Yoongi pov
Zischend schliessen sich die Türen, der Bus setzt sich laut rumpelnd in Bewegung. Ich setze mich auf einen Platz in der Nähe der Tür, ziehe mein Handy aus der Hosentasche. Seit mehreren Tagen war ich bei einem alten Freund untergetaucht gewesen. Ich war mir nicht sicher gewesen, wie weit Namjoon und die anderen gehen würden, um Rache zu bekommen, also hatte ich beschlossen etwas Abstand von Jimin, Tae und Kookie zu nehmen, in der Hoffnung, sie würden in Ruhe gelassen werden.
Nur leider hatte ich die Situation wohl falsch eingeschätzt. Jimin hatte mir immer und immer wieder geschrieben. Ich hatte ihn ignoriert. Selbst vorhin, als Namjoon mir von Jimins Handy aus getextet hat, habe ich es für einen schlechten Witz gehalten. Ich dachte, Jimin tut das, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Bis sie mir das Bild geschickt haben.
Eine zarte Gestalt liegt im Dunkeln im nassen Gras. Rosafarbenes Haar, volle Lippen, ein dünnes Rinnsal Blut rinnt über sein Gesicht, die Augen hat er geschlossen.
Ich kann meinen Blick nicht mehr von dem Bild lassen. Vor Wut kochend knirsche ich mit den Zähnen. Die Leute um mich herum im Bus werfen mir verunsicherte Blicke zu, doch das kümmert mich längst nicht mehr. Ich stecke mein Handy wieder weg, atme tief durch und hole stattdessen einen Briefumschlag hervor. Auch wenn ich weiss, dass ich nicht mal die Hälfte des Betrags zusammen habe, den Namjoon gerne hätte, zähle ich die Scheine im Umschlag. Als ich fertig bin, zähle ich sie nochmal und nochmal.
Der Bus hält, die Türen öffnen sich. Ich springe auf, schiebe den Umschlag in meine Jackentasche und renne los, in Richtung Park. Es ist dunkel und ich erkenne kaum etwas, da der Park nicht beleuchtet ist, aber ich kann mir schon denken, wo sie sind. Früher waren wir oft hier. Man ist ungestört, perfekt geeignet für kriminelle Machenschaften.
Jimin pov
Mir ist schlecht, so unglaublich schlecht. Mein Schädel brummt. Ich drehe mich ächzend auf die Seit und fasse mir an den Kopf. Rote Flüssigkeit benetzt meine Fingerspitzen, nachdem ich meine Stirn vorsichtig abtaste.
«Ja, das mit der Kopfplatzwunde tut mir leid. Dein Kopf ist beim Transport gegen ne Kante geknallt. Sowas kommt vor.» Namjoon guckt auf mich runter und zuckt sorglos mit den Schultern. Ich rolle genervt mit den Augen und setze mich auf. Für einen Moment dreht sich alles. Angestrengt blinzle ich und versuche geradeaus zu schauen.
«Erzähl schon, was ist dein Problem, Namjoon? Was soll die Nummer?!», krächze ich und versuche schwankend auf die Beine zu kommen. Namjoon verpasst mir einen Heftigen Schubser und ich lande wieder auf dem Hosenboden im nassen Gras. «Du bleibst schön da, wo ich dich im Blick hab, sonst muss ich dich an den nächstbesten Baum binden. Yoongi kommt bestimmt gleich. Wenn er mir das Geld gibt, verschwinden wir wieder und ihr braucht uns nie mehr zu sehen.»
«Aha.» lache ich sarkastisch. Das Geld? Ich bezweifle, dass Yoongi inzwischen genug beisammenhat. Das wird böse enden. Ich muss hier weg und Yoongi anrufen, bevor er hierherkommt. Unauffällig sehe ich mich um und erblicke eine weitere Gestalt einige Schritte entfernt, auf einem Baumstumpf sitzend. Gross, schlank, lange Beine ...
«Hobi?!» Die Gestalt erhebt sich und wendet sich von mir ab. «Hobi! Denk nicht mal daran, ich hab dich gesehen! Schieb deinen Arsch hier rüber, du schuldest mir eine Erklärung!» Hoseok zögert, kommt dann aber trotzdem zu mir rüber. «Ist das dein Ernst?!» Schuldbewusst blickt der Ältere zu Boden. «Es tut mir leid, Jiminie. Ich mag dich echt, aber Namjoon ist mein Stiefbruder, was hätte ich tun sollen, hm?» Ich schnaube verärgert.
Namjoon kichert verächtlich. «Du bist so ein Weichei, Hoseok.», brummt er und widmet sich wieder seinem Handy. Hobi seufzt und setzt sich zurück auf den Baumstumpf. «Wie konntest du nur?! Ich dachte du wärst mein Freund!», rufe ich und schmeisse einen Stein in seine Richtung. Mehr traue ich mich nicht, da ich bereits wieder Namjoons wachsamen Blick auf mir spüre. Ich versuche mich also trotz Wut und Enttäuschung zusammenzureissen. Ich kann jedoch nicht widerstehen und stiere Hoseok weiter wütend an.
Da fällt mir wieder ein, dass ich ja einen Fluchtplan zu schmieden habe. Wenn ich Namjoon für einen kurzen Moment ablenken kann, schaffe ich es vielleicht an ihm vorbei. Dann kann ich nur noch hoffen, dass ich ein besserer Läufer bin als er. Hobi ist zu weit weg, also brauche ich mir um den keine Sorgen zu machen und von dem anderen Typen von vorhin ist keine Spur. Ich beschliesse es einfach zu wagen, auch wenn meine Chancen nicht sonderlich gross sind. Mir bleibt ja kaum etwas anderes übrig.
Ich fahre zusammen und beginne aus vollem Halse zu schreien, deute dabei auf eine Stelle hinter Namjoon und gucke entsetzt. Der Ältere dreht sich erschrocken um, schaut suchend umher. Ohne mich nach Hobi umzusehen, springe ich auf und renne in die entgegengesetzte Richtung, komme jedoch nicht weit.
Jemand wirft mich von hinten zu Boden. Der Aufprall presst mir sämtliche Luft aus den Lungen. Erneut greifen grobe Hände nach meinen Handgelenken, drehen mir die Arme auf den Rücken. «Du hast mich wohl übersehen bei deinem Fluchtplan.», wispert die etwas hellere Stimme. «Wo zum Henker bist du hergekommen?!», ächze ich während er mich an den Haaren zurück zu Namjoon zerrt.
«Versuch sowas nicht nochmal. Jin, halt ihn fest.», brummt Namjoon, den Blick auf sein Handy gerichtet. «Was kann ich dafür, wenn du auf so nen alten Trick reinfällst?», grinse ich provokativ. Grosser Fehler. Namjoon schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Mein Kopf fliegt zur Seite. «Vergiss nicht mit wem du sprichst.», murmelt er unbeteiligt und widmet sich wieder dem kleinen Bildschirm. Jin kichert und scheint nicht einen Gedanken daran zu verschwenden, mich jemals wieder loszulassen. Ich verkneife mir einen Weiteren Kommentar, meine Wange brennt.
Langsam werde ich unruhig. Jins Griff um meine Handgelenke führt dazu, dass ich meine Hände kaum mehr spüre. In der Dunkelheit ist der Umriss einer Person zu erkennen, sie kommt auf uns zu. Hobi gesellt sich zu uns und stellt sich etwas hinter Namjoon, welcher sein Telefon wegsteckt. Er dreht seinen Kopf in alle Richtungen und lässt ein fürchterliches Knacken von Knochen hören. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
Jin lässt mich für einen Moment los, mir bleibt keine Zeit zu reagieren, da schlingt er von hinten einen Arm um mich, klemmt mir die Arme an meinen Körper. Bevor ich mich wundern kann, spüre ich die kalte Schneide eines Messers an meiner Kehle. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, das wird kein gutes Ende nehmen.
Yoongi bleibt einige Schritte von Jin und mir stehen. Auch wenn es dunkel ist, kann ich sehen, wie ihm vor Wut bald die Gesichtszüge entgleisen. Seine Hände sind zu Fäusten geballt, sein Kiefer ist fest zusammengepresst. Wenn Blicke töten könnten, würde Jin nicht mehr auf dieser Erde weilen.
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CaramelMacchiato
FanfictionJimin trifft eine Person, wie Kaffee. Bitter, gut duftend und vielleicht ein kleines bisschen süss. Doch was genau hat es mit Yoongis Vergangenheit auf sich ? - Handlungen sind frei Erfunden und sind keinesfalls in irgend einer Weise verletzend geme...