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Blut. Überall war Blut. Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Warum ausgerechnet heute? Schnell sprang ich aus dem Bett und riss die Laken von der Matratze.

„Lasst mich das machen, Miss." Jane kam mir zu Hilfe und reichte mir saubere Handtücher. „Soll ich Lady Bolingbrooke holen?"

„Nein, danke. Das schaffe ich schon allein." Schnell zog ich mich zurück um mich zu waschen, doch die Krämpfe waren schon jetzt so stark, dass mir leicht schwindelig wurde.

„Prudence, was dauert das denn so lange?" Ich hörte wie meine Stiefmutter ungeduldig gegen die Badezimmertür klopfte.

„Einen kleinen Moment noch." Hektisch suchte ich in der kleinen Kommode nach den Stoffbinden.

„Du debütierst heute vor der Queen. Wie stellst du dir das vor, dass du sie warten lässt, bis dir danach ist?"

„Nein, natürlich nicht." Ich stopfte mir gleich drei der Einlagen in meine Unterkleider. Bitte lieber Gott, bitte, lass sie ausreichen. Dann öffnete ich die Badezimmertür.

„Verzeiht mir meine Unpünktlichkeit, Lady Barbara."

Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch: „Du bist ja noch gar nicht angezogen."

„Nein, ich war etwas unpässlich heute Morgen."

„Hast du wieder zu viele Biscuits gegessen? Ich habe dir gesagt, dass zum Fünf-Uhr Tee eines ausreicht."

„Ja, Madame. Das war es auch nicht. Ich..."

„Ich will es auch gar nicht wissen." Sie wedelte mit der Hand durch die Luft und fasste sich dann an die Schläfe. „Soll ich Jane bitten, dir einen Kräutertee zuzubereiten?"

„Das wäre wunderbar. Vielen Dank." Ich schenkte ihr ein Lächeln.

„Schon gut. Aber nun beeil dich. Kusch, kusch!"

Sie scheuchte mich zurück ins Ankleidezimmer, wo bereits alle unsere weiblichen Hausangestellten auf uns warteten. Zwei der Mädchen begannen auch sogleich mir das Korsett anzulegen.

„Könnt ihr sie etwas schmaler zaubern? Ich befürchte, bis zu unserer Vorstellung bei Hofe wird sie ihre überschüssigen Pfunde nicht mehr los."

„Ja, Lady Bolingbrooke."

Und schon spürte ich, wie die Schnürung an meinem Rücken enger gezogen wurde.

„Verzeiht, aber ich bekomme kaum noch Luft."

„Stell dich nicht so an, Kind. Ich in deinem Alter habe ein doppelt so enges Korsett getragen und mir geht es wunderbar." Sie stemmte ihre Hände in die immer noch beeindruckende Wespentaille. „Es ist nur zu deinem Besten."

Ich hatte keine Zeit und auch keinen Atem um zu widersprechen. Jane brachte bereits mein weißes Debütantinnenkleid. Wer auch immer es sich ausgedacht hatte, dass Debütantinnen weiß bei Hofe zu tragen hatte, kannte sich schlecht mit der weiblichen Natur aus. Rot wäre so viel unauffälliger. Wie aufs Stichwort krampfte sich mein Unterleib wieder zusammen. Das Korsett machte es nicht besser.

„Madame Delacroix versteht wirklich etwas von ihrem Handwerk." Meine Stiefmutter beäugte mich zufrieden. „Die Creme und Goldtöne kaschieren deine schlimmsten Schwachstellen. Es besteht Hoffnung."

Ich versuchte selbst einen Blick auf mich zu erhaschen, doch unsere Zimmermädchen huschten so schnell um mich herum, dass dies fast unmöglich war. Während eine dabei war Rouge auf meinen Wangen zu verteilen, versuchte eine andere aus meinen dunkelblonden Locken eine adrette Frisur zu zaubern.

Mir schwirrte der Kopf. Doch an eine Pause war nicht zu denken. Schon kam die nächste Angestellte und legte mir ein schweres Collier um den Hals. Verwundert sah ich auf.

Shock and Delight - Bridgerton FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt