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Jimin Pov

«Jimin steh endlich auf. Wir gehen sonst ohne dich los.» Etwas weiches trifft mein Gesicht und jemand zieht mir die Decke weg. Ich drehe mich auf die andere Seite, vielleicht geht er dann wieder weg.

Falsch gedacht. Starke Hände greifen nach meinen Fussgelenken und ziehen mich aus dem Bett. Ich plumpse unsanft auf den Boden. Seufzend reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und setze mich auf. «Jetzt mach endlich vorwärts, in 20 Minuten kommt unser Bus und du hast noch nicht mal gefrühstückt.» Yoongi verlässt vor sich hin brummelnd das Zimmer. Freundlich, wie eh und je.

20 Minuten später komme ich, schwer atmend an der Bushaltestelle an und sehe dabei zu, wie mir der Bus vor der Nase abfährt. Ich schaue Tae und Yoongi, welche mitleidig aus dem Fenster blicken, hinterher und raufe mir genervt die Haare. Oh, wie ich das liebe. Das dürfte dann wohl das fünfte Mal sein, dass ich diesen Monat zu spät komme.

Als dann auch noch angekündigt wird, dass der nächste Bus ausfällt, beschliesse ich einfach nach Hause zu gehen und blau zu machen. Ich stecke mir Kopfhörer in die Ohren und drehe auf, während ich die Strasse überquere.

Reifen quietschen und ein lautes Hupen ertönt. Der Fahrer des Wagens fuchtelt aufgebracht mit den Händen und lässt die Fensterscheibe auf der Fahrerseite runter. Dieser Tag wird echt immer besser. Ich verbeuge mich entschuldigend und gehe zügig weiter, um mir keine Standpauke anhören zu müssen.

«Jimin, was machst du denn für Sachen! Schieb endlich deinen Arsch in meinen Wagen!» Moment, die Stimme kenne ich. Verwirrt drehe ich mich um und tatsächlich sitzt in dem Wagen Hobi.

Vielleicht ist mein Tag doch noch nicht verloren. Grinsend laufe ich um den Wagen und hüpfe glücklich hinein. «Hobi, seit wann hast du ein Auto? Das ist deins?» erstaunt schaue ich mich im Innenraum des Wagens um. Es riecht noch neu, nach Leder und Lack.

Hobi nickt stolz. Sein dunkelrotes Haar fällt ihm in die Stirn, er trägt eine Sonnenbrille und einen dunkelblauen Blazer. Ein warmes Lächeln liegt auf seinen Lippen, so wie eigentlich immer. Er belegt die gleichen Kurse wie ich, zu meinem Glück.

Den Blick konzentriert auf die Strasse gerichtet dreht er die Musik lauter. Beide grölen wir laut mit, bis wir an der Uni ankommen. Hobi würgt gekonnt das Auto ab und steigt schwungvoll aus. Ich hab leider nicht so lange Beine wie er, weswegen ich das nicht ganz so elegant hinbekomme, was er mit einem leisen Lächeln quittiert.

«Na, freust du dich auch so auf Kunstgeschichte, wie ich?» Hobi zwinkert. Er weiss ganz genau, wie sehr mich dieses Fach langweilt. «Jaaaaa und wie ich mich freue.» Ich schüttle lachend den Kopf, hüpfe um ihn herum und schnappe mir seine Sonnenbrille.

Hobi fasst sich theatralisch an die Brust und schaut mich schockiert an. Seine Augen werden ganz gross und sein Mund formt ein O, ehe er mich lachend die Treppen der Uni hinauf jagt, vorbei an Tae und Yoongi, die zusammen im Gang stehen. Tae ruft uns etwas hinterher, während Yoongi bloss genervt die Augen verdreht.

Bevor der nächste Kurs beginnt schlendern Hobi und ich durch die Gänge, um Tae und Yoongi zu suchen. Tae ist dank seinem extravaganten Kleidungsstyl kaum zu übersehen, wodurch wir die zwei recht bald finden.

Yoongi steht mit dem Rücken zu mir und redet mit Tae. Tae fuchtelt, während seines Monologs aufgeregt mit den Händen in der Luft herum und Yoongi hört ihm unbeeindruckt zu. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben. Ein Kichern unterdrückend, schleiche ich mich an ihn heran. «Buh!», rufe ich laut und werfe mich gegen ihn.

Yoongi fährt ruckartig herum. Er packt grob mein Handgelenk, seine Fingerkuppen bohren sich in mein Fleisch. Er dreht mir den Arm hinter den Rücken, mit seinem anderen Arm drückt er mich gegen die Wand. Wut und vielleicht auch ein kleines bisschen Angst glitzern in seinen fast schwarzen Augen.

Ich schlucke und drücke mich nahe an die Wand, möglichst weg von ihm. Endlich scheint er zu begreifen, was er da tut und lässt von mir ab. Ich stolpere einige Schritte zurück und flüchte zu Hobi, welcher verwirrt zwischen Yoongi und mir, hin und her sieht.

Yoongis Schultern, welche zuvor noch angespannt gewesen waren, sacken herunter. «Tschuldigung», murmelt er leise, den Blick auf den Boden vor sich gerichtet, bloss um mich gleich darauf wütend anzugiften. «Spinnst du?! Was erschreckst du mich so?!» Yoongi fährt sich aufgebracht durch die braunen Haare.

«Yoongls, jetzt komm mal wieder runter.» Tae klopft ihm auf die Schulter. Yoongi macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet wortlos.

«Ich wusste ja gar nicht, dass du so gruselige Mitbewohner hast.» Hobis Gesicht ziert ausnahmsweise mal kein Lächeln. «Der ist nicht immer so.», entgegnet Tae. «Also schon, aber nicht in dem Ausmass. Vorhin hat er mit jemandem geredet, keine Ahnung wer das war. Seither stimmt irgendwas nicht. Vielleicht rückt er ja später raus, was los ist.» Er zuckt mit den Schultern.

Sobald der Morgen überstanden ist, treffen wir uns alle in Jungkooks Café. Der Duft von Kaffee und Gebäck liegt in der Luft, aus der Küche erklingt stetiges Geklapper. Draussen weht ein starker Wind und es giesst in Strömen.

«Esst ihr echt jeden Tag hier zusammen Sandwiches? Also macht, wie ihr meint, aber ich könnte das nicht.» Er trinkt einen grossen Schluck seiner heiss geliebten Sprite. «Stimmt schon, aber das ist halt ein Café, hier gibts sonst hauptsächlich Süssgebäck.» Tae beisst herzhaft in eines der Sandwiches, während Yoongi gedankenverloren in seinem Eiskaffee rührt.

«Wir könnten auch mal wo anders zu Mittag essen.», mampft Kookie mit vollem Mund. Eine Tomatenscheibe rutscht aus Taes Sandwich und landet mit einem Klatschen auf seinem Teller. «Kookie, dafür ist deine Mittagspause zu kurz, das hatten wir doch schon.»

Hobi beugt sich mit einem Schmunzeln zu mir rüber. «Die zwei sind wie ein altes Ehepärchen »Seine Augen glitzern amüsiert. Ich zucke bloss mit den Schultern und wackle vielsagend mit den Augenbrauen.

Yoongis Handy gibt einen leisen Ton von sich. Er zückt stirnrunzelnd sein Handy und beginnt darauf herum zu tippen. Seine Mine verdunkelt sich stetig, während Tae und Jungkook immer noch miteinander kabbeln.

«Was ist los, Yoongi?» Hobi scheint Yoongis rapiden Stimmungswechsel auch bemerkt zu haben. Der Ältere hebt langsam seinen Blick vom Bildschirm und zieht wertend eine Augenbraue in die Höhe. «Ich wüsste nicht, was dich das angeht.», brummt er und schaut zurück auf sein Handy. Hobi schnaubt leise und widmet sich wieder seinem Sandwich.

«Jetzt reiss dich doch mal zusammen, Yoongi!» Woher ich den Mut nehme, ihn so anzufahren, weiss ich auch nicht. Seine schwarzen Augen bohren sich förmlich in meine. «Jimin, was ist eigentlich dein Problem?! Lass mich doch einfach in Ruhe.»

«Yoongls, der Einzige, der hier ein Problem hat, bist du. Ich weiss nicht, was los ist, aber wenn du bereit bist, darüber zu reden, hören wir zu. Und jetzt komm endlich wieder runter, du bist grade echt unausstehlich.» Tae hat wieder eine Hand auf die Schulter des Älteren gelegt, dieser, jedoch, greift nach seiner Jacke und macht einen Abgang. Schon wieder.

CaramelMacchiatoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt