Pru

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Schon von Weitem konnte ich die bunten Pavillons sehen, die sich um den See reihten. Einige waren mit Wimpelketten in Frühlingsfarben verbunden, während andere mit großen Kissen ausgestattet waren, die zum Verweilen einluden.

„Mama? Dürfen wir mit Hyacinth und Gregory spielen?"

Lady Barbara nickte: „Aber passt auf, dass eure Kleidung sauber bleibt."

Und schon rannten meine Geschwister davon. Ich begleitete meinen Vater und meine Stiefmutter stattdessen zu unserer kleinen Pagode, in der bereits ein Tisch mit Obstkörben angerichtet war.

„Pru!"

Überrascht fuhr ich herum und sah Maddy auf mich zukommen. Sofort begann ich zu lächeln.

„Papa, Lady Barbara, darf ich mit Madelaine spazieren gehen um nach Bewerbern Ausschau zu halten."

Lady Barbara lächelte zufrieden und gab mir mit einer winkenden Geste zu verstehen, dass sie einverstanden war.

Schnell lief ich auf meine Freundin zu und umarmte sie: „Maddy, ich habe dir noch gar nicht gratuliert. Ist es nicht aufregend, das Juwel der Saison zu sein?"

Sie lachte: „In der Tat. Ich weiß gar nicht wo mir der Kopf steht."

Zwei Herren kamen uns entgegen und tippten grüßend an ihren Zylinder. „Miss Beaumaris. Miss Bolingbrooke."

Maddy und ich knicksten höflich. Ich konnte es kaum glauben. Keine fünf Minuten mit Maddy und schon schenkten mir die ersten Männer tatsächlich Beachtung. Mein Herz schlug höher. Hatte ich doch noch die Chance einen liebenden Ehemann zu finden?

„Ich bin hocherfreut Euch hier zu treffen. Ihr seht wie immer bezaubernd aus, Miss Beaumaris." Der erste Gentleman verbeugte sich tief vor Maddy.

„Dem kann ich mich nur anschließen."

Und schon galt meiner Freundin das alleinige Interesse der Herren. Das durfte nicht sein. Panisch dachte ich an die Worte meiner Stiefmutter. Ich wollte auch das Recht haben von den jungen, netten Männern beachtet zu werden.

„My Lord", versuchte ich mich ins Gespräch einzubringen und sprach den Herrn, der mir am nächsten stand, direkt an. „Wie hat Euch der Ball der Königin gefallen? Ich habe Euch gar nicht tanzen sehen."

Der Angesprochene warf mir einen irritierten Blick zu und deutete auf seinen Gehstock. „Nun Miss Bolingbrooke, seit meiner Zeit an der Front bleibt mir die Freude am Tanzen verwehrt."

Und erst da fiel mir auf, dass er ein steifes Bein hatte. Schamesröte schoss mir ins Gesicht. Oh je, Pru, wie konntest du dich nur wieder so ins Fettnäpfchen setzen?

Maddy rettete die Situation und verabschiedete uns elegant.

„Es tut mir leid", zerknirscht sah ich meine Freundin an. „Jetzt habe ich deine Anwärter vergrault."

„Ach, so etwas kann doch jedem Mal passieren. Ich verliere auch ab und zu den Überblick über die Biographie der Herren. Und es sind ja noch genug weitere vorhanden." Mit einem Schulterzucken zog sie mich weiter.

Sie hatte leicht reden. Bei mir zählte jeder einzelne.

„Schau, da ist ja auch Holly!"

Ich folgte ihrem Fingerzeig und entdeckte die ganze Familie Hardigree den Hyde Park betreten. Hollys Schwestern hatten riesige Blumenarrangements auf ihren Köpfen und stolzierten sich nach alles Seiten umsehend auf den Pavillon der Familie zu. Holly sah dagegen aus wie immer. Die ersten dunklen Strähnen lösten sich bereits wieder aus ihrer Frisur als sie ihren Stift hinter das Ohr klemmte. Neben ihr lief eine rothaarige Frau.

Shock and Delight - Bridgerton FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt