Chanyeol
Ich führte So-a in unser Dorm, in dem ich einen Arm um sie geschlungen hatte, damit ich sie stützen konnte. Sie war wirklich ein Fliegengewicht, hätte ich sie wahrscheinlich problemlos mit einem Arm tragen können. Wir traten in den Eingangsbereich, als So-a plötzlich stehen blieb. Im Augenwinkel konnte ich Sehun erkennen, wie er neugierig um die Ecke lugte und anfing, wissend mit seinen Augenbrauen zu wackeln. Dies jedoch ignorierend richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Kleinere und sah dabei zu, wie sie versuchte, aus ihren schwarzen Boots zu schlüpfen, aber schmerzvoll zischte, als sie ihr Gewicht verlagerte. "Du musst deine Schuhe nicht ausziehen.", sagte ich zu ihr. In dieser Situation war es wirklich egal, ob sie sie nun anhatte oder nicht. "Doch.", erwiderte sie trocken. "Das ist unhöflich." Ich musste etwas über Beharrlichkeit schmunzeln, beugte mich aber seufzend nach unten und hockte mich hin. "Halt dich fest.", sagte ich und griff nach ihren Bein, welches ich umfasste. Schon spürte ich, wie sich einen leichten Druck an meiner Schulter, nahe meines Nackens. Ihr Griff war sanft und leicht spürte ich, wie ihre Fingernägel meine Haut berührten. Unwillkürlich überkam mich eine Gänsehaut, was ich aber schnell versuchte zu ignorieren und hob nun vorsichtig ihr nicht verletztes Bein an.
Schon hatte ich ihr den Schuh ausgezogen und stellte ihren Fuß wieder ab. Nun umgriff ich ihr verletztes Bein und deutlich sah man den großen Blutfleck, welcher sich fast runter bis zum Schienbein ausgebreitet hat. Auch diesen Schuh hatte ich, wenn auch viel vorsichtiger, ausgezogen und richtete mich auf. So-a flüsterte ein leises Danke und ich griff wieder um ihre schmale Taille, um sie zu stützen. Je näher wir kamen, desto deutlicher wurde das Getuschel der anderen. Ich konnte nur die Augen verdrehen. Vermutlich hatte Sehun den anderen gesteckt, dass ich ein jemanden mit nach Hause gebracht hatte. Wir traten um die Ecke und tatsächlich standen dort alle bis auf Baekhyun, welcher gerade nicht anwesend war, in Reih und Glied aufgestellt. Jetzt fehlte nur noch, dass sie sich als EXO vorstellten.
So-a und ich blieben stehen, wagte einen kurzen Blick zu ihr und deutlich sah ich, wie ihre Augen tellergroß wurden, als sie die anderen erblickte. Ich schaute wieder nach vorne und die anderen erstarrten, als sie sie sahen. Es wunderte mich ehrlich gesagt nicht, denn So-a sah ziemlich mitgenommen aus, was man ihr natürlich nicht verdenken konnte. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen und ihr Make-Up war an manchen Stellen verschmiert.
"Oh mein Gott, was ist mit ihr passiert?", ertönte die Stimme von Jummyeon, welcher ein paar Schritte auf und zu auf uns zu ging.
"Später Hyung, aber zu erst muss sie dringend verarztet werden.", erwiderte ich ihn schnell. Augenblick sah mein Gegenüber nochmals an ihr herunter und erstarrte als er auf ihr Bein sah, so wie alle anderen anwesenden hier und kamen alle besorgt etwas näher an uns heran getreten. "Ach du... kann jemand mal einen Verbandskasten holen?", rief er auch sogleich. "Schon erledigt.", ertönte schon die Stimme von Baekhyun, der gerade mit besagten Gegenstand ins Wohnzimmer kam. Ich setzte mich mit So-a in Bewegung, welche derweil nur stumm und nun wie ich sah, etwas verunsichert alles beobachtete. "Komm mit.", sagte ich leise zu ihr, woraufhin sie etwas zusammen zuckte, aber nickte und sie zum Sofa führte. Ich setze sie vorsichtig darauf ab und hockte mich vor ihr, um ihr Bein genauer zu betrachten. Auf ihrer linken Seite auf der Höhe ihres Knies, prankte ein großer roter Fleck. Ihre Leggings war dort ebenfalls eingerissen und darunter erkannte man deutlich eine ziemlich schmerzhafte aussehende Wunde. Ich griff nach dem unteren Teil der Leggings und zog diese so vorsichtig wie es ging nach oben. Als ich bei ihrem Knie ankam, spannte sie sich deutlich an und ein kleiner Schmerzenslaut entfuhr ihr.
Augenblicklich sah ich zu ihr auf und fest hatte sie ihre Lippen aufeinander gepresst und ihre Hände griffen verkrampft in den Stoff des Sofas. "Halte noch ein bisschen durch.", flüsterte ich ihr zu, woraufhin sie meinen Blick erwiderte. Zaghaft nickte sie und für einen Moment konnte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden. Ich spürte einen Stich, als ich sie so hilflos sah. Ihre Augen wirkten so unendlich traurig, doch dann wandte sie den Blick wieder ab und leicht kopfschüttlend richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder ihrem Bein zu.
Nun hatte ich den Stoff gänzlich über das Knie gezogen und ihre Wunde sah wirklich nicht gut aus. "Das muss gereinigt werden.", ertönte plötzlich eine Stimme neben mir und ich erkannte Jongdae. Mitfühlend sah er zu So-a, dann wieder zu mir. "Bereite schon mal alles vor, ich bin gleich wieder da.", setzte er noch hinterher, bevor er aus dem Wohnzimmer verschwand. Baekhyun kam zu mir und überreichte mir den Verbandskasten, welchen ich dankend an mich nahm. Dort holte ich alles mögliche heraus, was ich brauchte, als auch Jongdae schon wieder zurück kam. Er kniete sich ebenfalls neben mich hin und stellte eine Schüssel mit Wasser ab, auch hatte er ein Handtuch und einen Lappen dabei. Dankend nickte ich ihm zu und setzte mich kurzerhand in einem Schneidersitz hin. Erst wollte ich die Ärmel meines Hoodies hochziehen, entschied mich aber kurzerhand dafür diesen einfach auszuziehen. Nun nahm ich vorsichtig das Bein von So-a und fing an ihre Wunde mit dem warmen Wasser zu säubern, so auch entfernte ich die restlichen Blutflecken auf ihrem Bein. Deutlich sah man ihr an, dass sie dabei Schmerzen hatte und ich versuchte es so sanft wie möglich zu machen.
Das Wasser in der Schüssel hatte sich mittlerweile hellrot gefärbt, als ich begann ihre Wunde zu desinfizieren. Merklich hatte sie sich nun komplett angespannt, ich konnte mir vorstellen, wie schmerzhaft es sein musste. Dies war jedoch schnell erledigt und legte eine Kompresse auf ihre Wunde. "Könntest du mal?", fragte ich an Jongdae gerichtet, welcher sich die ganze Zeit nicht von der Stelle gerührt hatte. Er verstand sofort und hielt den weißen Stoff an Ort und Stelle. Ich nahm mit ein Verband und wickelte es ihr Knie und befestigte es anschließend. "So, geschafft.", sprach ich aus und blickte zu So-a. Sie nickte und es schien, als würden mit einem mal alle Anspannungen von ihr abfallen und lehnte sich seufzend nach hinten. Sie schloss ihre Augen und fuhr sich einmal über das Gesicht. Dann öffnete sie diese wieder und blickte mich direkt an. "Danke Park Chanyeol. Für alles.", sagte sie leise und blickte mich Ernst an. Unwillkürlich musste ich daran zurück denken, wie dieser schmierige Kerl hinter ihr her war und als wenn sie gerade selbst daran denken musste, erzitterte sie kaum merklich. "Nicht dafür, So-a und nenn' mich bitte nur Chanyeol.", erwiderte ich. "Und ich konnte einfach nicht anders, wer weiß, was dieser Mistkerl dir angetan hätte, wenn ich nicht..", ich konnte diesen Satz einfach nicht zu Ende sprechen, auch konnte und wollte ich mir nicht ausmalen, was alles hätte passieren können.
Ein Räuspern neben mir ertönte. "Was ist denn überhaupt vorgefallen?", kam es fragend von Jongdae und ich sah auf. Auch die anderen hatten immer noch fragende Blicke auf ihren Gesichtern. Sie hatten sich, während ich So-a verarztet hatte, wohl um uns herum im Wohnzimmer auf dem großen Sofa verteilt. Seufzend richtete ich mich auf und ließ mich neben der Blonden nieder. Jongdae blieb derweil auf dem Boden sitzen und sah neugierig aber auch besorgt zwischen uns her. Kurz sah ich zu So-a und unsere Blicke trafen sich. Leicht nickte sie mir zu als Zustimmung, also fing ich an zu erzählen, was vorgefallen war. Als ich fertig war, hatten die anderen allesamt einen geschockten Ausdruck auf ihren Gesichtern.
"Willst du denn nicht zur Polizei gehen?", fragte Junmyeon an So-a gerichtet und seufzend sagte sie ihm das, was sie mir und Baekhyun bereits erzählt hatte und leider hatte sie recht damit. Ich verfluchte dieses Rechtssystem. "Aber glücklicherweise waren Baekhyun und Chanyeol in der Nähe.", kam es von Jongin, welcher So-a mit einem aufmunternden Blick ansah. Sie nickte bestätigend. "Wo wir schon mal dabei sind.", setzte nun Sehun an und schaute neugierig zwischen mir und So-a hin und her, jedoch blieb sein Blick letztendlich bei ihr hängen. "Woher kennt ihr euch beiden denn?" Überrascht erwiderte die Blonde Sehun's Blick. "Also, ehm..". Man konnte ihr deutlich ansehen, wie sie nach den passenden Worten suchte, aber ihre Schüchternheit sie im Endeffekt übermannte und kein weiteres Wort herausbrachte. Das lag vermutlich daran, dass nun jeder hier im Raum neugierig zu ihr sah. Etwas genervt von den anderen seufzte ich auf. "So-a ist Sängerin in einer Band und ich hatte sie am Samstagabend dort spielen gehört. Ein paar Tage später...", ich stockte und unwillkürlich sah ich zu ihr herüber. Ich war mir nicht sicher, ob es in Ordnung für sie war, wenn ich von den Abend in der alten Fabrik erzählte. Jedoch nickte sie mir leicht zu und ein kleines Grinsen huschte mir über die Lippen, bevor ich wieder zum Sprechen ansetzte. "Ein paar Tage später, als ich noch draußen unterwegs war, habe ich plötzlich jemanden Gitarre spielen gehört und so neugierig wie ich bin, musste ich natürlich wissen, wo es herkam. Letztendlich landete ich in einer alten Fabrik und dort saß So-a und hat Songs geschrieben.", beendete ich meine kleine Erzählung und deutete auf die kleine Gestalt neben mir, welche ihren Blick gesenkt hatte und scheinbar nervös mit ihren Fingern spielte.
DU LIEST GERADE
rock a bye baby | p.cy |
FanfictionKim So-a. Ihr Name war in der Seouler Underground-Rockszene bekannt. Jeder wollte ihre exzentrischen Auftritte mit ihrer Band Reckless Blood im Club Rest In Rock sehen. Musik war ihre Droge. Die Bühne ihre eigene, kleine Welt, wo niemand ihr etwas...