Jimin pov
«Oh, Yoongi. Du erweist uns tatsächlich die Ehre?» Feixend verschränkt Namjoon die Arme vor der Brust und geht einige Schritte auf Yoongi zu. Dieser wendet seinen förmlich funkensprühenden Blick von Jin und mir ab. Kühl betrachtet er den grösseren, ohne auf dessen Kommentar einzugehen.
«Ich bin hier, jetzt lass Jimin gehen.» Namjoon kichert leise. «Aber sicher doch. Jin, lass den Kleinen gehen.», brummt er. Jin zögert kurz, lässt dann jedoch sichtlich unzufrieden von mir ab. Vorsichtig stolpere ich von ihm weg, drehe mich noch mal unsicher zu ihm um. Er zeigt keine Regung. Erleichtert atme ich auf und gehe zügig zu Yoongi.
Namjoon, jedoch, lacht kalt und stellt mir ein Bein. Ich hätte damit rechnen müssen. Keuchend falle ich der Länge nach ins nasse Gras, versuche mich noch irgendwie abzufangen und schürfe mir die Handflächen auf. Wie unangenehm. «Ooops, wie ungeschickt von mir.» Namjoon packt mich grob an den Haaren und zieht mich zu sich hoch. Leise wimmernd versuche ich ihn von mir weg zu schieben, jedoch erschwert mir seine Hand in meinem Haar mein Vorhaben.
Ich trommle mit meinen Fäusten gegen seine breite Brust und trete nach seinem Schienbein, nur leider interessiert ihn das absolut nicht. «Das Geld, Yoongi. Du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen. Rück das Geld rüber, dann passiert dem Kleinen auch nichts.» Namjoons Stimme nimmt einen drohenden Unterton an. Sein Griff in meinem Haar verstärkt sich.
Yoongi seufzt ergeben. «Hier, da hast du dein Verdammtes Geld.» Er schmeisst einen dicken Umschlag vor Namjoons Füsse. Angespannt beobachtet er, wie Namjoon sich nach dem Umschlag bückt, von mir ablässt und ihn öffnet. Schnell stolpere ich aus seiner Reichweite, zu Yoongi. Erleichtert schlingt er einen Arm um mich, lässt jedoch seinen Blick nicht eine Sekunde von Namjoon, welcher konzentriert die Scheine zählt. Es sind nicht genug, da bin ich mir sicher. Sorge spiegelt sich ganz deutlich in Yoongis dunklen Augen.
Je länger Namjoon zählt, desto ängstlicher werde ich. Seine Miene verdunkelt sich zunehmend. Es sind nicht genug. Was wird er tun? Das Yoongi mehr Zeit bekommt, kommt definitiv nicht in Frage, wie ich Namjoon einschätze.
Namjoon hebt den Blick, er schliesst den Umschlag und steckt ihn seufzend in die Tasche seiner schwarzen Lederjacke. «Yoongi, was machst du nur für Sachen, hm? Das reicht nicht. Nicht mal annähernd.» Namjoons Stimme klingt dunkel und kalt. «Was denkst du, wen du hier vor dir hast? Du weisst, wie das läuft. Zahlst du nicht mit Geld, zahlst du mit Blut.» Schaudernd klammere ich mich an Yoongi.
«Aber, weisst du was, Yoongi? Weil dus bist, ändern wir das Spiel ein wenig.» Ein gefährliches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen. Mit einer beiläufigen Handbewegung winkt er Jin rüber. Besagter nickt verstehend, kommt mit langen Schritten auf uns zu. Erneut greift er grob nach mir und zerrt mich weg von Yoongi. Verzweifelt versuche ich mich irgendwo festzuhalten, trete um mich, jedoch ohne Erfolg.
«Joon, lass ihn gehen.», bittet Yoongi energisch, während ich von Jin in die Knie gezwungen werde. Jetzt kann ich nicht mal mehr um mich treten. «Sieh zu und lern daraus, Yoongi.» Hilflos beobachte ich, wie Namjoon grinsend auf mich zu kommt und ausholt. Bevor ich begreife, was er vorhat, landet seine Faust in meinem Gesicht, mein Kopf wird zur Seite geschleudert. Meine Wange pocht, ich hebe meinen Kopf und starre Namjoon ins Gesicht. Ich werde mir auf keinen Fall anmerken lassen, wie gerne ich losheulen möchte. Das würde Yoongi auch nicht helfen.
«Verdammt, Namjoon! Lass den Scheiss! Er kann nichts dafür, verdresch mich, wenns denn unbedingt sein muss!» Yoongi rauft sich verzweifelt die Haare. Ich hole zitternd Luft, bevor Namjoons Faust erneut in mein Gesicht kracht. «Du kommst auch noch auf deine Kosten, glaub mir», brummt Namjoon und holt erneut aus. Inzwischen brummt mir der Schädel, Namjoons Schläge haben es ganz schön in sich. Meine Unterlippe platzt auf, ich schmecke den metallischen Geschmack von Blut.
Keuchend spucke ich Namjoon vor die Füsse und grinse ihn provokativ an. Mir ist nach Heulen und Schreien zumute, aber die Blösse werde ich mir nicht geben, nicht vor ihm. Ich fühle mich so machtlos.
Yoongis Blick trifft den meinen. Für einen Moment hält er inne, sein Blick wandert über mein inzwischen wohl recht lädiertes Gesicht. Ich versuche zu lächeln, versuche ihm zu übermitteln, dass es in Ordnung ist, dass es vorbei gehen wird. Sein Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig. Der eben noch so verzweifelte Yoongi, wirkt rasend vor brodelnder Wut.
Knurrend stürzt er sich auf Namjoon, packt ihn am Kragen und prügelt gnadenlos auf ihn ein. Fäuste fliegen, Knie landen in Magengruben, Blut an Handknöcheln, Ächzen und Keuchen. Jins Hände liegen immer noch um meine Handgelenke, wie Schraubstöcke, halten mich an Ort und Stelle.
Für einen kurzen Moment treffen sich erneut unsere Blicke. Yoongi lässt seine Deckung fallen. Bewusst. Namjoon drescht weiter auf ihn ein. Ein Knacken. Blut rinnt aus Yoongis Nase, während er zu Boden geht und regungslos dem Boden liegen bleibt. Er versucht nicht mal sich irgendwie zu schützen. Meine Augen beginnen zu brennen, eine einzelne Träne kullert meine pochende Wange hinunter.
Namjoons Stiefel landet in Yoongis Seite. Immer und immer wieder. Ein Geräusch von berstenden Knochen. Ich zerre verzweifelt an Jins Griff, der sich noch immer kein Stück lockern will. «Namjoon, lass gut sein. Er hat genug, lass uns gehen.» Hobi greift nach Namjoons Arm, zieht andächtig daran. Der Ältere tritt noch ein letztes Mal nach Yoongi und lässt dann endlich von ihm ab. Ich schluchze erleichtert auf und schaffe es endlich mich aus Jins Griff zu befreien.
Die drei ziehen ab, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Auf allen vieren krabble ich zu Yoongi rüber, welcher immer noch regungslos im nassen Gras liegt.
«Kannst du aufstehen?», frage ich leise. Meine Stimme klingt ängstlich, viel zu hell. Yoongi blinzelt heftig und dreht sich auf den Rücken. Schmerzerfüllt zieht er scharf die Luft ein. So wie sich das vorhin angehört hat, ist da mehr als eine Rippe gebrochen. «Gib mir bloss ne Minute, ja?» Seine Stimme klingt rau, das Blut an seiner Nase trocknet langsam, während seine Hand sich in einem immer dunkleren Blau färbt und anschwillt. Für einen Moment schliesst er erschöpft die Augen. Das Ziehen in meiner Brust wird stärker, meine Unterlippe beginnt zu zittern.
Vorsichtig setzt er sich auf und versucht mir ein beruhigendes Lächeln zu schenken, nur leider mach es das Ganze auch nicht besser. Unkontrolliert kullern Tränen aus meinen Augen, rinnen über meine Wangen, sammeln sich an meinem Kinn und tropfen auf mein Shirt. Seufzend zieht der Ältere mich zu sich, ich vergrabe mein tränennasses Gesicht an seinem Hals, atme seinen vertrauten Duft nach Karamell und Kaffee ein.
Nach einer Weile versiegen die Tränen. Die Nacht ist kühl, Gänsehaut überzieht meine Arme. «Lass uns nach Hause gehen, es ist kalt.», brummt Yoongi. Er drückt ein Küsschen auf meinen Haarschopf, was mein Herz kleine Sprünge machen lässt.
Seufzend rapple ich mich auf, auch Yoongi kommt nach einigen Anläufen schwankend auf die Beine.
DU LIEST GERADE
CaramelMacchiato
FanfictionJimin trifft eine Person, wie Kaffee. Bitter, gut duftend und vielleicht ein kleines bisschen süss. Doch was genau hat es mit Yoongis Vergangenheit auf sich ? - Handlungen sind frei Erfunden und sind keinesfalls in irgend einer Weise verletzend geme...