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Ich sprintete durch die Gassen. Ich durfte auf keinen Fall zu spät zu Kenny kommen, sonnst wäre ich meinen Schlafplatz und meine Hauptversorgungsquelle ohne zweifel sofort los. Als ich an einem Obststand vorbei rannte schnappte ich mir zwei Äpfel und steckte diese in meinen zerranzten Lederbeutel. Die arme verkümmerte Frau würde wie es aussah heute eh nicht mehr viel Verkaufen. Ob sie den Schweinen nun ein zwei Äpfel mehr oder weniger verkaufte spielte dann auch keine Rolle mehr. Dennoch fing die Olle abrupt an, rum zu kreischen. Ich seufzte nur, als mich eine Hand von hinten packte und der Mann, dem die Hand zu gehören schien schrie, er hätte den Täter. Ich schlug ihm mit einer Hand in sein ungepflegtes und schmutziges Gesicht, das wohl lang kein sauberes Wasser mehr gesehen hat. und zog ihm anschließend zur Sicherheit noch eins mit dem Beutel über. Ich hasste Konfrontationen dieser art. Anschließend zog ich meine Kapuze an und biss, nachdem ich in einer stinkenden Seitengasse zuflucht fand, genüsslich in den nun leider leicht demolierten Apfel. Den anderen hob ich mir als Belohnung  für den Rückweg auf. 

Als ich endlich im Hinterhof eines miserablen Restaurants ankam, wartete Kenny bereits. "Du kommst spät." Meinte er. Ich meinte, einen bedrohlichen Unterton rausgehört zu haben. "Ja, das tut mir aufrichtig leid, Sir." Antwortete ich monoton. "Wärst du nicht eine meiner besten Botinnen, wärst du jetzt unwiderruflich gefeuert und würdest in Stinkenden Gassen auf deinen Tod warten. Ist dir das Klar?" Er sah bedrohlich auf mich herab. Er sah mich an als ob ich ein Stück Dreck wäre und genoss es sichtlich. "Ja Sir, das ist mir klar. Da ich jetzt hier bin und nicht verkümmert in einer verpesteten Gasse auf meinen Tod warte würde ich es vorziehen, dass sie mir  erklären, worum es geht." Gab ich stumpf zurück. "So kenne ich dich." Antwortete Kenny und zog einen Mundwinkel hoch. "Also gut.  Dieser Auftrag ist einerseits sehr anspruchsvoll und andererseits ein Persönliches anliegen. Da ich sehr viel Vertrauen in dich stecke hoffe ich, das du ihn sauber und ordentlich bewältigst. Bevor ich dir sage, um was es geht, musst du mir jetzt schon dein versprechen geben, das du ihn annehmen und ausführen wirst." "Ich verspreche ihnen Sir, bei all meinem wenigen hab und gut, und bei meiner Würde, dass ich diesen Auftrag annehmen und ausführen werde." Sagte ich. "Gut." Meinte er und überreichte mir ein Päckchen. "Da steht alles drin. Bewahre es gut auf.  Ich Zähle auf dich." Mit diesen Worten verschwand er.  Ich setzte mich auf eine der Transportkisten, die in der Ecke gestapelt waren und Öffnete das Päckchen. Darin Waren ein Brief und Geld. Viel Geld. Nachdem ich mich versichert hatte, das die Straßen leer waren fing ich an zu Lesen.  Ich erfuhr, das Kenny eine Schwester hatte. Sie hieß Kuchel und war, wenn das stimmte Prostituierte gewesen. Von einem Freier  wurde sie dann Schwanger und gebar einen Jungen, der dem Brief nach Levi hieß.  Wahrscheinlich war das nur ein Spitzname für Levin. Sie starb an einer Krankheit und so lernte Kenny Levi kennen. Er lehrte Levi, wie man in der Unterwelt überlebt und als Kenny der Meinung war,  das Levi jetzt gut genug auf sich aufpassen könne tauchte er unter und lies Levi alleine. Nun wolle er ihn aber wieder zu sich in die Unterwelt holen und schickte mich, um diesen Levi zu überzeugen wieder zu Kenny zurückzukehren. Das beigelegte Geld diente mir um mich während der Ausführung des Auftrages zur Ernährung und der Rest sei nachdem ich den Auftrag ausgeführt habe mein Lohn.  So schwer konnte das ja nicht sein, einen Typen zu überreden wieder zurück zu kommen. Und wenn es nicht mit Worten klappt dann drückt man einfach etwas auf die Tränendrüse und er kommt von ganz alleine zurück gerannt.  -Dachte ich- bis  ich las, das ich, um an Levi auch nur ansatzweise heranzukommen in den Aufklärungstrupp musste. Ich- eine Straßendiebin, die Kenny half und Menschen als unnützen Abschaum bezeichnete sollte in den Aufklärungstrupp. Einen Trupp, der die Bewohner von Oben vor den Titanen schützte. So langsam bezweifelte ich, ob ich diesen Job wirklich übernehmen wollte. Andererseits wollte ich Kenny Glücklich machen. Ich wollte Kenny glücklich sehen. Mehr wollte ich nicht. Und dafür würde ich sogar dem Aufklärungstrupp beitreten.  Aber was, wenn sich mich erwischen und den Bullen übergeben. Würde ich für Kenny auch in den Knast? Würde ich ihn zu meinem eigenen Wohlbefinden dann doch verraten, nur um zu Überleben? Wahrscheinlich schon. Das würde jeder gesunde mit normalem Verstand machen.

Spät am Abend, als ich im Hinterzimmer auf meiner unbequemen Matratze aus Stroh lag und darüber nachdachte, ob und wie ich den Auftrag übernehmen würde kam Kenny rein. "Ich würde es bevorzugen Sir, dass sie das nächste mal Anklopfen würden." Sagte ich mürrisch. "ich bin dein Vorgesetzter und du hast mir nicht zu sagen, was du bevorzugst oder nicht. Sei lieber nicht so frech, sonnst bist du den Auftrag ganz schnell wieder los. Ich habe noch andere gute Leute, die das genau so gut machen können." drohte er mir. "Aber ich bin nicht extra in das Drecksloch hier heruntergekommen, nur um mit dir zu Plaudern. Hast du dich entschieden? Wirst du das für mich machen?" fragte er. Für einige Sekunden lag angespannte Stille zwischen uns. Ich spürte seinen intensiven Blick auf mir, als ob er mich jeden Moment erstechen könnte. Meine Gedanken kreisten umher. Sollte ich? Sollte ich nicht? Oder doch? Ich sah zu ihm herauf. "Ja. Ich werde den Auftrag annehmen. Sir. Unter einer Bedingung-" er unterbrach mich. "Es gibt keine Bedingung. Entweder nimmt du an, oder nicht. Wenn nicht, werde ich mich selbst darum kümmern oder einen deiner Mitstreiter darum bitten." ich seufzte resigniert. Nicht mal eine Bedingung durfte ich äußern. Ich war wohl bedeutungsloser für ihn als ich zuerst annahm. "Wenn du dich nicht bald entscheidest schlage ich hier noch Wurzeln. Außerdem bekommst du einen Lohn, um den sich andere bis zum Blut Streiten würden." das stimmte. Der Lohn war mehr als genug.  "Ich werde ihren Auftrag annehmen Sir."  Gab ich entschlossen zurück. "Sehr gut. So kenne ich dich. Entschlossen und Zielgerichtet." Meinte er nun mit seinem typischen Lächeln.  "Ich bin stolz auf dich." "Danke, Sir. Noch eine Frage. Wenn ich dann dort bin, wie werde ich diesen Levi erkennen. Wie spreche ich ihn an?" Kenny lachte. "Das kommt schon von ganz alleine.  Da gibt es nur noch eine Sache, die ich noch nicht erwähnt habe. Er ist Hauptgefreiter."

Attack on Titan: Inside the WallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt