Jimin Pov
Eine halbe Stunde später klingelt der Pizzabote und Jungkook nimmt strahlend den Stapel Pizzen entgegen. Wir setzen uns gemeinsam in die Küche und öffnen die duftenden Kartons. Tae ist strickt dagegen, dass wir auf der Couch essen. Er befürchtet, dass wir das Sofa verunstalten, wobei er wahrscheinlich nicht ganz Unrecht hat.
Jungkook greift andächtig nach einem Stück Pizza und schnuppert zufrieden daran, sein Magen gibt ein Knurren von sich. Tae lacht und wuschelt dem Jüngeren durch die braunen Haare, bevor auch er nach einem Stück Pizza greift. Yoongi hat in der Zeit schon das erste Stück verputzt und beisst in das zweite.
Nach den Essen verkrümle ich mich in mein Zimmer. Ich durchwühle eine der Schreibtischschubladen nach einigen Pinseln, finde in der Schachtel unter meinem Bett noch die eine oder andere Tube Farbe und stelle dann die Staffelei auf. Das goldene Licht der untergehenden Sonne fällt durch mein Fenster.
Ich drehe Musik auf und beginne zu malen, setze einen Pinselstrich nach dem anderen. Ab und zu zögere ich, lege eine Schicht Farbe über die nächste. Draussen ist es inzwischen dunkel geworden und ich musste die Deckenlampe an machen, auch wenn Kunstlicht nicht optimal ist. Da bin ich wohl selbst schuld, wenn ich so spät noch anfange. Inzwischen sind meine Hände voller Farbe und auch auf meinem Shirt ist der eine oder Andere Klecks gelandet.
Müde gehe ich einige Schritte zurück und betrachte mein Werk. Es ist noch nicht fertig, aber ich bin zu müde und beschliesse morgen weiter zu machen. Mit den farbigen Pinseln mache ich mich auf den Weg ins Bad, um sie dort auszuwaschen.
Als ich aus dem Bad zurück auf den Gang trete, treffe ich Yoongi an. «Du hast da was.», murmelt der Ältere. Er fährt mit seinem Daumen über meine Wange und hält ihn mir demonstrativ vor mein Gesicht. Grüne Farbe. Irgendjemand beschliesst in diesem Moment eine Kolonie Ameisen in meinem Bauch auszusetzen. Ich reibe mir über die Wange. «Nein, jetzt hast du es noch mehr verschmiert!» Yoongi schmunzelt.
Mit glühenden Wangen drehe ich mich um und gehe zurück ins Bad. Ich schliesse die Tür hinter mir, wasche die grüne Farbe aus meinem Gesicht und putze mir die Zähne. Als ich dann einige Minuten später wieder aus dem Bad komme, steht Yoongi immer noch im Gang. «Was machst du denn noch hier?» Ich blicke ihn fragend an. «Na, eigentlich wollte ich ins Bad, aber du hast dich vorgedrängelt.» Er piekst mir in die Seite und verschwindet im Bad.
Mit den Pinseln in der Hand, tapse ich zurück in mein Zimmer. Ich räume die Sachen beiseite, ziehe mich um und schmeisse mich müde ins Bett. Meine Augenlieder fühlen sich schwer an und ich bin dabei ins Land der Träume ab zu driften, da prasseln kleine Steinchen an mein Fenster.
Mein Herz bleibt für einen Moment stehen. Erneut das klackernde Geräusch von Steinen auf Glas. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen, starre ich zum Fenster und ziehe mir die Decke bis zur Nasenspitze hoch.
Vielleicht sollte ich mal nachsehen, wer das ist. Zögernd setze ich mich auf und schiebe die Decke beiseite. Leise tapse ich zum Fenster und schiebe den Vorhang beiseite. Ein faustgrosser Stein fliegt auf das Fenster zu und durchbricht mit einem lauten Krachen die Scheibe. Erschrocken zucke ich zusammen und weiche einen Schritt zurück. Glas splittert, Scherben fliegen durch die Luft und fallen klirrend zu Boden.
Der Boden um meine nackten Füsse ist mit Scherben gepflastert. Weitere Kieselsteine fliegen durch mein Fenster und prasseln zu Boden. Ich weiche zurück, kalte Glassplitter bohren sich in meine nackten Fusssohlen, schneiden sich durch Haut und Fleisch. Zischend atme ich ein, meine Augen füllen sich mit Tränen. Fluchend erstarre ich in der Bewegung.
«Warum zum Henker musst du mitten in der Nacht so einen Lärm machen?!» Ein wütender Yoongi schmeisst mit Schwung die Tür auf und stapft auf mich zu. Steinchen fliegen durch das kaputte Fenster.
Abrupt bleibt er stehen. Sein Blick wandert zum zerbrochenen Fenster, über den Boden voller Scherben, hinauf zu meinem Gesicht. «Yoongi.» Meine Stimme bricht, eine Träne kullert aus meinem Augenwinkel. «Das tut scheisse weh. Würdest du da bitte nicht bloss rumstehen?», bringe ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Der Ältere löst sich aus seiner Erstarrung und eilt auf mich zu. «Sorry, ChimChim.», murmelt er. Yoongi bückt sich und hebt mich vorsichtig hoch. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und unterdrücke ein schmerzerfülltes Ächzen. Yoongi setzt mich kurz auf meinem Schreibtisch ab und geht zum Fenster. Er wirft noch einen prüfenden Blick nach unten, doch es scheint niemand mehr da zu sein.
Geschickt geht er um die Scherben herum, hebt mich wieder hoch und trägt mich raus. Er schliesst meine Zimmertür mit dem Fuss hinter sich, trägt mich leise in sein Zimmer und setzt mich dort auf sein Bett. Die Tränen sind inzwischen versiegt und ich wische mir mit den Ärmeln meines Pullis über die nassen Wangen.
In Yoongis Augen spiegeln sich Sorge. «Ich hol kurz ne Pinzette und Verbandsmaterial oder so. Bin gleich wieder da, lauf nicht weg.» Blut tropft von meinen Fusssohlen auf den Boden.
Der Ältere kehrt mit einer Pinzette, Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial zurück. Unter meinen Füssen hat sich inzwischen eine kleine Pfütze gebildet. Yoongi setzt sich neben mich auf das Bett und zieht meine Füsse auf seinen Schoss.
Der Ältere zupft eine weitere Scherbe aus meinem Fleisch und lässt sie in das kleine Schälchen fallen, das sich stetig mit zerbrochenem, blutigem Glas füllt. « Das könnte jetzt weh tun, die sitzt ziemlich tief.» Seine dunklen Augen treffen meine, er reicht mir seine Hand, die ich dankbar umklammere.
Die Pinzette gräbt sich ihren Weg in mein Fleisch, auf der Suche nach der kleinen Scherbe. Wimmernd zerquetsche ich Yoongis Hand in meiner, darum bemüht möglichst keinen Laut von mir zu geben, um niemanden zu wecken. «Shhhh, du hast es gleich geschafft. Ich hab sie.», murmelt er und lässt den Übeltäter zu den anderen Scherben in das Schälchen fallen.
«Das sollten alle gewesen sein. Vielleicht solltest du damit morgen zum Arzt.» Der Ältere desinfiziert meine zerschnittenen Fusssohlen und beginnt Verbandsmaterial darum zu wickeln.
«Na, dann machs dir bequem. Ich glaub nicht, dass du mit einem kaputten Fenster in deinem Zimmer pennen willst, hm?» Yoongi deutet mit einer ausladenden Handbewegung auf sein Bett. Müde krabble ich unter die Decke. Die Laken duften nach Karamell und Kaffee, duften nach Yoongi. Zufrieden schliesse ich die Augen.
Yoongi dreht sich zu mir und schlingt einen Arm um mich. Wäre ich nicht so unendlich müde gewesen, hätte mich die Ameisenkolonie in meinem Bauch bestimmt nicht schlafen lassen.
DU LIEST GERADE
CaramelMacchiato
FanfictionJimin trifft eine Person, wie Kaffee. Bitter, gut duftend und vielleicht ein kleines bisschen süss. Doch was genau hat es mit Yoongis Vergangenheit auf sich ? - Handlungen sind frei Erfunden und sind keinesfalls in irgend einer Weise verletzend geme...