VIERZEHN

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MARLENE

Adam legte sich wirklich ins Zeug. Und damit meine ich nicht nur die Arbeit, die er auf dem Footballfeld hinlegte. Er bemühte sich um mich. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass diese Begierde vollkommen an mir vorbeigehen würde. Denn das tat es nicht.

Er machte mir den Hof und führte mich auf Dates aus, die wir allerdings nur in unseren Wohnungen haben konnten. Trotzdem war unsere Zeit gemeinsam perfekt. Einmal kochte er sogar mein Lieblingsgericht für mich, obwohl er immer behauptete, dass er nicht kochen könne. Die asiatische Nudelpfanne, die er gezaubert hatte, konnte sich allerdings echt sehen lassen.

Adam machte es mir unheimlich schwer, überhaupt noch etwas Problematisches an unserer Beziehung zu sehen. Er ließ mich einfach alles um mich herum vergessen. Doch trotzdem friss mich das schlechte Gewissen von Innen auf.

Und so saß ich nun auch im Flugzeug neben Clara und spielte nervös mit meinen Fingern. Wir waren gerade auf dem Rückweg von einem Auswärtsspiel in Dallas, das die Wolves leider nicht für sich entscheiden konnten. Ich hatte mir gewünscht, dass ich vor und nach dem Spiel für Adam da sein konnte, doch das Risiko, dass uns jemand zusammen im Hotel sehen könnte, war mir einfach zu hoch.

„Marlene? Hast du mich gehört?" Mein Kopf schnellte zur Seite, als ich Claras Stimme wahrnahm.

„Hm?"

Clara zog ihre Augenbrauen zusammen, die kleinen Sommersprossen begannen auf ihrer Stirn zu tanzen. „Ich habe dir gerade erzählt, dass das Interview mit Oliver morgen verlegt wurde."

„Oh, klar." Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Diensthandy. „Ich notiere mir das sofort."

„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte mich Clara.

In meinem Bauch zog sich alles zusammen. Clara machte sich wirklich Sorgen um mich, das konnte ich ganz klar in ihrer Stimme hören. Ich würde sie so enttäuschen, wenn sie wüsste, was mich wirklich bedrückte.

„Mir geht's gut", log ich.

Clara verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich glaube dir nicht."

Ich sah von ihr weg und mein Blick glitt ziellos im Flugzeug umher. Irgendwie musste eine glaubwürdige Ausrede her, wieso ich mich in den letzten Tagen so merkwürdig benahm.

Meine Augen blieben an einem großen, starken Männerkörper hängen. Adam lief gerade durch den Gang und warf mir auf seinem Weg ein kleines Lächeln zu. Es war eine ganz normale, unschuldige Geste, doch als ich wieder zu Clara sah, brach alles in mir zusammen.

„Ich habe mit Adam geschlafen", platze es aus mir heraus.

Die Farbe glitt aus Claras Gesicht, sie wurde aschfahl.

In meinen Ohren rauschte es. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust.

Clara räusperte sich. „Wir reden später darüber, nicht hier", sagte sie schließlich.

„Clara es tut mir so leid. Ich hätte es dir früher sagen sollen. Nein, ich hätte das überhaupt alles nicht tun sollen! Wirklich, es tut mir so unfassbar-"

Clara hielt eine Hand in die Höhe und schloss ihre Augen. „Wir reden später darüber", wiederholte sie.

Für den Rest des Fluges saßen wir schweigend nebeneinander.

*

Mit kleinen Schritten folgte ich Clara in ihr Büro. Die restlichen Stunden des Fluges waren die unangenehmsten meines Lebens. Clara hatte sich Kopfhörer aufgesetzt, damit ich überhaupt nicht mehr die Chance hatte mit ihr zu reden.

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