Kapitel 19 ~ Das wird mir alles zu viel

1.3K 60 7
                                    


Marco hatte grade mein Büro verlassen und mir brummte der Schädel. Wie hat Marco das geschafft, in vier Tagen soviel herauszufinden. Er ist eindeutig besser für diesen Fall geeignet als ich, dachte ich laut. Ich hasste es, wenn ich Personen erst einmal suchen muss, bevor ich sie in den Knast, oder in die Freiheit befördern konnte.
Ich brauche eine Zigarette, grummelte ich verzweifelt vor mir her. Also schnappte ich mir meine Jacke und verließ mein Büro. Auf dem Weg nach draußen lief ich an Katherine vorbei. Beim Vorbeigehen schaute sie mich an, als hätte ich grade ihr Haustier angefahren. Was ist denn jetzt los, fragte ich mich? Ich traute mich nicht mal sie zu grüßen. Ich hatte Angst, dass sie mich sonst umbringen wird.
Naja ich werde da später Nacht harken...

Auf jeden Fall hatte Marco mir vorhin einiges zu erzählen. Marco hatte herausgefunden, dass Rolf Anderson, nachdem er abgehauen war, nach Hamburg gefahren ist. Dort hat er, seinen Recherchen zu Folge, paar Nächte in einem Hotel verbracht. Nachdem er dort ausgecheckt hatte, wollte er wahrscheinlich nach Berlin. In Berlin ist er jedoch nie angekommen. Nach weitere Recherche ist er dann auf einem Unfall gestoßen, welcher nicht mal eine Woche her ist. Und wie es der Zufall so will, war Rolf Anderson an diesem beteiligt. Rolf Anderson ist zum Glück nicht gestorben, oder sehr stark verletzt, aber er liegt im Krankenhaus und leidet seit dem Unfall an einer Amnesie. Dementsprechend kann er sich an nichts mehr erinner und kann uns momentan nicht weiter helfen. Den Ärzten zufolge, kann Rolf Anderson sich kaum an die letzten 21 Jahre erinnern, also bis zum Zeitpunkt als seine Frau starb.

Das sind ziemliche viele Informationen auf einmal! Zudem sind es ziemlich viele Fakten, welche alles noch komplizierter machen als vorher.
Als ich draußen vor der Kanzlei stand, rief ich Lexa an und erzählte ihr alles, was Marco herausgefunden hatte. Sie war natürlich voll durch den Wind und machte sich direkt auf den Weg zu mir. Da sie zu dem Zeitpunkt immer noch in meiner Wohnung war, stand sie knapp 10 Minuten später schon vor mir.
„Mein Vater ist im Krankenhaus? Weißt du in welchen?", sagte Lexa komplett außer Atem.
„Beruhig dich erstmal, ich schicke dir gleich die Adresse zu. Deinem Vater geht es gut. Er leidet momentan nur an einer Amnesie.", versuchte ich Lexa zu beruhigen.
Lexa fiel mir in die Arme und verweilt dort ein Moment, bis sie sich zurückzieht und schon wieder etwas besser aussieht. Ich war ,ihr nicht sicher, ob sie geschockt darüber war, dass ihr Vater im Krankenhaus lag, oder ob sie geschockt darüber war, dass er wieder aufgetaucht ist.

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••~•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

Im selben Moment stand Katherine in ihrem Büro und schaute aus dem Fenster. Von dieser Position konnte sie die ganze Szene, welche draußen zwischen mir und Lexa abspielte beobachten. Ihr gefiel garnicht, was sie sah. Wenn Blicke töten könnten, wäre Lexa auf der Stelle Tod umgekippt.

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••~•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

„Willst du deinen Vater besuchen fahren?", fragte ich Lexa.
„Nein, Ich glaube nicht."
„Okay lass dir Zeit, hast du Karsten schon Bescheid gesagt?"
„Ja ich hatte ihn auf dem Weg hier her angerufen."
Lexa und ich redeten noch kurz, bis ich meinte, dass ich weiter arbeiten muss.

Zurück in meinem Büro überlegte ich mir, wie es nun weitergehen soll. Zum einen im Fall Anderson, sowie in meinem Leben. Der vermeidlich einzige Mensch, der wusste was mit den Smart Home Systemen falsch gelaufen ist, hat eine Amnesie. Somit ist es beinahe unmöglich herauszufinden was geschehen war. Denn ich kann niemanden ins Gefängnis stecken, welcher noch nicht mal mehr weiß was geschehen ist.
Ich bin am überlegen, ob ich an Marco den Fall abgebe. Okay... das hört sich wahrscheinlich jetzt überstürzt an, aber ich habe tatsächlich schon heute Morgen darüber nachgedacht.
Ich bin einfach zu stark in den Fall verwickelt. Naja eher gesagt ist Lexa der Grund. Wenn ich den Fall abgebe, muss ich keine Angst mehr haben meine Zulassung zu verlieren, wenn ich den Fall Anderson nicht mehr bearbeiten kann mir niemand mehr was und ich muss nicht aufpassen das niemand  etwas von Lexa erfährt.
Ohne noch weiter darüber nachzudenken, kramte ich alle Unterlagen zusammen, welche ich von diesem Fall besaß und macht mich auf den Weg zu Marcos Büro.

Ich klopfte an der Tür und direkt danach ertönte schon ein „Herein." durch die geschlossene Tür.
„Hey Marco, ich bin's schon wieder. Ich weiß du hast mir grade erst alle Einzelheiten erzählt, aber ich habe eine Bitte an dich." Ohne weitere Worte legte ich ihm die Unterlagen vor die Nase.
„Was soll das Regina? Verstehe ich das richtig, dass du mir deinen Fall geben willst?", fragte Marco verwirrt.
„Ja, ich bin der Auffassung, dass ich den Fall nicht mehr bearbeiten sollte."
„Lass mich raten. Wegen der Frau mit den blauen Haaren!"
„Woher...", fing ich meinen Satz an, doch Marco unterbrach mich. 
„Stille Wasser sind tief. Abgesehen davon scheint unsere verehrte Chefin nicht so begeistert von ihr zu sein."
Ich wollte grade was erwidern, da sagte Marco „Du brauchst nichts sagen, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Ich nehme den Fall. Und was Jackson angeht, sie war vorhin bei mir und hatte mich beiläufig gefragt, ob ich diese Mädchen kenne. Also entweder hast du jetzt ein gewaltiges Problem, oder Jackson steht auf dich.", sagte er am Ende lachend. Wenn er nur wüsste...
„Danke Marco. Du hast was gut bei mir.", sagte ich einfach nur und verließ kurz danach sein Büro.

So ein Problem hatte ich damit gelöst und das andere Problem kam grade in verboten heißen high heels mir entgegen. Ich überlegte, ob sie extra diesem Weg gewählt hatte, damit ich ihr über den Weg lief. Jedoch verwarf ich mein Gedanken, woher soll sie wissen, dass ich bei Marco war.
„Guten Tag Miss Jackson, können wir kurz reden?", grüßte ich sie. Anstatt mir auch einen guten Tag zu wünschen, zischte sie mir nur ein „Komm mit!" entgegen.
Ich folgte ihr und schlussendlich stand ich in ihrem Büro.
Obwohl ich diejenige war, die reden wollte begann Katherine das Gespräch.
„Warum haben Sie Marco ihren Fall gegeben?", fragte Katherine emotionslos.
„Woher weißt du... ich war erst vor 5 Minuten... Wie machst du das?", stammelte ich verwirrt vor mir hin.
„Ich habe überall meine Augen und Ohren, und jetzt beantworte Sie meine Frage."
Ihre Kälte versetzte mir ein Stich ins Herz. Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass sie mich wieder siezte. Allein aus Genugtuung wollte ich antworten: „Ich habe mit meiner Klienten geschlafen und fühle mich deshalb nicht mehr in der Lage, diesen Fall weiter zu untersuchen."
Aber da mir klar war, dass mein Job dann geschichte war, antwortete ich: „Ich bin mit jemanden von der Familie gut befreundet, weswegen ich dachte, dass ich als zu parteiisch eingestuft werden könnte, wenn ich den Fall weiter untersuche."
„Okay das war alles, was ich wissen wollte. Ich habe hier noch ein paar Briefe für Sie. Werden wohl alles Anfragen auf eine frühere Entlassung sein, welche Sie absehen sollen. Sie können mein Büro jetzt verlassen."
Es ist schon lange her, das ich so viel Kälte in ihrer Gegenwart gespürt habe. Deswegen antwortete ich auch nur mit einem „Okay. Wir sehen uns.", und verließ ihr Büro. Das ich eigentlich mit ihr reden wollte, verdrängte ich.
Ich möchte garnicht wissen, welche Laus ihr heute Morgen über die Leber gelaufen ist. Aber eins ist klar, nächstes Mal brauche ich ein Schutzhelm.
Ich versuchte mit Späßen den Schmerz zu unterdrücken, welcher langsam in mir hochkam.

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt