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Ich wollte wieder weglaufen. Weglaufen vor der Wahrheit.

"Ich habe dir doch gerade eben gesagt, dass weglaufen nicht immer die richtige Lösung ist." ertönte Levis ruhige und kalte Stimme hinter mir. "Du kannst jetzt wieder weglaufen, mach nur, aber lange kannst du nicht mehr vor der Wahrheit fliehen. Hör auf wegzulaufen, das wird mir nur weiter bestätigen, wie schwach du bist und das du hier nicht mehr gebraucht wirst. Stell dich der Wahrheit endlich. Du bist ernsthaft krank und lange kannst du nicht mehr dagegen ankämpfen. Diese Krankheit wird dich langsam von innen aufzufressen. Sei vernünftig und erzähl mir, was ich noch nicht weiß. Ich werde mich anschließend mit Erwin darüber besprechen." ich stand mitten im Büro mit Blick auf die Tür. Ich wollte gehen und es einfach Ignorieren. Aber der Hauptgefreite hatte recht. Lange konnte ich nicht mehr weglaufen. Aber solange ich es noch konnte, tat ich es. Ich ging in Richtung Tür und legte meine Hand an die Klinke. "Nein Levi, das geht dich wirklich nichts an." ich wollte gehen, aber meine Hand war zu schwach und ich konnte die Türklinke kaum herunterdrücken. Mein Arm fühlte sich so unendlich schwer an. Levi stand plötzlich neben mir und wollte meine Hand von der Klinke wegnehmen aber ich schlug sie weg. mit einem 'Tsk' riss er meine Hand grob von der Klinke und drückte diese runter. Als die Tür offen war sah ich ihn erstaunt an. Er ließ mich gehen? "Geh. Ich werde dich weder aufhalten noch werde ich dir deswegen hinterher rennen und dich zur Vernunft zwingen.  Mach was du willst, es interessiert mich nicht." sagte er kalt. Ich stolperte überstürzt raus und stand vor der verschlossenen Tür. 'es interessiert mich nicht.' und wie er es gesagt hat. So abweisend, das es weh tat. Ich ging erschöpft um die Ecke und steuerte mein Zimmer an. Levi hatte recht, aber ich wollte nicht, dass er recht hat. Ich wollte nicht, dass er merkt wie schwach ich geworden bin. Die Trainingseinheiten wurden für mich immer schwerer und schwerer. Während andere immer besser und gezielter trafen oder kräftiger wurden wurde ich immer schwächer. In Zweikämpfen verlor ich inzwischen jedes mal.

 "Sag mal, du bist echt schwach geworden. Was machst du hier eigentlich noch? Du kannst ja in die Küche gehen und Kartoffeln schälen helfen." sagte ein Typ nachdem ich am nächsten Tag einen Zweikampf mit ihm verloren hatte. Alle lachten. Ich legte mich auf den Rücken und sah in den Himmel. 'Es ist schon etwas länger her, dass ich mich unbeschwert und leicht gefühlt habe' dachte ich. Jede Bewegung war anstrengend und ich konnte kaum noch selbst vom Boden aufstehen."10 Extrarunden, Masha. Wenn du Träumen möchtest, hast du hier nichts mehr zu suchen." ich öffnete meine Augen und sah Levi vor mir. Ich rappelte mich mühselig auf und seufzte. Wenigstens waren aus den 20 Extrarunden wieder 10 geworden. 

Ich ging aus dem Getümmel und fing an, zu laufen.Nach einer Runde legte ich einen Zahn zu und rannte in einem sonnst entspannten Tempo, das mir jetzt aber ordentlich zu schaffen machte. Nach vier Runden brach ich ab und übergab mich. Zum Glück in den Busch und es sah so aus, als hätte es keiner gemerkt. Noch mehr Hänseleien und lacher konnte ich wirklich nicht ertragen. Ich fing an zu Husten und merkte, das ich anfieng Blut zu spucken. Entsetzt wich ich zurück und sah erschrocken auf meine Hand, die mit Blut verschmiert war. Ich taumelte hinter die Absperrung und verließ so das Trainingsgelände. "Hey du da, du kannst nicht einfach so abhauen." rief jemand hinter mir aber ich hörte das alles nur noch in der Ferne. Es fieng an unglaublich laut in meinen Ohren zu Pochen und ich bekam schrecklich Kopfschmerzen. Ich suchte halt an einem Baum und krallte meine Nägel in die Rinde. Es tat weh, aber so wurde ich von den Kopfschmerzen abgelenkt. Das Pochen wich durchdringlichem Fiepen und ich hatte das Gefühl, als würde mein Kopf jeden Moment Explodieren. Ich fing an zu schwitzen und ein weiterer Hustanfall überkam mich. Mir war so heiß, dass ich mir meine Kleider vom Leib reißen wollte aber als ich mein Hemd mit der vollgebluteten Hand aufreißen wollte war sie wieder so schwer und fühlte sich taub an. Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht, als ich in Levis Büro war und die Türklinke kaum runterbekommen hatte, 'Es interessiert mich nicht' 'mach was du willst' hörte ich Levis Stimme wieder und wieder. Ich krallte meine Finger tiefer in die Rinde und spürte, wie eine warme Flüssigkeit meine Finger herunterrann. Ich hatte mir meine Fingerkuppen  aufgerissen und jetzt war auch meine linke Hand mit Blut verschmiert. Das Pochen in meinen Ohren kam zurück, parallel dazu fing ein Tinitus an, mir jeglichen verstand zu rauben. Mein Kopf tat immer mehr und mehr weh. Mir war so heiß gerwoden aber ich konnte nichts dagegen tun. 'Es interessiert mich nicht' 'mach was du willst' 'du bist nutzlos' 'du bist zu schwach' 'geh doch sterben' unter Levis Vorwürfe mischten sich auch noch welche von Kenny und der Klang von zerbrechendem Glas. Mein Vater, wie er sturzbesoffen mit leeren Flaschen nach mir warf. All diese Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Ich konnte nicht mehr klar denken und der schmerz meiner Finger, die ich in die Rinde gekrallt hatte machte sich nun auch bemerkbar. Ich war überfordert und gestresst. Ich brachte alle Kraft auf, um mich auf den Beinen zu halten. Das Blut tropfte von meiner Hand die ich mir vor den Mund presste auf meine Stiefel. Ich schloss meine Augen, verlor so jedoch meinen Gleichgewichtssinn und stürzte nach vorne. Ich rechnete damit, mein Bewusstsein zu verlieren jedoch wurde mir diese Erlösung der Schmerzen nicht gegönnt. Ich versuchte mit aller Kraft die Gurte von meinen Oberschenkeln zu reißen aber sie bewegten sich kein Stück. Ich fing an zu schreien. So genau wusste ich auch nicht warum, aber ich war verzweifelt und erschöpft. Ich hatte keine Kraft mehr und schrie mir Verzweifelt die Seele aus dem Leib. 

Es raschelte und im nächsten Moment sahen zwei Gesichter auf mich runter. Das von Levi, das nichtssagend auf mich herabblickte und das von Teamleiterin Ackerman, das mich besorgt musterte. "Kannst du mich hören Masha?" fragte sie und legte ihre Hand auf meine Stirn. Ihre Hand war angenehm Kühl und beruhigte mich. Ich atmete hektisch aber das Pochen in meinen Ohren hatte nachgelassen. "Levi lös ihre Gurte." befahl sie ihm und holte ein in Wasser getränktes Tuch aus einer Kiste, die zwischen den beiden stand. Das Tuch legte sie mir behutsam auf meine Stirn und über die Augen. Anschließend spürte ich ein weiches Kissen unter meinem Kopf. "Wir können sie nicht ins Krankenzimmer tragen, wir müssen jegliche Bewegung ihres Körpers vermeiden." sagte und fing an, meine verletzte Hand zu reinigen. Als Levi mir die Gurte entfernt hatte fühlte ich mich nicht mehr so eingeengt und meine Beine waren befreit von diesem Druckschmerz der Lederriemen. Mein Atem hatte sich wieder beruhigt. "Danke. Es tut mir leid." murmelte ich. "Dir muss nichts leid tun. Levi war derjenige, der dich Runden laufen lassen hat, obwohl er von deiner Krankheit wusste. Er ist derjenige, der sich hier entschuldigen sollte." sagte sie und klang abgeneigt und etwas wütend. "Ich hab ihr eine Chance gegeben, aber sie ist nur wieder weggerannt. Selbst Schuld wenn man so ein dummes Balg ist." murmelte er kalt. "Du bist so ein Idiot, weißt du das?! Sie ist wirklich krank und du weißt das auch. Du bietest ihr halbherzig deine Hilfe an aber sobald sie ablehnt und geht, weil sie Angst hat lässt du sie fallen? Du Biest!" sie band den Verband viel zu Energisch um meine Finger und ich schrie auf. Ich befürchtete Levi würde sie in ihre Schranken weisen, aber er sagte nichts. ein genervtes "Tsk." war das einzige was die Teamleiterin von ihm als Antwort bekam. "Es hat gut getan, dir mal so richtig meine Meinung ins Gesicht zu sagen." sagte sie und grinste.

Attack on Titan: Inside the WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt