Kapitel 28 ~ Mit ihr fühlt es sich so an, als würde ich fliegen

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~ Katherine Jackson ~

Ich saß mittlerweile schon ein paar Stunden im Auto. Es war Stock dunkel und ich merkte, wie ich langsam müde wurde. Eigentlich wollte ich zu meinen Eltern fahren, aber ich entschied mich dagegen. Nicht zuletzt, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter etwas herausfand, was sich nicht herausfinden sollte. Somit habe ich am Anfang meiner Fahrt die Freundin von Regina, welche mich letztens angerufen hatte, zurückgerufen. Ich wollte eigentlich nur herausfinden, wo Regina war. Jedoch wollte mir Madison, so heißt sie übrigens, nicht die Adresse geben. Deshalb fragte ich sie nach ihrer Adresse.  Wir diskutieren eine Weile darüber, dass ich nicht einfach bei ihr auftauchen könnte. Aber schlussendlich gab sie nach. Sie gab mir ihre Adresse und ich gab sie ins Navi ein. Das wird eine lange Fahrt werden, dachte ich mir.

Nach über vier Stunden hatte ich endlich die Wohnung von Madison erreicht. Ich nahm meine kleine Tasche aus dem Kofferraum und klingelte an ihre Tür. Ein Summen ertönte und ich stieg die Treppen bis zum zweiten Stock nach oben. Als ich oben ankam, stand Madison schon an der Tür und wartet auf mich. Madison war eine schlanke und sportlich Frau. Sie hatte sehr lange Haare, sie gingen ihr fast bis zum Po und waren in einem leuchtenden Rot gefärbt. Auf ihrer Nase trug sie eine Brille mit einem dicken schwarzem Gestell.
„Hi, endlich sehe ich dich mal im echten Leben. Du bist wirklich so hübsch wie Regina mir erzählt hat.", sagte Madison mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
„Wie ich sehe, bin ich ihnen schon gut bekannt.", sagte ich in meiner antrainierten Gleichgültigkeit.
Madison ließ mich an ihr vorbei in die Wohnung gehen. Die Wohnung war schön. Von der Tür aus konnte man schon ins Wohnzimmer schauen. Es war gemütlich eingerichtet, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen zu gothic. Fast alles in dem Raum war schwarz oder rot. Nur ein sehr kleiner Teil des Raumes war heller gestaltet.
„Möchtest du etwas trinken, Wasser, oder doch einen Wein?", fragte Madison freundlich.
„Wein klingt gut."
Madison ging in die Küche und holte für uns den Wein. Währenddessen führte mich mein Weg auf den Balkon. Ich brauchte eine Zigarette. Ich hasse mich dafür, dass ich wieder angefangen hatte. Ich steckte mir eine Zigarette an und inhalierte den Rauch. Es tat so unglaublich gut. Die kleinen Stängel hatten mich schon früher immer beruhigt.
„Du rauchst?"
„Scheint so.", sagte ich ohne mich umzudrehen.
Wenige Augenblicke stand Madison ebenfalls mit einer Zigarette neben mir.
„Regina hatte mir erzählt, dass sie Raucher verabscheuen. Wie passt das zusammen?", fragte Madison interessiert.
„Vor ein paar Tagen war es noch so. Ich hatte das Rauchen vor Jahren aufgegeben. Die Betonung liegt auf hatte." Um meine Worte zu unterstützen, hielt ich meine linke Hand, in welcher sich die Zigarette zwischen meinen Fingern befand, in die Höhe.

Nun saßen wir mit unseren Weingläsern auf der Couch. Die erste Zeit herrschte schmerzende Stille. Niemand wusste so recht worüber man reden konnte, oder wie man das Gespräch über Regina beginnen sollte. Nach ein paar Minuten machte Madison den Anfang.
„Also wie lösen wir das Problem?"
„Kann ich überhaupt was tun?", war meine Gegenfrage.
„Regina hat einen flucht Instinkt. Sie ist schon früher manchmal abgehauen. Aber sie kam immer wieder zurück. Zurückholen kannst du sie nicht. Sie muss von selbst wieder zurückkommen.", sagte Madison nachdenklich.
„Also kann ich nichts tun.", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Madison.
„Ich würde ihr eine Nachricht schreiben. An einen Anruf würde sie nicht dran gehen."
„Regina hat mich blockiert."

Daraufhin stand Madison auf und holte ihr Handy aus der Küche.
„Hier schreib ihr über mein Handy."
Ich nahm ihr Handy zögerlich entgegen. Sie hatte es schon entsperrt und ich befand mich auf Reginas Chat. 'Zuletzt online gestern' stand unter ihrem Namen.
„Und was soll ich ihr schreiben?", fragte ich Madison.
„Schreib einfach das, was du fühlst. Sei ehrlich."

>> Hey Regina, ich bins Katherine. Ich sitze grade in der Wohnung von deiner Freundin Madison. Sie hatte mich vor zwei Tagen angerufen. Sie wollte mir eigentlich erzählen, wo du bist. Aber ich wollte es nicht wissen. Nun sitze ich hier und schreibe über ihr Handy diese Nachricht. Ich weiß gar nicht, was ich so wirklich sagen soll. Ich vermisse dich Regina. Ich wünsche mir so sehr, dass du zurückkommst und wir über alles reden können. Ich weiß, dass ich dich mit meinem Geständnis vor paar Tagen verschreckt habe. Doch ich meine das, was ich gesagt habe und hoffe, dass du dasselbe für mich fühlen kannst. Wenn du es nicht kannst ist es auch okay. Bitte komm zurück. <<

Als ich die Nachricht abgeschickt habe, gab ich Madison ihr Handy zurück und griff nach der Weinflasche, um mir ein weiteres Glas einzuschränken.
„Lust auf ein grundlosen betrinken?", sagte ich an Madison gewandt.
„Klar, aber dafür brauchen wir etwas Stärkeres."
Sie stand auf und kam wenig später mit einem Apfelschnaps und zwei Shot Gläsern zurück.

Nachdem wir die Flasche zur Hälfte geleert hatten, drehte sich die Welt. Ich war betrunken und wie mir scheint auch Madison.
„Katherine, willst du etwas Verrücktest tun?"
„Was hast du vor?"
„Komm einfach mit!"

Wir verließen ihre Wohnung und stiegen die restlichen Treppen hinauf und standen vor einer großen Metalltür.
„Was wollen wir hier?", fragte ich.
„Mach die Tür auf."
Als ich dir Tür öffnete, erstreckte sich vor mir eine große Dachterrasse. Von hier konnte man fast die ganze Stadt sehen. Ich schritt durch die Tür und drehte mich im Kreis.
„Das ist der Wahnsinn. Es fühlt sich an, als könnte man fliegen."

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt