝚜𝚒𝚎𝚑𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚠𝚎𝚐,
𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚞𝚛 𝚊𝚗 𝚍𝚒𝚎 𝚁𝚎𝚊𝚕𝚒𝚝𝚊𝚎𝚝 𝚎𝚛𝚒𝚗𝚗𝚎𝚛𝚝
𝚞𝚗𝚍 𝚜𝚘𝚖𝚒𝚝 𝚊𝚞𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚛𝚊𝚗,
𝚍𝚊𝚜𝚜 𝚒𝚌𝚑 𝚠𝚎𝚒𝚝 𝚠𝚎𝚐 𝚟𝚘𝚗 𝚍𝚒𝚛 𝚋𝚒𝚗.«

「𝗞𝗶𝗺 𝗦𝗲𝘂𝗻𝗴𝗺𝗶𝗻」 

Das elendige Gefühl ließ mich nicht los, als ich am nächsten Tag Hyunjins verwirrten Blick auf mir liegen sah, der wohl noch immer ein wenig an gestern nagen musste, weil ich ihn einfach so stehen lassen hatte. Ich wusste, dass man sowas nicht machte und ich haderte mit mir, ob ich ihn nicht besser darauf ansprechen sollte, um mich zu entschuldigen. Aber mir wurde schlecht, als ich mir vorstellte, wie der Ältere mich auslachte, weil ich mich so affig verhielt. Nicht, dass ich ihm dies zutrauen würde, aber die Möglichkeit bestand eben dennoch, da ich keinen anderen Ausweg so schnell fand, als es am Ende nicht zu tun. Obwohl es theoretisch das Einfachste gewesen wäre diesen verdammten Zettel wieder an mich zu nehmen und mich für seine Aufmerksamkeit zu bedanken. Aber nein, ich musste es eben unnötig kompliziert machen. Wie sonst alles andere in meinem Leben. 

Fest biss ich meine Zähne aufeinander und hoffte inständig, dass der Schwarzhaarige endlich seinen Blick von mir nehmen würde. Dieses Herzklopfen hielt ich nicht für ewig aus ohne vollends vor versammelter Mannschaft zu krepieren und mir dann ihr gefälschtes Mitleid anzuhören. Sonst war ich auch nicht wirklich existent in ihrer Welt. Und allein dieses Wissen ließ ein Stück mehr meine Angst steigen, dass ich für meine Gedanken verurteilt werden würden, wenn man von ihrer puren Existenz wusste. Also konnte ich so gesehen froh sein, dass Gedankenlesen nur eine Fähigkeit aus Fantasiegeschichten war, die nicht der Wirklichkeit entsprach. Das konnte ich jedenfalls hoffen. Sonst gab es eben welche, die nicht nur meine pure Existenz als lächerlich empfanden, sondern auch jene Vorstellungen, die sich in meinem Kopf abspielten. 

„Daher halte ich es als wichtig, dass ihr euch Themen aussucht, die ihr in Zweiergruppen ausarbeitet." Und direkt wurde ich mit der Realität konfrontiert, die mich geradewegs in mein Gesicht peitschte. Hätte ich auch nur eine Sekunde mehr zugehört, hätte ich gewusst, was auf mich zu kam. Doch nun wusste ich, dass ich mehr oder weniger eine Gruppenarbeit am Hals hatte und weil ich keine Freunde in meiner Klasse besaß, konnte ich auch nur abwarten, wie jemand dazu gezwungen wurde mit mir arbeiten zu müssen. Ich spürte die Übelkeit in mir aufkommen und den Drang flüchten zu wollen. Dieses Projekt wollte ich am liebsten gar nicht ausarbeiten wollen, weil ich mir sicher war, dass ich vor Aufregung zig Fehler machen würde, die mein Arbeitspartner zu korrigieren hatte und am Ende würde diese Person den Rest machen, weil ich unzumutbar war. Ja, ich verabscheute es jetzt schon. 

Nach einigen unruhigen Minuten im Klassenraum hatte jeder seinen Wunschpartner gefunden und so blieben nur noch Hyunjin und meine Wenigkeit übrig. Ironischerweise würde ich behaupten. Jeder andere würde sich wohl an meiner Stelle freuen, vor allem wenn man mit seinem Crush so eine Gruppenarbeit machen durfte. Nur war meine Freude fernab davon überhaupt auch nur ansatzweise aufkommen zu wollen. Der Ältere musste sich wohl auch denken, dass sein größter Pechtag auf Erden war. Aber ich konnte es ihm auch nicht verübeln. Mir würde es nicht anders gehen, wäre ich Hwang Hyunjin und würde einen Vollidioten, wie mich, als Gruppenarbeitspartner bekommen. Nur wie es schien, hatte er eben auch keine wirklichen Freunde in der Klasse und somit nahm mein Herzschlag wieder eine etwas ruhigere Frequenz an. Zwar brachte mir das keine Selbstsicherheit, denn diese würde ich in diesem Leben wohl auch nie irgendwo auftreiben können, aber irgendwie tat es doch gut zu wissen, dass ich nicht allein war. Zumindestens ein ganz kleines Stückchen. 

Ein viel zu lautes Seufzen vernahm ich neben mir, da ich keine Anstalten machte, um aufzustehen. Hätte ich auch nur ansatzweise zugehört, hätte ich wissen müssen, dass wir uns in Gruppen zu setzen hatte und eigentlich lag es auch so auf der Hand, weil sich viele umgesetzt hatten. Nur war ich eben kein Blitzmerker, war deswegen auch ziemlich verwirrt, weil im Raum ein Wirrwarr herrschte und vermutlich dachte sich Hyunjin, dass ich ein absoluter Vollidiot war.
Obwohl ich meinen Sitznachbarn gern in und auswendig studiert hätte und jedes noch so kleine Detail aufsaugen wollte, verblieb ich allerdings dabei meinen Blick starr auf dem Holz des Tisches zu behalten. Einerseits wollte ich den Schwarzhaarigen nicht in irgendeine unangenehme Situation bringen und andererseits wusste ich nicht wirklich, wie dieser überhaupt so drauf war. Rein aus Vermutung würde ich sagen, dass er mich vor der Klasse köpfen würde, wenn ich ihn auch nur eine Sekunde zu lang anschaute. Ich selbst mochte es auch nicht, wenn mich jemand anstarrte und bei Hyunjin würde ich dies definitiv tun, wenn ich nicht den Tisch als wesentlich wichtiger empfinden würde. 

„Hast du zugehört?" Sofort wich mein Interesse zu Hyunjin und spürte direkt, wie mein Puls unfassbar hoch wurde. Wieder einmal. Mir wurde heiß und obwohl ich seine Frage klar und deutlich verstanden hatte, entwich mir nur ein fragendes Grummeln, weswegen die Augenbrauen nicht sonderlich begeistert von Hyunjin nach oben zuckten, er sich dann aber auch kein Schmunzeln verkneifen konnte. „Also hast du auch nicht zugehört." Obwohl es das Einfachste war der Aussage zuzustimmen, starrte ich weiter. Allmählich wandelte sich sein Blick zu einem verwirrten, denn es war wohl nichts Normales von jemanden derartig angesehen zu werden, als hätte man einen Geist gesehen.

Naserümpfend rutschte der Ältere tiefer in den Stuhl, ließ von mir ab. Mit seiner Hand versuchte er, dass der Blick, den ich noch immer auf ihn hielt, abbrach und als er sich leise räusperte, wurde ich wieder in die Realität gezogen und wandte meinen Blick auch wieder vor zum Lehrer. Die ganze Situation hatte vielleicht ein oder zwei Minuten gedauert, aber es hatte sich für mich gerade viel länger angefühlt, sodass ich überrascht war, dass der Lehrer bisher geduldig auf seinem Stuhl vorn saß und das ganze Geschehen beliebäugelte. 

„D-Du musst mich nicht so anstarren...", murmelte Hyunjin leise neben mir. Seine sonst so selbstbewusste Stimme schwand und erinnerte mich zu einem ganz kleinen Teil an mich selbst. Ich konnte ihn gut nachvollziehen und trotzdem war mir alles das umso peinlicher, weil ich bisher noch immer kein Wort aus mir herausgebracht habe. Als hätte ich es verlernt zu sprechen und das musste für Hyunjin unfassbar dämlich herüberkommen. 

𝗕𝗲𝗵𝗶𝗻𝗱 𝘁𝗵𝗲 𝗠𝗮𝘀𝗸 ✧ SEUNGJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt