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"Sitzt hier gefälligst nicht so faul rum und helft mit, wenn ihr noch heute wieder zurück wollt!" rief Hanji uns vom Zelt aus zu. "Flirten und Tee trinken könnt ihr später." Levi warf ihr einen scharfen Blick zu und meinte dann  "Ich bin verletzt, wenn du mich weiter so rumkommandierst werfe ich dich aus dem Team. " Hanji lachte nur und winkte ab. "Masha du bist ja nicht so verkrüppelt wie Levi, also kannst du gerne Helfen." ich musste grinsen. Die beiden waren warscheinlich schon ewig befreundet, so normal wie Hanji mit Levi umging. Ich trank den Tee in einem zug leer und stellte die Tasse neben mich. Anschließend ging ich zu Hanji und half ihr beim Abbau des Zeltes. Sie sah mich prüfend von der Seite an "Sag mal, was ist das für eine Narbe in deinem Gesicht? Und müssen die Fäden nicht mal gezogen werden?" fragte sie und begutachtete meine Wange. Ich berührte die Stelle unbewusst und erinnerte mich wieder an Kennys Anfall. "Das ist nichts ernstes. Im Kampf mit Kenny hab ich eine abbekommen, die Fäden müssen in drei Tagen gezogen werden." log ich drehte mich von ihr weg, ehe sie noch mehr Fragen stellen konnte. Als ich die Holzpfeiler zur Kutsche brachte, spürte ich ihre Blicke immer noch in meinem Rücken.

Nachdem wir aufgebrochen waren tauchte die untergehende Sonne die Landschaft in ein warmes Gold. Ich saß mit Hanji auf der einen Seite der Kutsche und die Teamleiterin und Levi uns gegenüber. Jetzt, wo man die beiden so nebeneinander sitzen sah, erkannte man die Ähnlichkeit viel deutlicher. Die schwarzen Haare und die schmalen Eisgrauen Augen. Ich erinnerte mich an den Abend  unter dem Sternenhimmel. Wie verletzlich Levi da war. Von seiner abweisenden Art war dort keine Spur. Er war wohl das Paradebeispiel von 'harte Schale, weicher Kern', denn hinter seiner abweisenden und sarkastischen Art verbag sich ein ziemlich verletzter und einsamer Levi. Und ich war verdammt stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte, das er sich mir gegenüber von seiner verletzlichen Seite gezeigt hat. 'Du erinnerst mich manchmal an Isabel' hörte ich seine Stimme nachhallen. Ich wollte eine Stütze für ihn sein und seine Last mit ihm tragen. Er sollte wissen, dass er seinen Weg nicht alleine gehen musste.

 Die restliche Fahrt schwiegen wir uns alle an, und sogar Hanji, die ich erst als nervige Labertasche eingeschätzt hatte, schwieg und starrte auf die kleine Laterne, in der ein schwaches Licht flackerte. Es war inzwischen fast dunkel und die Bäume waren nur noch riesige Schatten, die sich im Wind über uns bogen. Unter das rauschen des Windes in den Baumkronen und das gleichmäßige klappern der Hufe mischte sich noch ein neues Geräusch. In regelmäßigen Abständen bebte der Boden. Die Abstände wurden immer kürzer und unregelmäßiger, als ob etwas schweres immer schneller auf uns zu gerannt kam. "Titanen." sagte ich nun voll bei der Sache und konzentrierte mich, um die Richtung aus der die Titanen kamen, zu bestimmen. "Scheiße stimmt." sagte Levi der sich jetzt auch anspannte. "Von hinten rechts." sagte ich mit geschlossenen Augen. Ich war aufgestanden und stand am anderen Ende der Kutsche. Levi konnte nicht kämpfen da er verletzt war und auch keinen 3D-Manöver dabei hatte. Genau so wenig wie ich. Nur die Teamleiterin und Hanji waren ausgerüstet. "Wir müssen die Kutsche ablösen und alleine mit den Pferden gegen die Titanen kämpfen." Sagte die Teamleiterin plötzlich. "Und außerdem ist es Dunkel und es Nieselt. Nicht gerade die besten Bedingungen für einen Kampf." meinte Hanji. "Blitzmerker." zischte Levi  "Hanji und Leana, ihr gebt mir und Masha jeweils eins von euren Schwertern. Damit wir auch was tun können." Hanji lachte leise auf, als ob Levi gerade einen lustigen Witz erzählt hätte und trat Levi leicht gegen das verletzte Bein. Er zog die Luft scharf ein und gab nach. "Siehst du, du kannst nicht Kämpfen. Vergiss es." "Tsk. Warum hast du die anderen Soldaten  auch schon weggeschickt. Die hätten wir jetzt gut gebrauchen können." Levi sah in die Dunkelheit. Die Titanen kamen immer näher und wir saßen untätig rum und disskutierten über unwichtige Dinge. "Wir lösen die Kutsche ab und jeder nimmt sich ein Pferd. Ich und Levi setzen uns jeweils zu einem von euch hinten drauf und reiten weiter." Führte ich den Plan der Teamleiterin weiter aus. "Und wenn die beiden Fertig sind? Wie stellst du dir das vor? Wie kommen die uns hinterher?" Fragte Levi und sah mich abschätzig mit finsterer Mine an. "Haben wir noch diese bunten Warnpatronen?" Fragte ich und sah Hanji hoffnungsvoll an. "Ja aber du weißt schon, dass die uns im dunkeln nicht besonders hilfreich sind, und im Regen schon gar nicht." Ich nickte und erläuterte den dreien dann meinen Plan. "Ich weiß so ungefähr, wo wir uns gerade befinden. Wenn wir gleich ins Hauptquartier reiten und ihr die Titanen bekämpft, dann markiert die Bäume. Am besten wo sie am Dichtesten sind, damit der leichte Regen das Pulver nicht verwischt. Wenn ihr fertig seid, sucht euch einen Platz möglich weit Oben in den riesigen Bäumen. Ihr werdet dort über Nacht bleiben und morgen früh wenn es hell wird, schicken wir einen Trupp los, der euch sucht. Wenn er sich in eurer nähe befindet,  feuert ihr eure letzte Warnpatrone ab, damit wir sehen, wo ihr seid und so kommt ihr wieder zurück." Keiner sagte was. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie zugehört haben. Doch nach einem kurzen Moment des schweigens, in dem man nur den Regen auf den Blättern und das rauschen des Windes gehört hat, sagte Hanji endlich was. "Gar nicht so schlecht für eine Anfängerin wie dich." Ich sah fragend zu Levi der an mir vorbei schaute. "Gut, da scheinbar keiner hier eine bessere Idee hat, machen wir das so." Sagte er endlich. "Kann es kaum erwarten auf einem Baum zu schlafen." Meinte die Teamleiterin. Sie schien nicht so begeistert von meinem Plan, stimmte schlussendlich aber auch zu. "Gut, dann mal los." ich stand schwungvoll auf und setzte mich auf den Kutschersitz. Ich brachte die Pferde zum stehen und die Teamleiterin löste mit schnellen eingeübten Griffen die Kutsche samt Pferdegeschirr von den Pferden. "Jetzt keine Zeit verlieren!" Rief Hanji und schwang sich auf eines der Pferde. Die Teamleiterin holte die Warnpatronen und drückte Hanji zwei in die Hände. Anschließend setzte sie sich auf das andere Pferd und Levi setzte sich hinter sie. Ich nahm die Laterne mit, damit wir überhaupt  etwas sehen konnten und setzte mich dann hinter Hanji. Wir ritten den Weg zunächst gerade aus weiter und bogen dann scharf rechts in den Wald ein. Als das Beben des Bodens allgegenwertig zu spüren war und die Pferde sich weigerten, weiter zu gehen, spornte Hanji unser Pferd noch einmal richtig an und wir rasten mitten in den Wald. Als die Teamleiterin uns aufgeholt hat, rief Hanji etwas, das im Wind jedoch unterging, und die beiden standen auf. Wie auf ein Kommando sprangen sie von den Pferden und hangelten sich mit den surrenden 3D-Manövern in die Richtung, aus der die Titanen kamen. Ich zerrte an den Zügeln und drehten mit Levi um, um so schnell wie möglich wieder aus dem Wald zu kommen.

Attack on Titan: Inside the WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt