PROLOG

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MARLENE

Ich spürte, wie der Alkohol meine Kehle hinunterlief und mich von Innen wärmte. Laute Musik dröhnte durch das Haus, in das mich meine beste Freundin Liz nach dem Footballspiel geschleppt hatte. Sie war wie immer mitten auf der provisorischen Tanzfläche zu finden, während ich meine Zeit in der Küche der Studentenverbindung verbrachte.

„Trinkst du noch einen Shot mit mir? So als Trost", hörte ich plötzlich eine unbekannte Stimme hinter mir sagen. Seine tiefe Stimme lies meinen Körper kribbeln.

Meine Augen trafen auf seine. Helles Blau auf tiefes Grün. „Ich trinke keine Shots mit Fremden", entgegnete ich ihm.

Er zog eine Augenbraue hoch, ein Schmunzeln wanderte auf seine Lippen. „Ach, nein? Es gibt für alles ein erstes Mal. Ich finde, dass ich echt eine Aufmunterung verdient habe." Seine Hände bewegten sich, ohne meine Antwort abzuwarten. Er füllte zwei Shotgläser und hielt mir eines davon hin.

Es dauerte ein paar Sekunden, doch dann erkannte ich ihn endlich. Er war der Quarterback der Footballmannschaft. Aber er spielte nicht für meine Uni, der Coastal Carolina University, sondern für die Clemson University. Wir hatten Clemson erst vor wenigen Stunden besiegt.

„Wenn du nur so überzeugend auf dem Footballfeld wärst", murmelte ich, ein Schmunzeln formte sich auf meinen Lippen.

„Autsch", sagte er lachend, während er sich eine große Hand auf seine Brust legte - seine sehr muskulöse Brust. „Ich heiße übrigens Adam."

„Ich weiß"

„Na, dann trinkst du doch gar keinen Shot mit einem Fremden", sagte er und zwinkerte mir kurz zu, bevor wir unsere Shotgläser leerten. Die angenehme Wärme füllte mich erneut. „Verrätst du mir auch deinen Namen?", fragte er mit tiefer Stimme, als er sein Glas wieder abstellte.

„Marlene", murmelte ich nur.

Ich hatte ein Ziel an diesem Abend: Jemanden für nur eine Nacht finden. Nachdem mir mein Ex-Freund vor ein paar Tagen gestanden hatte, dass er mich mehrere Monate lang betrogen hat, wollte ich an dem Abend vergessen wer ich war und mich einfach nur fallen lassen. Colin sollte nicht mehr meine Gedanken übernehmen. Ich wollte eine Ablenkung und suchte Jemanden, der mir diese nur für eine Nacht geben konnte. Mit dem Quarterback der Clemson University nach Hause zu gehen würde alles zu kompliziert machen und würde meinen eigentlichen Plan überwerfen. Ich meine, alles was ich suchte war ein One-Night-Stand. Eine Nacht zusammen und danach würden wir uns nie wiedersehen. Mit dem meistgehassten Footballspieler meiner Uni schlafen? Nein, danke.

„Also Adam, was suchst du bei einer Party der Coastal Carolina? Hast du nicht Angst dich hier sehen zu lassen?", fragte ich mit einem spielerischen Lächeln.

„Angst?", Adam schnaufte. „Ihr habt heute gewonnen, heute muss ich keine Angst haben."

„Was treibt dich dann hierher?", hakte ich nach.

Mein Atem stockte, als sein Blick über mich wanderte. Ein Lächeln fand sich in seinem Gesicht wieder, als er mir in die Augen sah, bevor sein Blick einen Moment zu lang an meinen Lippen hängen blieben. „Ich kann euch Coastal Carolina Mädels einfach nicht wiederstehen", flüsterte er. Ich konnte seine tiefe Stimme gerade so über die laute Musik hören.

Ich verdrehte meine Augen. „Funktioniert der Spruch wirklich?"

„Vielleicht hat er schon das ein oder andere Mal funktioniert", gestand er mir lachend.

„Also sowas zieht definitiv nicht bei mir."

„Nein?", seine Stimme wurde leiser, als er mir tief in die Augen sah.

Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss. „Du musst dich schon ein bisschen mehr anstrengen", sagte ich.

„Finde ich gut", murmelte er und kam einen Schritt auf mich zu.

Mein Herz machte einen Sprung, als er seine Hand auf meinen Rücken legte. Der Alkohol lies mich nicht mehr klar denken. Aber vielleicht waren es auch einfach nur meine Hormone, die mich Dinge tun ließen, von denen ich nicht einmal träumte. Mein Körper reagierte, ohne dass ich nachdachte. Meine Hand wanderte zu seinem Oberarm, sein Gesicht kam mir immer näher, bis sich unsere Lippen fast berührten.

„Was machen wir hier gerade?", kam es leise aus mir heraus. Mein Atem schien mir in der Lunge steckenzubleiben.

Adam schloss seine Augen. „Lass es einfach passieren", murmelte er gegen meinen Mund, der schon leicht für ihn geöffnet war.

Alles um mich herum schien sich wie in Luft aufzulösen. Ich vergaß einen Moment lang, wo wir waren, als sich seine weichen Lippen auf meine legten. Die Berührung war nur von kurzer Dauer. Als er ein paar Zentimeter zurückwich und mir kurz in die Augen sah, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen, um seinen Mund wieder spüren zu können. Seine Zunge strich sanft über meine Unterlippe, während er mich enger an sich herandrückte. Meine Hände fanden seine Schultern und wanderten weiter hoch, bis ich begann mit seinen dunklen Haaren zu spielen.

Erst, als die Musik sich zu einem noch viel lauteren Song änderte, brach ich meine Trance, riss mich von Adam los und sah ihn mit großen Augen an. Er trug ein Grinsen im Gesicht, als er mich mit seinen grünen Augen beobachtete.

Als ich ihn ansah, interessierte es mich nicht mehr, wer er war. Mir war plötzlich egal, dass ich Adam – den gefürchteten Quarterback unseres Erzfeindes – mitten auf einer Party küsste. Ich wusste nur noch, dass er der richtige für meinen Plan war. Eine Nacht, in der ich alles vergessen würde, vor allem Colin. Adam war dafür perfekt. Sein großer, muskulöser Körper versprach mir eine Nacht, die ich so schnell nicht wieder vergessen würde. 

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