Maddy

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„Määp. Ihre fünf Minuten sind um, Lord Spencer", harsch unterbrach William das Gespräch zwischen mir und dem Gentleman. Doch anstatt sich zu entschuldigen winkte er bereits den Herren, die in einigem Abstand an der Tür warteten.

„Der nächste, bitte."

Ich seufzte und bemühte mich dann um ein Lächeln: „Vielen Dank für Ihr Erscheinen, Lord Spencer."

Der Mann verbeugte sich noch einmal schnell: „Vielleicht sehen wir uns ja bei dem morgigen Picknick im Hyde Park."

„Und auch da werdet Ihr gewiss nicht allein mit meiner Schwester sein." William schob sich penetrant zwischen mich und Lord Spencer, sodass diesem nichts weiter übrigblieb als seinen Zylinder zu nehmen und sich zu verabschieden.

Ich griff nach meinem Wasserglas während ich William unauffällig zuraunte: „Wie viele sind es noch?"

„Noch sieben Gentleman, Schwesterherz."

Sieben. Das war abzusehen. Ich saß bereits seit mehreren Stunden auf diesem Sofa. Meine Füße waren eingeschlafen und ich musste auch bald austreten. Aber das Schlimmste war, dass ich kaum ein gutes Gespräch mit einem der Bewerber führen konnte. Es blieb immer bei demselben oberflächlichen Geplänkel, bis William mit seiner Taschenuhr dazwischen ging und die Herren wegschickte. Wie sollte ich eine Wahl treffen, wenn ich keine Zeit hatte einen Blick hinter die Fassade zu werfen?

Der nächste Gentleman sah nett aus. Er wirkte noch sehr jung und hatte warme Augen.

„Guten Tag, Miss Beaumaris." Er verbeugte sich und reichte mir dann einen Strauß blauer und rosafarbener Hyazinthen.

„Wie freundlich von Ihnen, Mister Gould. Die sind wunderschön." Ich nahm ihm die Blumen ab und reichte sie meiner Mutter, damit sie sie zu den anderen Sträußen in eine Vase stellte.

„Herrliches Wetter heute, nicht wahr?"

Ich warf einen Blick zum Fenster. Ich war heute noch nicht einmal vor der Tür gewesen und beantwortete diese Frage jetzt schon zum elften Mal. Das reichte. Ich wollte mehr über die Männer wissen und nicht über einen Zustand reden, von dem ich eh nichts mitbekam.

„In der Tat. Welches ist eure Lieblingskäsesorte?"

Überrascht sah mich Mister Gould an: „Verzeiht, habt ihr mich gerade nach Käse gefragt?"

„Ja."

„Da habe ich mir bisher keine Gedanken zu gemacht."

Na gut, einen Versuch schenkte ich ihm noch. „Und was ist eure Lieblingsbeschäftigung bei Regen?"

„Ihr stellt wahrlich außergewöhnliche Fragen." Mister Gould lachte unsicher und warf einen kurzen Blick zu meinem Vater, der in einer Ecke saß und Zeitung las. „Ich nutze schlechte Wetterlagen um in meinen Haushaltsbüchern Inventur zu machen."

„Ihr seid ein gewissenhafter Mann, wie mir scheint." Sollte ich ihn heiraten, durfte ich mich bei dem englischen Wetter wohl auf langweilige Stunden allein einstellen.

„Und Ihre Zeit ist auch um." William schritt wieder ein und täuschte ich mich oder wirkte Mister Gould fast schon ein bisschen erleichtert?

„Vielen Dank für Ihren Besuch, Mister Gould."

„Miss Beaumaris." Er verbeugte sich noch einmal und eilte dann aus dem Zimmer. Doch mir blieb keine Zeit darauf zu reagieren, denn kaum dass der Platz neben mir frei wurde glitt schon der nächste Bewerber dorthin. Er hatte dunkle Locken, die ihm wirr vom Kopf standen und einen schwarzen gezwirbelten Schnurrbart. Zudem starrte er mich ziemlich intensiv an.

Shock and Delight - Bridgerton FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt