Kapitel 22 ~ Du tust was?

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Alles im Leben hat einen Grund! Sagte zumindest meine Tante immer. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, wo mir ihre Worte erst richtig bewusst wurden. Vorher hatte ich sie nie stark gewichtig, aber nun scheinen sie wichtiger den je zu sein.
Ich war immer ein Freund von einem roten Faden im Leben. Ich mochte es nicht, wenn etwas aus der Reihe tanzt. Ich wollte klare Strukturen und vor allem Ordnung. Doch wenn ich jetzt in mein Leben schaue, finde ich nichts außer Chaos.
Ich habe in kurzer Zeit gegen alle Prinzipien verstoßen, die ich mir mühsam aufgebaut hatte. Und ich... ich weiß selbst nicht wo ich momentan hingehöre. Mir scheint es, als wäre das Leben nur wie eine Art Puzzle und der Sinn, am Ende des Lebens, ein vollständiges Bild zu erreichen. Doch leider ist das Leben nicht wie ein Puzzle und nicht jeder Mensch ein Teil davon. Nicht jeder Mensch passt in mein Leben, auch wenn es erst den Anschein macht, dass es passen könnte. Es können viele einzelne Puzzleteile zusammenpassen. Aber die Frage am Ende ist jedoch, welche Puzzleteile auch das richtige Bild ergeben können.
Es hat mich viel Zeit gekostet zu erkennen, wer ich sein will und wie mein Leben sein soll. Doch nicht immer alle Entscheidungen im Leben scheinen die richtigen zu sein. Manchmal steht man zwischen zwei oder mehreren Türen, aber nur eine lässt sich öffnen. Es liegt dann an einem selbst zu entscheiden, ob man die Tür öffnet, oder nur im Rahmen stehen bleibt.
Mir fiel es schon immer schwer die Kontrolle abzugeben. Aber vielleicht muss ich langsam akzeptieren, dass ich nicht alles in meinem Leben kontrollieren kann. Es gehören manchem zwei dazu.

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Ich saß beinahe Kerzengrade auf meinem Stuhl. Ich war wie erstarrt! Mein Herz klopfte wie wild und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich konnte es einfach nicht fassen. Katherines „Ich liebe DICH" halte immer wieder in Dauerschleife durch meinen Kopf. Zuerst ihre kalte und abweisende Art und jetzt das. Sie war es doch. Sie hatte mich abgewiesen und gesagt, dass wir, wenn überhaupt, nur Freude sein können. Ich sah sie immer noch fassungslos an, unfähig etwas zu sagen. Es kamen einfach keine Worte aus meinem Mund.
Die ganze Zeit, wo ich so regungslos da saß, schaute sie mir durchgehend in die Augen. Jetzt seufzte sie tief, ließ ihre kalte Fassade komplett fallen und nahm meine Hand, welche immer noch regungslos auf dem Tisch lag.
„Regina, Bitte verzeih mir. Gib mir noch eine Chance. Ich flehe Dich an.", sagte sie in einem liebevollen, aber auch traurigen Tonfall. Ich antwortete nicht und stand auf.
„Ich liebe Dich Regina. Das, was ich für Dich fühle, habe ich nie zuvor bei jemanden gefühlt. Auch nicht bei meinem Mann. Es tut mir leid, dass ich Dich verletzt habe. Ich brauchte selbst Zeit, um zu verstehen, um alles zu begreifen, um mir alles einzugestehen."
„Ich brauche Zeit Katherine.", sagte ich und verließ ihr Haus.

Nachdem sich ihre Tür schloss, atmete ich das erste Mal wirklich durch. Füllt sich beinahe so an, als hätte ich die ganze Zeit die Luft angehalten. Ich kann es immer noch nicht begreifen.
Ich war nicht mal zwei Sekunden zu Hause, da fing ich an in Windeseile meine Sachen zu packen. Ich schreib Katherine eine Nachricht, dass ich auf unbestimmte Zeit nicht in die Kanzlei kommen werde und blockierte sie danach. Ich konnte einfach grade keine Nachricht von ihr ertragen. Glück für mich, dass ich momentan kein Fall hatte und einfach in Urlaub gehen konnte.

Nun saß ich im Auto und drehte die Musik auf. Ich fuhr die Straßen von Wiesbaden entlang. Irgendwann sah ich das Schild 'Willkommen in Niedersachsen'. Ich war schon über drei Stunden unterwegs und fühlte mich noch nicht bereit stehen zu bleiben. Langsam aber sicher wurde ich mir bewusst, wo ich hinfuhr. Ich fuhr zu dem alten Ferienhaus meiner Eltern. Es liegt an der Nordsee. Weit weg von meinem jetzigen Leben und auch von meinem früheren leben. Ich brauche einfach Zeit. Zeit die Kontrolle wiederzuerlangen. Zeit um zu wissen, was ich will. Liebe ich sie, oder nicht? Was mache ich mit Lexa? Ich habe das Gefühl mir selbst zu entgleiten.

Mitten in der Nacht kam ich an dem Ferienhaus an. Ich suchte den Schlüssel, den wir immer im Schuppen versteckt hatten, falls sich jemand spontan dazu entschließen sollte hierher zu fahren. Früher habe ich mich immer gefragt warum, da meine Eltern ein Schlüssel zu Hause hatten, aber nun war ich dankbar dafür. Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen. Schon sehr lange. Das letzte Mal wo ich hier war, war ich 20 Jahre alt. Grade mit meinem Abitur fertig. Grade dabei mir mein eigenes Leben aufzubauen.
In diesem Sommer hatte ich mich dazu entschieden Jura zu studieren und das weit weg von meinem zu Hause. Paar Monate später bin ich dann mit meinen paar Sachen nach Wiesbaden gezogen und, wie man sieht, auch dort geblieben. Es fiel mir leicht von zu Hause wegzuziehen. Ich hatte zwar hier und da paar Freunde, aber sonst nichts was mich hätte halten können. Meine Beziehung war kurz vorher in die Brüche gegangen und ich wollte einfach nur noch weg. Von meinem alten Leben ist mir knapp 10 Jahre später nur noch Madison geblieben. Alle anderen hatten im Laufe der Zeit den Kontakt zu mir abgebrochen. Manchmal frage ich mich was passiere wäre, wenn ich mich nicht dazu entschieden hatte über 400 Kilometer von zu Hause wegzuziehen. Ich frag mich manchmal, ob mir meine Freunde geblieben wären, oder ob auch so der Kontakt abgebrochen wäre.

Es war schon wieder hell, als ich in meinem frisch bezogenem Bett lag. „Morgen muss ich erst einmal einkaufen gehen.", dachte ich mir, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Erst gegen 16 Uhr wachte ich wieder auf. Dennoch fühlte ich mich immer noch kraftlos. Deswegen entschied ich mich, ein gemütliches Bad zu nehmen. Das warme Wasser tat zwar gut, aber mir ging es davon nicht wirklich besser. Meine Gedanken fuhren immer noch Karussell und genau das verhinderte, dass ich mich entspannen kann. Schneller als gedacht verließ ich mein Bad wieder und ging in die Küche. Von zuhause hatte ich mir eine Packung Nudeln und Tomatensoße mitgebracht, damit ich wenigstens heute etwas zu essen hatte. Schließlich war Sonntag. Also konnte ich noch nicht einkaufen gehen.
Gegen 19 Uhr saß ich mit meiner Schüssel Mündeln vor dem Fernseher und schaute irgendeinen Film. Ich wusste selbst nicht wie er hieß.

So nun ist es soweit. Ich habe mich dazu entschieden diese Story weiterzuschreiten. Viel Spaß beim lesen.
Und danke an alle, die mir Inspiration geliefert haben.
Vor allem danke ich Freedoom0220

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt