Miya Atsumu (Teil 1)

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Wie jeden Freitagabend saß ich in einem ruhigen Wald auf einem Baum. Meine Beine hatte ich an meinen Oberkörper gedrückt und hatte meine Arme um sie gelegt. Mein Blick war auf etwas gerichtet, was nur ich sehen konnte. Ich dachte über das nach, was meine Mutter mit gesagt hatte.
,,Vertraue es niemanden an! Es könnte dein Leben komplett zerstören!", hatte sie mir gesagt. Danach hatte ich gefragt, ob es noch jemanden wie mich gibt, aber darauf gab sie mir keine Antwort. Entweder wusste sie es einfach nicht oder sie wollte nicht, dass ich mich auf die Suche nach Meinesgleichen machte.
Aber jetzt bin ich schon vier Wochen von Zuhause weg. Ich bin abgehauen, in der Hoffnung jemanden zu finden, der versteht wie ich mich fühle. Trotzdem kam ich jeden Freitag wieder hierhin und dachte nach.
Plötzlich hörte ich ein Knacken. Etwas perplext guckte ich nach unten auf den Waldboden, konnte aber nirgends etwas sehen. Vielleicht hatte ich mir das Knacken auch nur eingebildet.
Mittlerweile war es dunkel geworden, weshalb ich vorsichtig vom Baum kletterte. Ich guckte mich gründlich um. Niemand konnte mich sehen. Noch einmal guckte ich um mich und verwandelte mich dann in einen Fuchs.
Mit schnellen Schritten trabte ich über den Waldboden und suchte mir einen Platz, wo ich schlafen konnte. Zum Glück war es mitten im Sommer, weshalb die Nächte nicht besonders kalt waren. Und wenn, dann würde mich mein dickes Fell wärmen.
Als ich dann endlich einen Platz gefunden hatte, rollte ich mich zusammen und legte meinen flauschigen Schweif über meine Nase.
Ich schloss meine Augen und fiel schnell in einen traumlosen Schlaf.

Etwas nasses tropfte auf meinen Kopf, weshalb ich aus meinem Schlaf gerissen wurde. Müde öffnete ich meine Augen. Ich sah meinen roten Schweif und den grauen Himmel. Langsam hob ich den Kopf. Es nieselte etwas. Nach der ganzen Sonne ist das bisschen Wasser für die Erde gut. Erst jetzt bemerkte ich etwas warmes an meiner Flanke.
Ich ließ meinen Blick auf die pelzige Gestalt neben mir fallen. Was zum... Träume ich noch?
Da lag ernsthaft ein anderer Fuchs neben mir! Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Vorsichtig aufstehen und wegrennen? Das schien mir am logischsten zu sein, also stand ich ganz langsam auf.
Der Fuchs neben mir schreckte sofort auf. ,,Shit!", zischte ich durch zusammengebissenen Zähnen. Ich sprang auf und verwandelte mich in einen Menschen zurück. Wenn es sein muss, dann werde ich mich so besser verteidigen können.
Ich guckte direkt in die überrascht scheinenden Augen des Fuchses. Langsam stand er auf, ohne den Blick von mir abzuwenden.
Es ist nur ein normaler Fuchs. Er ist viel kleiner als du, also hab nicht solche Angst, versuchte ich mir einzureden, aber irgendwie klappte es nicht so, wie ich es wollte. Der Fuchs kam langsam auf mich zu. Ich schluckte.
Auf einmal wurde seine Gestalt viel größer. Meine Augen wurden drastisch größer, als aus dem kleinen Fuchs ein großer, blondhaariger Junge wurde. Ich war sprachlos. Er war einer Meinesgleichen!
,,Du bist auch ein Formwandler!", rief er aus. Ich gab nur ein leichtes Nicken von mir und trat einen Schritt nach hinten. Er grinste mich breit an.
,,Wie heißt du? Ich heiße Miya Atsumu!"
,,[N/N] [D/N]", sagte ich ihm auch meinen Namen. Eine unangenehme Stille, in der er mich anguckte und ich meinen Blick auf den Boden gesenkt hatte, entstand zwischen uns.
Plötzlich spürte ich eine warme Hand, die meine Hand umschloss. Ich blickte auf und direkt in die graubraunen Augen des Größeren. ,,Du musst unbedingt mit ins Versteck kommen und die anderen kennenlernen", sagte er mir aufgeregt. ,,Die anderen?", fragte ich unsicher nach. Er nickte.
,,Sag bloß, dass du nicht wusstest, dass es mehr von dir und mir gibt!"
Ich blinzelte nur und sagte nichts dazu. Atsumu grinste einfach weiter. Er zog mich mit sich, als er tiefer in den Wald ging. Ich stolperte ihm unbeholfen hinterher.
,,Glaub mir, alle im Versteck sind sehr nett, außer mein Zwillingsbruder. Der wird wahrscheinlich erstmal rummeckern, dass ich dich einfach so mitgenommen habe und er wird auch..."
Ich hörte ihm nicht weiter zu, sondern konzentrierte mich darauf, wo ich hintrat, denn der Boden wurde auf einmal viel matschiger.

Vor einer Steinwand blieb Atsumu dann endlich stehen. ,,Ab hier müssen wir als Füchse weiter", meinte er und verwandelte sich in seine Tiergestalt. Unsicher tat ich es ihm nach. Kurz strich er mit seinem Schweif über mein Gesicht.
Ich zuckte etwas zurück. Er kicherte etwas und verschwand dann in einem kleinen Loch, das ich vorhin gar nicht gesehen hatte. Schnell folgte ich ihm, weil ich nicht alleine zurückgelassen werden wollte. Vorsichtig setzte ich einen Schritt vor den anderen, weil es zu dunkel war um etwas zu sehen. Der steinige Boden unter meinen Pfoten war eiskalt. Er hatte wohl noch nie die Sonne kennengelernt.
Irgendwann lief ich dann gegen eine Wand und quickte auf. Meine Pfote legte ich auf meine schmerzende Schnauze.
,,Pass auf, [D/N]", hörte ich Atsumu rechts neben mir sagen. Ich folgte ihm weiter durch die Dunkelheit. Mir wurde immer mehr Unbehagen, je weiter ich lief.
Dann endlich konnte ich vor mir etwas Licht ausmachen. Meine Schritte wurden automatisch schneller. Vor mir konnte ich die Umrisse von Atsumu sehen. Ich holte zu ihm auf und lief dann in seinem Schritt weiter. Die Steinwände entfernten sich allmählich und dann brach die Höhle in einem großen Hohlraum ab. Er wurde durch ein Loch in der Decke beschienen.
Etwas eingeschüchtert guckte ich die anderen Personen in diesem Raum an, falls man das überhaupt 'Raum' nennen konnte. Atsumu verwandelte sich vor mir zurück in einen Menschen.
,,Hey Leute! Guckt mal, ich hab jemanden mitgebracht", rief er aus. Auf einmal waren alle Blicke auf mich gerichtet. Ich legte die Ohren an und drückte mich an den Boden.
,,Atsumu!", sagte ein Junge mit grauen Haaren, der Atsumu gleichte. ,,Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht einfach so Fremde mit ins Versteck bringen sollst!", meckerte er den Blonden an.
,,Beruhig dich, Osamu", mischte sich ein anderer, grauhaariger ein und blickte mich monoton an. Das erste was mir an ihm auffiel, war sein graues Haar, mit den dunkelgrauen Spitzen. Langsam kam er auf mich zu und sagte monoton und zu gleich freundlich: ,,Du kannst dich hier gerne zurück in einen Menschen verwandeln."
Ich zögerte. Mein Blick wanderte von ihm zu Atsumu, dann zu Osamu und dann wieder zu ihm. Dann erst verwandelte ich mich wieder in einen Menschen, den Blick auf den plötzlich interessant gewordenen Boden gerichtet. ,,[D/N], das ist mein Bruder Osamu" -Atsumu legte einen Arm um meine Schultern und deutete auf seinen Bruder- ,,und das ist Kita-San", sprach er weiter und deutete auf den freundlichen, grauhaarigen. ,,Dann ist da hinten noch Suna" -er deutete auf einen braunhaarigen Jungen, der einen Schlangenblick hatte- ,,und-/"
,,Ich werde mir doch nicht alle Namen merken können", unterbrach ich ihn. Er guckte zu mir runter und lächelte mich an. ,,Das kommt mit der Zeit", meinte er dann. ,,Atsumu, wir wissen noch nicht mal, ob sie hierbleiben möchte. Wahrscheinlich hat sie auch noch eine Familie", sagte Kita ruhig. Atsumu ließ von mir ab.
,,Übrigens ist ihr Name [D/N]", lenkte er sofort vom Thema ab. Ich sah nur, wie Kita den Kopf schüttelte. Er wandt sich mir zu und sagte: ,,Du kannst natürlich entscheiden ob du hier bleiben möchtest oder nicht. Ich nehme an, dass du eine Familie hast und du gerne bei ihr bleiben möchtest."
,,About that... Ich bin von meiner Familie abgehauen", nuschelte ich. Keiner, der meine Worte verstanden hatte, schien überrascht zu sein. Eher sahen sie so aus, als würden sie das schon kennen.
,,Suna und ein paar andere sind auch von Zuhause abgehauen und leben hier. Ich persönlich finde das natürlich nicht in Ordnung, aber es ist ja euer Leben", erklärte Kita. Ich nickte verstehend. ,,Aber warum erzählst du mir das? Ich bin doch eine Fremde."
,,Ja, aber du bist jemand Unseresgleichen und dich umgibt eine gutmütige Aura, weshalb ich nicht glaube, dass du uns verraten wirst."
Wieder nickte ich. ,,Kann ich denn wirklich hierbleiben?", fragte ich. ,,Aber natürlich!", antwortete mir diesmal Atsumu. ,,Ich kann dir gleich etwas frisches Moos holen."
Moos?, fragte ich mich still uns sah ihn etwas verwirrt an. Er ignorierte meinen Blick aber und verschwand schnell. ,,Er ist ganz schön aufgeweckt", meinte Suna, der nun auch zu uns kam. ,,Das ist er doch immer", meinte Osamu genervt. Der Braunhaarige umarmte den Grauhaarigen von hinten.
,,Die beiden sind zusammen, also wunder dich nicht", flüsterte Kita mir zu. Ich guckte ihn an und blinzelte. Mein Blick wanderte dann an den Steinwänden entlang. Ich war auf einmal glücklich. Ich hatte welche gefunden mit dem gleichen, merkwürdigen Talent wie ich und bei diesen Leuten konnte ich auch bleiben.
Das einzige, was mir ein etwas unwohles Gefühl bereitete, waren meine Eltern. Sie sind wahrscheinlich sehr besorgt um mich. Ob sie wohl immer noch nach mir suchen?

Haikyuu One Shot (mit Lemon🍋)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt