Neue Nachbarn

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POV.: Shuichi

Wie würde sie reagieren? Ich hatte jemanden umgebracht, und als Detektiv will man sowas vermeiden.

Ich sah sie unentschlossen an. Ich wollte sie nicht anlügen, sie würde es so oder so merken.

"Wir waren im selben Killing Game... Es ist viel passiert...", murmelte ich und verstummte. Sie sah mich weiter mit eindringlichen(ist das ein Wort?) Blick an.

"Nun ja.... es ist kompliziert...."

"Ich habe Zeit.", meinte sie nur.

Ich atmete einmal tief durch. Ich werde wohl nicht drumherum kommen.

"Uhm..also....ich habe......ich habe jemanden..."

Ich brach ab und sah sie verzweifelt an. Ich sah sie wieder vor mir liegen, ich sah Kaitos entsetztes Gesicht, Kokichi, wie er zusammen brach....all die Erinnerungen, die ich versucht hatte zu vergessen.

Tränen liefen über meine Wangen. Ich sah weg und wischte sie mir so gut es ging mit dem Ärmel weg. Ich konnte doch nicht zweimal hintereinander hier plötzlich losheulen! Ich muss mich mal zusammenreißen!

Kyoko saß nur neben mir, und legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter. Ich beruhigte mich zum Glück schneller als eben.

Sie sah mich an. Ich konnte schon an ihrem Blick erkennen, dass sie verstanden hatte.

Sie löste ihren Blick von mir und startete das Auto. Ich war ihr dankbar, dass sie nicht weiter gefragt hat. Allgemein sagten wir beide die ganze Rückfahrt nicht.

Vor der Wohnung blieb sie stehen. "Ruh dich aus. Heute war ein anstrengender Tag.", sagte sie sanft, als ich ausstieg.

Sonst benahm sie sich nicht so, aber es tat trotzdem gut, mal gut zugesprochen zu bekommen.

Im Inneren angekommen, zog ich Schuhe, Jacke und Handschuhe aus, und legte sie irgendwo hin. Ehrlich, ich wusste nicht mal genau wo, ich legte sie einfach weg.

Mein nächstes Ziel war auch schon das Bett. Dieser Tag hatte für viel Aufregung in mir gesorgt, so dass ich sofort in ein Meer aus nichts verfiel, sobald meine Augen sich geschlossen hatten.

Als ich meine Augen öffnete, merkte ich, dass mein Zimmer hell erleuchtet war. Warte! Wie spät ist es eigentlich?

Panisch sprang ich auf, und schaute auf den Wecker. 10.34 Uhr. Ich hatte komplett verschlafen!

Schnell rannte ich zum Schrank, als mir auffiel, dass ich immer noch in meinen normalen Klamotten von gestern war.

Um ehrlich zu sein, ich konnte mich nur verschwommen an gestern Abend erinnern. Ich musste wohll sehr müde gewesen sein.

Nachdem ich mir neue Sachen angezogen hatte, musste ich erstmal meine Jacke, Schuhe und Handschuhe suchen. Sie lagen genau in der einzigen dreckigen Ecke des Zimmers. Wie schafft man das eigentlich?

Als ich gerade aus der Tür rausrannte, prallte ich mit einer Person zusammen. Ich fiel hin, und so mein gegenüber auch.

"Tut mir leid! Geht es Ihnen gut?!", fragte ich hastig.

Ich kannte die Person nicht, aber der auf dem Boden liegenden Brötchentüte nach zu urteilen, wohnte er entweder hier, oder war zu besuch.

Es war ein jüngerer Mann, vielleicht um die 20. Er hatte braune Haare und trug normale Alltagskleidung.

"Nein, alles gut. Ist ja nichts passiert.", sagte er und sah mich an.

"Ich bin gerade erst hier eingezogen. Hätte nicht gedacht, dass man hier so begrüßt wird.", sagte er während er sich aufrappelte und mir die Hand hinhielt, um mir zu helfen.

"Ich heiße Hajime Hinata.", sagte er. Ich nahm seine Hand an und er half mir aufzustehen.

"Shuichi Saihara.", stellte ich mich vor. "Tut mir leid, wenn das jetzt eine kurze Vorstellungsrunde ist, aber ich muss jetzt dringend weiter!"

"Was hat man Samstags in Arbeitskleidung morgens zu erledigen?", fragte er und sah mich leicht verwirrt an.

Warte! Es ist Samstag?

Da fiel es mir wieder ein. Ich wollte ja gestern einkaufen gehen für heute, damit ich es heute nicht mehr machen musste. Und das war Freitags.

Was für ein toller erster Eindruck! Verpeilt und tollpatschig....wenn ich jetzt sagen würde, dass ich ein Detektiv bin, dann würde er mir wahrscheinlich nie im Leben glauben.

"Ähm....ja, ich hatte keine gewaschene Kleidung mehr und muss dringend einkaufen!"

Was bin ich nur für ein schlechter Lügner. Kokichi wäre vor Lachen wahrscheinlich umgekippt.

Hinata schien der gleichen Ansicht zu sein, zuckte aber nur mit den Schultern.

"Ach, geht mich ja auch nichts an. Ich muss jetzt auch zurück. Bis dann.", sagte er und ging in die Wohnung mir gegenüber.

Ich seufzte laut. Warum ich?

Ich ging zurück in die Wohnung und zog mich kurz um. Danach ging ich in die Küche um mir etwas zum Frühstück zu machen. Also wie immer ein Brot mit irgendwas, was ich grade da hatte.

Nach dem Essen, legte ich mich auf das Sofa und nahm mir ein Buch. Mein Samstag war nie sehr spektakulär.

Es klingelte. Sonst tat es das nie an Samstagen.... Ich stand auf und öffnete die Tür.

Vor mir stand ein andere Mann, ungefähr so alt wie der von eben. Er war dünner und hatte weiße Haare, die überall abstanden.

Er sah auf, als ich die Tür öffnete.

"Hallo, ich bin einer der neuen Nachbarn. Ich dachte mir, es wäre doch eine Schande, nicht die Namen aller zu wissen. Mein Name ist Nagito Komaeda! Du musst Saihara sein! Steht zumindest auf deinem Klingelschild."

Er war definitiv seltsam. Aber mit solchen Leuten hatte ich ja schon genug Kontakt....

"Ja, das bin ich. Nett dich kennenzulernen.", antwortete ich.

Er musterte mich kurz, und sagte dann aus heiteren Himmel:" Es ist Müll wie mir zwar nicht gestattet zu fragen, aber hast du ein Talent?"

Warum....warum nannte er sich selber Müll?

Er sah mich erwahrtungsvoll an.

"Ehm...ja. Ich bin der Ultimative Detektiv."

Bevor er etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür gegenüber, und Hinata stellte sich zu Komaeda.

"Tut mir leid, wenn er dich mit Talenten oder Hoffnung vollgeredet hat. Nagito, du wolltest dich nur kurz vorstellen!"

"Nein, nein, es ist kein Problem für mich!", sagte ich hastig.

Aber die beiden hatten schon angefangen zu diskutieren.

Leise schloss ich die Tür, und widmete ich mich wieder meinem Buch.

Waren die beiden ein Paar? Sie wirkten auf jeden Fall nicht wie normale Freunde. Und warum hatte er mich nach meinem Talent gefragt? Ich werde sie einfach das nächste Mal fragen.

Zeit verstrich. Ich las weiter, und machte mir zwischendurch etwas zu Essen.

Es klingelte wieder. Wahrscheinlich wieder einer der beiden.

Ich stand auf und ging nun schon zum dritten Mal heute zur Tür.

Seufzend öffnete ich sie, mit einer Entschuldigung von Hinata für Komaeda in Erwartung.

Doch vor mir stand wer ganz anderes.

"Ich habe doch gesagt, ich komme dich besuchen!"

Trues and Lies [Saioma]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt