Kapitel 12 ~ Viellicht steht sie auf dich ?

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„Da sind sie ja endlich, ist es so schwer einmal pünktlich zu sein?", fragte Miss Jackson.
Innerlich seufzte ich. Ihre Freundlichkeit war anscheinend auf nicht mehr als paar Minuten am Tag begrenzt. Also wieder ganz die alte, ich hatte die Hoffnung, dass das Wochenende wenigstens etwas geändert hatte. Pustekuchen, die Freundlichkeit war bekanntlich nur von kurzer Dauer. Diese Stimmungsschwankungen machen mich noch fertig! Heute Morgen hatte sie meine Wohnung noch breit grinsend verlassen und nun ist sie ein Eiswürfel geworden. Diese Frau braucht eindeutig Sex.  Vielleicht sollte ich... Wow nein Stopp! Diesen Gedanken führen wir nicht weiter aus.
„Stehen Sie nicht so blöd rum, los jetzt!"
„Schon auf dem Weg, eure Hoheit!", flüsterte ich vor mich hin und lief ihr hinterher. Bevor wir den Raum betraten wurde Miss Jackson plötzlich langsamer. Ich blieb neben ihr stehen. Dann beugte sie sich leicht vor und flüsterte mir „Ich bevorzuge eure Majestät!" ins Ohr.
Aus dem Konzept geraten rutschte mir ein leises „Fuck" heraus. Ich hatte die Hoffnung, das sie es nicht gehört hatte, doch als ich ihr in die Augen schaute, zerplatzten meine Hoffnungen in tausend Einzelteile. Etwas aus der Fassung geraten, setzte ich mich auf meinem Platz, welcher übrigens direkt neben Miss Jackson war. Dies machte die Sache nicht besser.
Da sie mit den Rücken zuwandte, nutzte ich die Chance und betrachtete sie einmal von oben nach unten. Sie war schon sehr attraktiv. Und ich war mir ziemlich sicher, dass sie das auch selbst wusste. Nicht umsonst setzte sie sich immer so in Szene.
Doch bevor ich zu tief in meinen Gedanken versinken konnte, begann das Meeting.

Das Meeting war einschläfernd. Ich musste mich echt beherrschen, mein Kopf nicht auf meinen Händen abzustützen. Zumindest sah man Miss Jackson auch an, dass sie mehr als gelangweilt war. Woran sie wohl grade dachte...

Um kurz nach 19 Uhr, war das Meeting auch endlich vorbei. Abendessen... endlich. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich heute noch nichts gegessen hatte. Naja wie denn auch, wenn man von seiner Chefin persönlich aus dem Bett geholt wurde.
Auf dem Weg zum Restaurant lief mir Julia über den Weg.
„Oh, Regina ich hätte dich fast über den Haufen gerannt. Sehen wir uns gleich an der Bar?"
„Klar, ich komme nach dem Abendessen rüber.", sagte ich lächelnd.

Kurze Zeit später saß ich, mit Miss Jackson, an einem Tisch und genoss mein Essen.
„Wer war diese Frau grade?", fragte Miss Jackson plötzlich.
„Wieso wollen Sie das wissen? Eifersüchtig?", fragte ich sie neckend, was sie kann, kann ich auch.
„Auf diese Frau doch nicht! Sie stellt in keiner Weise eine Konkurrenz für mich da.", sagte Miss Jackson trocken.
Und da war sie wieder, die Böse Königen höchst persönlich. Aber ihr Ausdrucksweise verwirrte mich 'In keiner Weise eine Konkurrenz für mich', was sie wohl damit meinte...

Als wir beide fertig mit essen waren, verabschiedete ich mich von ihr und ging zu Julia. Früher oder später, werden sich sowieso alle aus der Gruppe 1 und 2 in die Bar begeben, zum gemeinsamen Kennenlernen. Schon ein bisschen affig. Ich meine wir sind alle mindestens um die 30-40 Jahre alt. Wir sind selbst imstande dazu uns mit anderen Menschen zu unterhalten, ohne das man uns mit Absicht in einem Raum versammeln muss. Abgesehen davon, werden sich die Chefs sowieso schon untereinander kennen.
„Hey, bist du etwa schon alleine am Trinken?", fragte ich gekünstelt beleidigt.
„Klar, doch! Wenn du so lange brauchst."
Obwohl wir uns beide erst seit wenigen Stunden kennen, fühlt es sich so an als wären wir schon jahrelang befreundet.
„Ein doppelten Whisky, bitte.", sagte ich zum Barkeeper.
„Geht dir deine Chefin schon so stark auf die Nerven?"
„Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt.
„Ich schätze dich nicht als Whisky Trinkerin ein, also was ist passiert?"
Ich entschloss mich ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Angefangen damit das meine Chefin, die Böse Königen in Person ist, vom Wochenende und von den merkwürdigen teils provozierenden Aussagen.
„Hört sich an, als steht sie auf dich."
„Das glaubst du doch wohl selbst nicht.", sagte ich lachend. Aber irgendwie ließ mich diese Aussage den ganzen Abend nicht mehr los. Was, wenn sie doch recht hatte...

Um kurz vor 23 Uhr, betrat ich mein, naja eher unser Hotelzimmer. Miss Jackson war noch nicht da. Ein bisschen Ruhe kam mir auch gelegen.
Ich schnappte mir mein Kulturbeutel und meine schlaf Sachen. Naja, schlaf Sachen ist gut gesagt. Es handelt sich lediglich um ein großes Shirt. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich mit Miss Jackson in einem Bett schlafen würde. Jetzt kann man es nicht mehr ändern. Abgesehen von zwei Anzughosen, hatte ich keine andere Hose eingepackt.
Als ich das Badezimmer verließ, noch mit meinen normalen Klamotten bekleidet, da ich plötzlich das Bedürfnis bekommen hatte noch eine rauchen zu gehen, öffnet sich die Zimmertür und Miss Jackson kam herein. Sie schien gut etwas getrunken zu haben.
„Betrunken?", fragte ich sie deshalb.
„Etwas vielleicht.", sagte sie ohne jeglichen abschätzenden Kommentar. Also ja sie war betrunken.
„Kommen Sie mit auf dem Balkon? Ich wollte noch eine rauchen. Oh sorry dumme Frage. Ich hatte vergessen das Sie Raucher hassten."
„Ich komme mit. Spendieren Sie mir eine Zigarette?", fragte sie.
„Ehm klar, wenn Sie wollen."
Diese Frau ist einfach nur verwirrend! Heute Mittag hatte sie mich noch verurteilt dafür das ich rauche und jetzt fragt sie mich nach einer Zigarette. Einfach nur wow.
„Okay, dann komm.", sagte ich belustigt. Irgendwie war sie betrunken schon süß.
„Was lachen Sie denn so?", versuchte Sie abfällig zu sagen, aber ich musste daraufhin noch mehr lachen.
„Sie sind niedlich, wenn Sie betrunken sind.", wiederholte ich lachend meine Gedanken.
Eine Antwort bekam ich nicht. Stattdessen zog sie ihre linke Augenbraue nach oben und lächelte wissend.

Als wir wieder drin waren, verkrümelte Miss Jackson sich ins Badezimmer. Währenddessen tauschte ich meine normalen Klamotten gegen mein Schlafshirt.
Als ich mein Shirt grade über den Kopf zog, hörte ich wie sich die Badezimmer Tür öffnet. Ich hörte keine Schritte. Beobachtet sie mich etwa? Langsam drehte ich mich um und tatsächlich Miss Jacksons Blick war direkt auf mich gerichtet. Und wieder kam mir Julias Aussage in den Sinn.
„Vielleicht steht sie auf dich!", hörte ich ihre Worte in meinen Gedanken.

Ohne weiter darüber nachzudenken, legte ich mich ins Bett und schaute weiterhin zu Miss Jackson rüber.
„Wollen Sie noch länger da stehen, oder kommen Sie auch ins Bett?"
Als ich sie länger betrachtete, fiel mir auf, dass sie auch nur mit einem Shirt bekleidet war. Ich hätte darauf wetten können, dass sie in einem Schlafanzug aus Seide schläft, aber falsch gedacht.
Kurz darauf merkte ich wie Miss Jackson sich zu mir legte.

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt