Wir kamen oben an und ich schloss meine Haustür auf, doch bevor ich diese öffnete hielt ich kurz inne. Chanyeol war extra hier her gekommen, weil er sich nach meinem Wohlbefinden erkundigen wollte. Ich fühlte mich schlecht, dass ich mich nicht gemeldet hatte. Ich rang mit mir selbst, als mir ein anderer Gedanke kam, doch bevor ich anfing, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, drehte ich mich zu den Größeren herum und sprach ihn aus. "Hast du schon etwas gegessen?"
Chanyeol war sichtlich überrascht von meiner Frage, jedoch brachte er keinen vernünftigen Satz heraus und schüttelte letztendlich mit den Kopf als Antwort. "Möchtest du vielleicht noch mit rein kommen? Ich mache uns etwas zu essen.", setzte leise hinterher und öffnete nun die Haustür. Ich trat beiseite und beobachtete ihn. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz unglaublich schnell in meiner Brust klopfte. Wollte er vielleicht gar nicht oder hatte ich ihn überrumpelt? Doch zu meiner Überraschung fasste er sich schnell wieder und lächelte mich an. "Ja, gerne." Er trat ebenfalls ein und lautlos atmete ich erleichtert aus. Er hätte es auch verneinen können und darüber wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen. Ich konnte mein Handeln selbst kaum erklären, aber Chanyeol war eine angenehme Gesellschaft, das hatte ich bereits gemerkt, als er letzte Woche völlig unerwartet in der alten Fabrik aufgetaucht war. Selbst da war mir mein eigenes Handeln ihm gegenüber suspekt.
Wir zogen uns die Schuhe aus und ich schaltete die Lichter ein. Ich deutete mit meiner Hand auf die Tür schräg rechts von uns. "Die Küche ist dort. Ich bin gleich wieder da.", sagte ich noch und schon ging er auf diese zu. Ich begab mich derweil in mein Schlafzimmer und zog mir bequeme Kleidung an, was aus einem lockeren, schwarzen Shirt und einer ebenso schwarzenJogginghose bestand. Kurz verschwand ich noch im Badezimmer und betrachtete mich in Spiegel über dem Waschbecken. Ich sah heute recht normal aus, konnte mich nicht beschweren und Chanyeol auchso unter die Augen treten. Ich hielt abrupt inne, als mir bewusst wurde, was ich hier überhaupt tat. Wieso scherte ich mich darum, wie ich vor ihm aussah? Ich schüttelte den Kopf und wollte mich wieder abwenden, als mir etwas Weißes auf den dunklen Fliesen ins Augen sprang. Es war ein kleiner zusammengeknüllter Zettel und als ich ihn langsam öffnete, erkannte ich, dass es genau dieser Zettel mit Chanyeol's Nummer drauf war. Ich war ganz froh darüber, dass ich ihn nicht verloren hatte, auch wenn ich das komplett vergessen hatte. Den Zettel legte ich in meinem Schlafzimmer auf meinem Nachtisch und begab mich nun endlich in die Küche kam.
Dort packte Chanyeol gerade die letzten Einkäufe aus den Tüten und war dabei sie zu verstauen. "Warte kurz.", sagte ich, was ihn leicht zusammenzucken ließ, als ich so plötzlich bei ihm auftauchte, doch nun sah er mich abwartend an. Ich nahm ein paar der Einkäufe, die ich zum Kochen benötigte beiseite und den Rest räumte ich ein. "Kann ich dir bei etwas helfen?", drang Chanyeol's Stimme an mein Ohr und ich sah zu ihm auf. Er stand direkt neben mir. "Wenn du möchtest, kannst du den Reis vorbereiten.", erwiderte ich leise und lächelnd nickte er mit zu.
Während Chanyeol sich um den Reis kümmerte, bereitete ich alles andere für Bibimbap vor. Es herrschte Schweigen zwischen uns, doch es war keine unangenehme Stille. Im Gegenteil, seine Anwesenheit war angenehm, auch wenn wir nicht miteinander sprachen. Das Essen war nicht viel später fertig. Ich nahm noch etwas Kimchi aus dem Kühlschrank und deckte den Tisch. Gemeinsam aßen wir still bis Chanyeol anfing zu sprechen. "Wie lange machst du eigentlich schon Musik?", fragte er mich und ich sah zu dem Dunkelhaarigen. Kurz überlegte ich
"In der Konstellation mit den drei anderen etwas mehr als zwei Jahre.", erwiderte ich leise. "Davor... eigentlich schon immer. Seit ich klein bin spiele ich Klavier und Texte schreiben war für mich immer eine Art Selbsttherapie. Als ich zurück nach Seoul kam, habe ich mir eine Gitarre zugelegt." Chanyeol hörte mir aufmerksam zu, während ich redete. Deutlich konnte ich sein Interesse auf seinem Gesicht erkennen. Ich stutzte dabei etwas. Ich fand es irgendwo etwas befremdlich, dass sich jemand für mich interessierte, aber anderseits freute es mich auch. "Du hast vorher woanders gelebt?", setzte er hinterher und nahm einen weiteren Bissen von seinem Essen. Ich nickte. "Geboren bin ich zwar hier in Seoul, Südkorea, aber aufgewachsen bin ich in den USA." Ihm entfuhr ein überraschtes 'Oh'. Ich sah ihn deutlich an, dass ihn noch mehr Fragen auf der Zunge brannten, sich jedohaber zurückzuhalten schien. Ein kleines Lächeln entfuhr mir. "Frag mich, was immer du möchtest.", sagte ich leise und überrascht sah er perplex zu mir auf. Dann verstand er plötzlich und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich wollte nicht zu aufdringlich sein.", erwiderte er mit einem schüchternen Lächeln. "Du bist nicht aufdringlich.", entgegnete ich schnell. "Ich unterhalte mich gerne mit dir." Letzteres kam wieder etwas leiser über meine Lippen und sah zu meinem Essen. Dennoch sah ich im Augenwinkel, wie er plötzlich breit grinste. "Was hat dich hier zurück gebracht?", kam auch schon die nächste Frage und ich blinzelte etwas, bevor ich seinen Blick erwiderte. Kurz überlegte ich, auch wenn er eine gute Gesellschaft war, so wollte ich ihn nicht mit meinen Problemen belasten. "Meine Eltern wollten, dass ich in den USA studiere, aber ich wollte Musik machen. Jedoch habe ich mich dort nie wirklich heimisch gefühlt, also bin ich vor ein paar Jahren wieder hier her gezogen.", erzählte ich und Chanyeol nickte verstehend. Wir unterhielten uns weiter immer wieder huschte mir ein kleines Lächeln über die Lippen. Chanyeol schien sich wirklich für mich als Mensch zu interessieren und das fühlte sich gut an. Ich fühlte mich gewollt.Dann kam mir plötzlich ein Gedanke. "Mir fällt gerade ein.", begann ich und biss mir dabei etwas auf die Lippe. "Ich hoffe du, ihr, habt euch nicht zu komisch gefühlt, dass ich nicht wusste, dass ihr in einer.. ehm erfolgreichen Band seid.". Gegen Ende war es nur noch ein Murmeln und beschämt sank ich den Kopf. Es war mir im Nachhinein wirklich peinlich, dass ich sie nicht erkannt hatte. Ein lautes und heiteres Lachen ertönte und abrupt sah ich auf. Chanyeol lachte herzhaft, doch ich hatte nur ein großes Fragezeichen im Gesicht. Was war daran jetzt so lustig? Lachte er mich etwa gerade aus? Mein Gesichtsausdruck schien Bände zu sprechen, denn mein Gegenüber beruhigte sich schnell. "Ach So-a, das ist doch nicht schlimm. Im Gegenteil.", gab er beschwichtigend zurück. "Andere hätten ähnlich wie dein Bandkollege reagiert, als er sah, wer ihm die Tür aufgemacht hatte. Zu dem war es für mich ebenfalls eine willkommene Abwechslung als ich dich kennenlernte." Sein Augen strahlten Ehrlichkeit aus und nun fühlte ich mich nicht mehr allzu beschämt darüber. "Das ist gut zu wissen, ich kam mir nämlich aber auch im Nachhinein ziemlich dämlich vor.", erwiderte ich ebenso ehrlich. "Das musst du nicht, So-a.", lächelte er und nahm den letzten Bussen von seinem Essen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. "Oh, dieses Essen war gut.", murmelte er genüsslich und mir entlockte dies unweigerlich ein kleines Grinsen. Auch ich hatte bereits schon aufgegessen und begann auch gleich damit, alles abzuräumen. Als Chanywol sah was ich tat, sprang er sofort auf. "Warte, ich helfe dir." Erst wollte ich protestieren, da ich eine Spülmasxjine besaß und es nicht viel Arbeit war, doch alsnich im Begriff war etwas darauf zu erwidern, warf er mir einen warnenden Blick zu, als wenn er genau wüsste, was ich hatte sagen wollen. Also schloss ich wieder meinen Mund und ließ ihn machen.
Nach nicht mal ein paar Minuten war auch schon alles erledigt. Ich machte mich auf den Weg in mein Wohnzimmer und während Chanyeol mir hinterher lief, griff ich im Vorbeigehen nach meiner Gitarre. Vor dem Couchtisch ließ ich mich auf dem Boden nieder, was mir der Dunkelhaarige ebenfalls gleichtat. Gespannt sah er dabei zu, wie ich auf dem unteren Fach des Wohnzimmertisches einen Stapel Papiere hervor holte und alles vor mir verteilte. Nun sah ich zu Chanyeol und neugierig ließ er seinen Blick über die vollgekritzelten Blätter gleiten. "Sind das alles Songs vom dir?", fragte er auch sogleich. "Teilweise. Vieles davon sind nur Ideen und kleine Textabschnitte.", antwortete ich, während ich anfing meine Gitarre zu stimmen. Nachdem dies erledigt war, suchte ich nach einem bestimmten Zettel, welchen ich auch schnell fand. Mein Herz fing plötzlich an, etwas schneller in meiner Brust zu schlagen, als ich diesen Zettel Chanyeol überreichte. Fragend sah er auf, doch nahm das Stück Papier an sich. "Ich erinnere mich, als ich deinen Blick gesehen habe an dem Abend in der alten Fabrik.", begann ich zu sprechen. "Ich weiß, dass du unbedingt den Text sehen wolltest." Nun schien er zu verstehen und hielt das Blatt neugierig vor seinem Gesicht. "Wenn du möchtest, kann ich ihn dir vorspielen.", setzte ich noch leide hinterher, woraufhin mein Gegenüber zu mir aufschaute. Ein leichtes Funkeln war in seinen dunklen Augen zu erkennen und freudig nickte er mir zu. "Sehr gerne.", antwortete er und legte den Zettel vor sich ab. Immer noch schlug mein Herz viel zu schnell vor Aufregung, doch ich riss mich zusammen. Ich atmete tief durch und fing an zu singen. Dann setzte ich den ersten Schlag auf meiner Gitarre an.
Lay my head, under the water [...]
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rock a bye baby | p.cy |
FanfictionKim So-a. Ihr Name war in der Seouler Underground-Rockszene bekannt. Jeder wollte ihre exzentrischen Auftritte mit ihrer Band Reckless Blood im Club Rest In Rock sehen. Musik war ihre Droge. Die Bühne ihre eigene, kleine Welt, wo niemand ihr etwas...