EINS

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MARLENE

Mein Herz klopfte schneller, als Ms. Lucille auf mich zukam. Ihre Absätze konnte man schon einige Sekunden auf dem Holzboden hören, bevor man sie überhaupt sah.

„Bereit?", fragte sie mit fröhlicher Miene, als sie nun vor meinem Schreibtisch stand. Ihre hellblonden Haare waren zu einem festen Zopf in ihrem Nacken gebunden. Ihre runde Brille lag auf ihrer von Sommersprossen verzierten Nase. 

Ich nickte Ms. Lucille mit einem gezwungenen Lächeln zu.

Deutlich spürte ich, wie mir mein Atem immer wieder in der Lunge stecken blieb. Die Aufregung machte mich noch verrückt. Ich war noch keine zehn Minuten im Büro der Chicago Wolves und konnte jetzt schon nicht mehr klar denken. Doch ich musste mich zusammenreißen. Also versuchte ich erneut tief durchzuatmen, als ich aufstand um Ms. Lucille zu folgen.

„Hat Mr. Huntington dich schon ein wenig rumgeführt?", fragte sie mich, als wir das Büro verließen und über den Gang liefen.

Mr. Huntington war vor zehn Minuten überhaupt keine Hilfe gewesen. Ich hatte gehofft, dass er mir den Einstieg in meinen ersten Arbeitstag erleichtern würde. Schließlich arbeitete er in der Personalabteilung. Aber da lag ich gewaltig falsch. Alles, was er tat, war mich zu einem leeren Schreibtisch zu führen und mir zu erklären, dass ich auf meine Vorgesetzte, Ms. Lucille, warten sollte.

Ich schluckte. „Mr. Huntington hat mir nur gesagt, dass ich auf sie warten soll", erklärte ich ihr.

Ms. Lucille blieb plötzlich stehen und lächelte mich an. „Ich bin übrigens Clara", sagte sie, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte. Hitze wanderte meinen Hals zu meinen Wangen hinauf, als ich realisierte, dass ich überhaupt keinen blassen Schimmer hatte, wie ich mit Ms. Lucille – nein, Clara – reden sollte. Denn auf der einen Seite war sie meine Vorgesetzte, auf der anderen Seite war sie allerdings nur ein paar Jahre älter als ich und gab mir eher das Gefühl, dass ich sie wie eine Freundin behandeln sollte. Ich war so verwirrt, der Büroalltag war mir noch so fremd.

„Wo genau gehen wir hin?", fragte ich sie schließlich, als wir noch immer einen langen Gang entlangliefen.

„Oh, ich dachte ich zeige dir erstmal was Interessantes!", sagte Clara strahlend. „Wir gehen zur Trainingshalle." Und ich dachte meine Nervosität hätte schon ein Limit erreicht.

Clara öffnete eine schwere Tür, die uns zu einem dunkleren Gang führte. Doch ich übersah das Schild, auf dem mit großen Buchstaben „Trainingshalle" stand, definitiv nicht.

„Wir haben noch genug Zeit alles andere zu klären. Ich dachte ich zeige dir erstmal das, was uns wirklich ausmacht: Football!" Claras Lächeln war nicht mehr von ihrem Gesicht wegzudenken. Und es wurde nur noch größer, als die Geräusche eines Footballtrainings in dem Gang zu hören waren.

„Das klingt toll", sagte ich mit gekonnt gespielter Euphorie. Es klang überhaupt nicht toll. Klar liebe ich Football und bin unglaublich dankbar einen so tollen Praktikumsplatz in der Kommunikationsabteilung der Chicago Wolves ergattert zu haben. Das Problem lautet Adam Brinski. Adam, der neue junge Quarterback der Wolves. Die ganze Stadt setzte ihre Hoffnung auf ihren neuen Superstar. Und das wäre auch alles toll, wenn ich ihn nicht schon einmal nackt gesehen hätte. In meinem Bett.

Ich versuchte die Gedanken an seinen Körper und wie er sich über mir bewegte zu verdrängen, als Clara plötzlich ein Handy aus ihrer Tasche zog und es mir hinhielt. „Fast hätte ich es schon vergessen. Ich soll dir natürlich als erstes dein Diensthandy geben. Da ist alles drauf, der Spielplan, wichtige Pressemitteilungen und natürlich unsere Terminkalender, die sich automatisch aktualisieren", erklärte sie mir.

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