FÜNFZEHN

3.1K 154 3
                                    

MARLENE

„Nein Liz, ich werde nicht einfach zu ihm rüber laufen", sagte ich in mein Handy.

Ich hörte meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung schnaufen. „Dich hält aber doch nichts mehr davon ab!"

Ich nahm mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und setzte mich auf meine Couch. „Vielleicht hält mich offiziell nichts mehr davon ab, aber wir haben seit einer Woche nicht miteinander geredet! Ich kann doch nicht einfach da rüber laufen!"

Am liebsten hätte ich das getan, was meine beste Freundin mir vorgeschlagen hatte: Einfach an Adams Wohnungstür zu klopfen und das freie Wochenende zusammen zu genießen. Doch etwas hielt mich zurück. Zwar hatte ich vor einer Woche nach dem Spiel in Dallas mit Clara gesprochen und ihre Erlaubnis bekommen mich weiterhin mit Adam zu treffen, doch seitdem habe ich auch nicht mehr mit Adam gesprochen. Nach dem Gespräch mit Clara habe ich ihm eine Nachricht geschrieben, dass ich ein wenig Zeit für mich brauche und nichts überstürzen will. Das hat er akzeptiert, aber im Nachhinein wünschte ich mir, dass er mich vom Gegenteil überzeugt hätte.

Liz räusperte sich. „Ihr zwei macht euch eurer Leben so schwer. Worauf willst du denn noch warten?"

„Ich weiß es doch auch nicht, ich glaube ich sollte ihm schreiben."

„Gute Idee!", rief Liz, ich hörte den Sarkasmus in ihrer Stimme. „Jetzt sofort! Du musst ihm jetzt schreiben!"

„Ist ja schon gut Liz ich werde...", ich wurde von einem Klopfen an meiner Wohnungstür unterbrochen. „Kleinen Moment, jemand ist an meiner Tür."

Liz brummte nur kurz.

Als ich die Tür öffnete, blieb mir die Luft in der Lunge stecken. Adam stand vor mir, ein schwarzes Shirt hing locker über seinen Oberkörper, doch seine starken Brustmuskeln zeichneten sich trotzdem dadurch ab. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu sehen, in seiner Hand hielt er eine kleine Papiertüte.

„Hey", flüsterte er.

Ich schluckte schwer und merkte erst, dass ich noch mit Liz telefonierte, als ich ihre Stimme hörte. „Oh mein Gott! Ist er das?", rief sie durch den Lautsprecher.

„Ich rufe dich später zurück", murmelte ich und drückte auf den roten Knopf, bevor ich mein Handy zur Seite legte.

Adam strich sich mit seiner freien Hand durch seine Haare. „Darf ich reinkommen?"

Ich nickte und öffnete stumm die Tür etwas weiter für ihn.

„Ich habe dir Brownies mitgebracht", sagte er und hielt die Papiertüte etwas in die Höhe.

„Danke", murmelte ich.

„Marlene."

Ich sah zu ihm hoch. Adam massierte seinen Nacken.

„Ich habe dich vermisst, Mar."

Seine Worte brachten mein Herz dazu schneller zu schlagen. Eine Wärme breitete sich in meinem Brustkorb aus.

Ich ging einen Schritt auf ihn zu und nahm seine Hand in meine. „Es war doch nur eine Woche", murmelte ich.

Adam sah mir tief in die Augen, sein Daumen begann Kreise auf meinen Handrücken zu zeichnen. „Ich wünschte dein Praktikum würde niemals enden."

Auf meinem Gesicht mischte sich ein Lächeln mit der Gewissheit, dass wir uns in wenigen Wochen längere Zeit nicht sehen würden, da ich zurück an meine Uni in South Carolina musste.

„Danach können wir aber endlich auch mal zusammen raus gehen", sagte ich und versuchte gleichzeitig auch mir die Zukunft schönzureden.

Adams Mundwinkel zuckten nach oben. „Ich habe nichts dagegen meine ganze Zeit mit dir in der Wohnung zu verbringen." Er meinte wohl eher das Schlafzimmer.

Ich lachte kurz und machte noch einen Schritt auf ihn zu. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und legte meinen Lippen sanft auf seine. Es sollte nur ein kurzer Kuss sein. Eine Geste, dass ich für ihn da war. Hier und jetzt.

Adam nahm mein Gesicht in seine Hände und vertiefte den Kuss.

Er löste sich kurz von mir.

„Mar, ich kann dich schlecht küssen, wenn du nicht aufhörst zu grinsen."

„Sorry", murmelte ich, doch das Grinsen verschwand nicht aus meinem Gesicht.

Adam schnaufte, bevor seine Hände meinen Körper hinabwanderten, bis er an der Rückseite meiner Oberschenkel angekommen war und mich hochhob. Ich schlang meine Beine um seine Hüften, gleichzeitig vergrub ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge.

„Was machst du da?", murmelte ich gegen seine Haut. Allerdings hatte ich nichts dagegen, wie nah sich unsere Körper in dem Moment waren.

Adam antwortete nicht, stattdessen lief er mit mir in seinen Armen in mein Schlafzimmer. Dort angekommen landete mein Rücken sanft auf der Matratze und er legte sich neben mich.

„Mar, kannst du mir was versprechen?", flüsterte er.

Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und seine Finger vergruben sich in meinen Haaren. „Hm?", brummte ich.

„Bitte mach das nie wieder."

Ich setze mich aufrechter hin, um ihm in die Augen zu sehen. Er starrte zur Zimmerdecke, seine Augenbrauen waren tief zusammengezogen.

„Was meinst du?", fragte ich ihn.

Er atmete tief ein. „Bitte mach nicht noch einmal so zu. Ich hab dich in den letzten Wochen besser kennengelernt, als jeden Menschen zuvor und ich ertrage es nicht, wenn du mich ohne Erklärung aus deinem Leben ausschließt. Die letzte Woche war die Hölle für mich."

Ich wusste nicht, dass ihn mein Verhalten so beeinflusste. Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit, als ich mich daran erinnerte, dass ich ihm nach dem Gespräch mit Clara keine wirkliche Erklärung gab. Ich habe ihm nur geschrieben, dass ich das zwischen uns langsam angehen wollte.

„Es tut mir leid", flüsterte ich und nahm seine Wange in die Hand, damit er mich ansehen musste. „Ich habe Clara von uns erzählt und obwohl sie mich nicht rausschmeißen wird und nur meinte, dass wir weiterhin uns heimlich treffen sollen, musste ich meinen Kopf freikriegen. Das Ganze ist auch nicht einfach für mich. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich die Sache zwischen uns so gut entwickelt."

Adams Mundwinkel zuckten nach oben und ich lehnte mich vor, um sie zu küssen.

Seine Hand strich langsam über meinen Rücken. „Und was genau hat sich da zwischen uns entwickelt?"

„Sag du es mir", konterte ich.

„Ich meine ja nur, wir verhalten uns doch ziemlich stark wie ein Paar. Dann könnten wir es doch auch einfach sein." Er ließ mich nicht aus den Augen, als er meine Reaktion abwartete.

„Fragst du mich gerade, ob ich deine Freundin sein will?" Ich konnte meine Freude nicht mehr verheimlichen. Meine Wangen schmerzten schon durch das Grinsen, das ich auf dem Gesicht trug.

Adam schmunzelte. „Was würdest du denn antworten?"

„Ich würde sagen, dass du dir ganz schön Zeit gelassen hast."

Adam lachte kurz, bevor er mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr strich und mich küsste.

Second Chances | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt