Die restliche Woche war hingegen ziemlich öde gewesen, da ich die letzten drei Tage damit verbracht hatte Akten zu sortieren und einzulagern. Jedes Mal aufs Neue musste ich mich am Ende des Jahres darum kümmern, da sich natürlich niemand die Mühe gemacht hatte seine eigenen Akten selbst in den Keller zu bringen. Alle wirklich alle legten sie einfach nur auf einen Stapel mitten im Vorraum des Archivs. Und falls dieser umkippen sollte, kann man die Tür nicht mehr öffnen. Genau einmal war das passiert. Miss Jackson hatte daraufhin die ganze, wirklich die ganze Kanzlei zur Schnecke gemacht. Seitdem hatte ich mir vorgenommen zumindest einmal im Monat zu schauen, ob die Akten zumindest ordentlich gestapelt sind. Doch als ich dir Tür öffnete, sah es so schlimm aus, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als selbst aufzuräumen.
Aber genug aufgeregt!Nun war es Freitag. Es wahr endlich wieder Wochenende. Also eigentlich nicht die Zeit, um über die Arbeit nachzudenken. Ich saß schon in Jogginghose auf der Couch und las mir die Information zum Seminar durch. Was auch sonst? Ich verbrachte mein Freitag Abend gerne mit Themen, welche zur Arbeit gehören. Aber eine andere Wahl hatte ich nicht. Miss Jackson hatte es erst heute geschafft mit die Informationen auf den Schreibtisch zulegen. Sie hatte schließlich keine anderen vier Tage Zeit gehabt. Da aufregen bekanntlich nichts brachte, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Infoblatt. Es war anscheinend ein Seminar für psychologische Fortbildung und soll von Montag bis Donnerstag gehen. Mehr stand da auch nicht. Also es waren zwar drei Zettel voll mit Informationen, aber die waren für mich unwichtig.
Also legte ich diese aufschlussreichen Zettel weg und nahm mein Handy in die Hand. Als ich durch meine Nachrichten scrollte fiel mir ein, dass ich Miss Anderson noch was fragen musste. Also suchte ich in meinen Kontakten nach ihrer Nummer und fragte mich, ob ich ihr eine Nachricht schreiben oder sie anrufen sollte. Ich entschied mich dazu ihr eine Nachricht zu schreiben. Ich hatte einfach keine Lust auf ein Telefonat. Es war Freitag...>> Guten Abend Miss Anderson,
ich hätte bezüglich ihres Vaters doch noch ein paar Fragen. Sagen Sie mir bitte Bescheid, ob Sie dieses Wochenende Zeit hätten um sich mit mir zu treffen.
Regina Sommer <<Und nun? Jetzt saß ich unschlüssig auf der Couch rum und wusste nichts mit mir anzufangen. Madison war bei ihren Eltern, also konnte ich sie nicht anrufen und Jane und Anna hatten freitags nur selten Zeit. Abgesehen davon hatte ich auch grade keine Lust auf die beiden.
„Ich könnte Markus fragen, was er macht.", murmelte ich vor mich hin als ich plötzlich das bekannte Ping, welches eine neue Nachricht signierte, hörte. Eine Nachricht von Miss Anderson.>> Guten Abend Miss Sommer.
Ich bin noch am arbeiten, aber wenn es Ihnen nicht zu spät ist, könnten wir uns um 22 Uhr in der Bar Treffen, welche letztens neu eröffnet wurde. Wissen Sie welche ich meine? <<„Schon wieder ein Treffen in einer Bar. Wirklich jetzt? Scheint wohl in der Familie zu liegen.", sagte ich zu mir selbst und musste schmunzeln.
Jetzt hatte ich also die Wahl zwischen einem Abend mit meinem Kater Spookie, oder einem Arbeitsgespräch mit Miss Anderson. Hört sich beides nicht grade berauschend an. Jedoch wollte ich nicht das Wochenende in meiner Jogginghose verkümmern, weswegen ich mich für die zweite Möglichkeit entschied.>> Da ich heute sowieso nichts mehr vorhabe, werde ich gegen 22 Uhr in der Bar sein. Sie meinen die Bar im Zentrum, oder? Im Rosenweg? <<
>> Ja genau die meine ich. <<
In dieser Bar war ich auch mit Anna und Jane gewesen. Doch diesmal werde ich jene nicht so betrunken verlassen wie letzten Samstag. So war es zumindest geplant.
Ich wollte mein Handy grade weglegen, als noch eine Nachricht kam.>> Dann bis später Regina.
Ich freu mich ;) <<Ich starrte bestimmt fünf Minuten einfach nur aufs Display. Diese Nachricht verwirrte mich. Wieso nannte sie mich plötzlich bei meinem Vornamen und warum hatte ich das Gefühl sie flirtet mit mir? Ich dachte kurz darüber nach und kam auf den Entschluss, dass sie bestimmt einfach nur nett sein wollte. Warum sollte sie auch mit mir flirten? So eine hübsche Frau wie sie wird erstens nicht Single sein und zweitens auch nicht lesbisch. Ich musste mich geirrt haben. Ganz sicher!
Doch so sicher war ich mir da anscheinend doch nicht. Den ganzen Abend ging mir diese Nachricht nicht aus dem Kopf. Gab es vielleicht doch eine geringe Chance, dass sie was von mir wollte?
Naja aber an sowas sollte und darf ich nicht denken. Ich habe einen Job zu erledigen, immerhin bin ich die Anwältin ihres Vaters. Oder sollte man eher sagen des Sohns? Ach man, dass diese ganze Geschichte mal unkompliziert sein kann, kann ich mir wohl mal wieder nur erträumen!
Du solltest Anwältin werden, sagten sie. Das macht viel Geld für bisschen Rechtstexte aufsagen, sagten sie. Ja und jetzt? Ich stehe vor einem Treffen mit einer Klientin in einer Bar, wohl bemerkt, einer Klienten, welche ich auch noch kannte, aber welche mich nicht erkennen durfte.
Achje, Arbeit kombiniert mit Vergnügungsstätten und einem Kopf der gerade an nichts anderes denken kann als an Frauen, nein besser gesagt an diese Frau, welche mit ihrer Nachricht ein Wirr Warr in mir auslöst und das wohl möglich auch noch unbewusst. Wenn sie nur wüsste, wie sie mich, mit so einer kleinen Nachricht, aus der Fassung gebracht hat.„Meine Füße frieren...", murmelte ich vor mich hin. Kein Wunder. So gedankengefangen wie ich war, vergaß ich gleich mir meine Hauspuschen anzuziehen, als ich auf den Balkon ging, um eine zu rauchen. Naja zumindest watschelt Spookie um meine Beine rum und kuschelt die wieder halbwegs ins Leben zurück. Manchmal war dieser Kater dann doch ganz praktisch. Auch, wenn er grade die Rolle der lebendigen Hauspuschen übernimmt.
Mittlerweile war es schon 20 Uhr und ich stand vor meinen Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen soll. Was förmliches, oder doch Freizeit Klamotten?
„Ach, ich weiß es doch auch nicht.", schimpfte ich laut vor mich hin.
Nach weiteren 20 Minuten und 20 verschiedenen Outfits auf meinem Bett, wurde mir bewusst, dass ich mich grade für eine Frau hübsch machte, welche erstens nichts von mir will und zweitens meine Klienten ist.
Wow! Völlig verwirrt über mich selbst schnappte ich mir einfach meine schwarze Jeans, welche ich heute schon im Büro getragen hatte, und einen grauen Rollkragenpullover von dem Chaos, welches sich auf meinem Bett befindet.
Mit meinen Klamotten im Gepäck machte ich mich auf den Weg ins Bad. Da es grade mal erst halb neun war, entschied ich mich noch schnell unter die Dusche zu springen.
„So eine warme Dusche war echt was Schönes.", dachte ich mir.
Naja aber da alles Schöne und warme einmal enden muss befand ich mich eine Stunde später schon auf dem Weg zur Bar.
Wo ich schließlich zehn Minuten zu früh ankam. Jedoch war es mir zu kalt um noch draußen zu warten, weswegen ich die Tür öffnete und ins Innere der Bar eintrat.
DU LIEST GERADE
The Anderson Story (gxg)
Short StoryVorab... ich bin Anwältin, tanze Pole Dance und bin lesbisch. Meine Name ist Regina Sommer und ich vertrete täglich die größten Firmenchefs der Stadt. Meine Arbeit trenne ich strikt von meinem Privatleben. Darin bin ich gut, dachte ich zumindest...